JahresrückblickeMeilensteine

Flashback 2019

~ Unser geliebter kleiner Jahresrückblick ~


Flash! Ah-ah, savior of the universe!

Ob das Universum, oder zumindest dieser kleine, blaue Erdball noch über die nächsten Millionen Jahre hinaus zu retten ist, scheint in den letzten Jahren immer unwahrscheinlicher zu werden. Wenden wir uns also der schönsten Sache der Welt zu, so wie an jedem Tag, der Musik. Denn sicher ist nur eins: Wir schenken Euch auch an diesem Jahresende, anno 2019, die schönsten Jahreslisten musikalischer Natur.

Selbst wenn kein Jahrespoll jemals vollständig sein kann, da niemand – gestern als auch heute – alle Musik eines Jahres gehört haben kann, so haben wir wieder alles für Euch in diesem Jahr gegeben und konnten 2019, falls unsere Berechnungen stimmen, über 900 Plattenkritiken präsentieren. Dabei bietet Euch unser vielfältiger Geschmack die blendende Auswahl, aus verschiedenen Geschmacksrichtungen auszuwählen. Manch einer muss dafür Monat für Monat im Bahnhofskiosk zig Magazine lesen oder klauen.

Hier und heute liegen nun die Jahres-Top-30-Listen unserer Redaktionsmitglieder bereit, von Euch nachvollzogen sowie heiß und innig diskutiert zu werden. Genug der Vorrede, taucht nochmal ein, in die Musik, die uns 2019 begleitet hat und – da es so ein erlesenes Jahr war – auch weiterhin begleiten wird: 


TOP 30

Michael Haifl

 

BETHEL MUSIC – Victory
NICK CAVE AND THE BAD SEEDS – Ghosteen
TOOL – Fear Inoculum
VILLAGERS OF IOANNINA CITY – Age Of Aquarius
WEYES BLOOD – Titanic Rising

 

DISILLUSION – The Liberation
GANDALF’S FIST – The Clockwork Prologue
NEW MODEL ARMY – From Here
ANGEL OLSEN – All Mirrors
SOULSPLITTER – Salutogenesis

(Top 10 alphabetisch)

 

Schönheitspreise

BETHEL MUSIC – Victory

Selbst wenn dieses Album für Kenner nur eine Zusammenstellung von Songs darstellt, aber ist das nicht jeder Longplayer, selbst wenn dieses Werk aus Live-Stücken besteht, die in der Gemeinschaft von Worship-Musikern und Künstlern aus Redding, Kalifornien, entstanden sind, gehören diese zum allerbesten Liedgut der letzten Jahre. Ein meisterliches Album.

WEYES BLOOD – Titanic Rising

Selbst wenn sich in diesem Jahr viele Ladys für die vorderen Plätze empfohlen haben, selbst wenn es lange Abende der Muße benötigt, das Heben der Titanic zu vergeistigen, hat Natalie Mering schlussendlich ihr eines, großes Werk erschaffen. Einmalig.

VILLAGERS OF IOANNINA CITY – Age Of Aquarius

Selbst wenn sich die Musikwelt erst daran gewöhnen muss, dass eine der größten Formationen der Gegenwart aus Hellas stammt, selbst wenn es Kraft kostet, diese Ansammlung an Spiritualität, in einem Drang des Aufbäumens und lyrischen Auflehnens, zur täglichen Kost zu erklären, bleibt dem Süchtigen nichts anderes übrig. Eine Sternstunde.

NICK CAVE AND THE BAD SEEDS – Ghosteen

Selbst wenn sich der Meister der dunklen Töne in einem langen Konzept auslebt, selbst wenn er seinen eigenen Herz- und Seelenschmerz verarbeitet, ist dieses Werk, oder auch gerade deswegen, zu einem neuen Meisterwerk geworden. Einzigartig, einzig schön.

TOOL – Fear Inoculum

Selbst wenn sich viele Menschen dieses Album wie eine Masterarbeit erarbeiten müssen, selbst wenn es wie ein Flug durch unbekannte Welten mundet, obwohl der eine oder andere Planet rechts oder links bekannt vorkommen sollte, werden alle Jünger von TOOL genauso befriedigt wie der Musik-Gourmet des Jahres 2019. Ein Meisterwerk.

 

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TOP 30

Jürgen Tschamler

 

TYGERS OF PAN TANG – Ritual
DIAMOND HEAD – The Coffin Train
EXHORDER – Mourn The Southern Skies
3RD EAR EXPERIENCE WITH DR. SPACE – Ear To Space
RIVAL SONS – Feral Roots
CHEMIKILL – Edge Of Wasteland
MYSTIK – Mystik
RAM – The Throne Within
SMOULDER – Times Of Obscene Evil And Wild Daring
ELECTRIC MARY – Mother

 

Schönheitspreise

TYGERS OF PAN TANG – Ritual

Das Album ist die fast perfekte Verbindung von Melodie und einfühlsamer Heavyness mit einer leichten Dosis NWoBHM. Dass der Melodieanteil äußerst dominant ist verleiht `Ritual` seine hohe Eigenständigkeit. Das Album steht auf Augenhöhe mit frühen Klassikern der Achtzigerjahre.

DIAMOND HEAD – The Coffin Train

Wo TYGERS OF PAN TANG auf Melodie setzen, ziehen DIAMOND HEAD eher ruppig durch. So muss NWoBHM im Jahre 2019 klingen: frisch, heavy, traditionsbewusst ohne angestaubt zu klingen! Abgerundet wird das Album durch eine volle, wuchtige Produktion, die den Rahmen für die Mucke nahezu perfekt setzt.

EXHORDER – Mourn The Southern Skies

Was für ein fucking geiles Comeback von EXHORDER. Auch wenn sich im Album neuere musikalische Akzente finden, ist das Album ganz klar EXHORDER. Brutal, voll in die Fresse. Brachial, schnell, sludge-beeinflußt, der Mix macht dieses Album zu einem Highlight. Mega Comeback. Und live ein Abriss.

3RD EAR EXPERIENCE WITH DR. SPACE – Ear To Space

Abheben und abschalten ist die Devise bei diesem Album. Ein Space-Trip aus der Wüste des amerikanischen Südwestens. Waber-Sounds, treibende Gitarren und Rhythmen in einer Endlosspirale, Man muss sich auf die Songs einlassen, um ihre Größe, ihre magischen Momente wahrzunehmen und wird dann auf einen ganz speziellen Trip mitgenommen. Ganz großes Entertainment.

RIVAL SONS – Feral Roots

`Feral Roots` ist das ultimative Statement einer Band, die ihren eigenen Stil, ihren Sound, ihre eigene Philosophie über eine Handvoll Alben geprägt hat und das in keiner Sekunde ausgelutscht klingt, in einem Genre, dem man nachsagt, dass schon alles gesagt worden sei.

 

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TOP 30

Don Carlos

 

CHEMIKILL – Edge Of Wasteland
CRYPT SERMON – The Ruins Of Fading Light
DIAMOND HEAD – The Coffin Train
FLOTSAM AND JETSAM – The End Of Chaos
RAY ALDER – What The Water Wants
RIOT CITY – Burn The Night
SMOULDER – Times Of Obscene Evil And Wild Daring
TERMINUS – A Single Point Of Light
TRAVELER – Traveler
TYGERS OF PAN TANG – Ritual
(Top 10 alphabetisch)

 

Schönheitspreise

CRYPT SERMON – The Ruins Of Fading Light

Melodien zum auf die Knie gehen, Chöre die monumentaler kaum sein könnten und eine Stimme, die Herzen aus Stein zum erweichen bringt. Ein wahres Meisterwerk was die fünf Jungs aus Philadelphia hingelegt haben. So muss moderner kraftvoller epischer Power-Doom klingen. Auch wenn es eigentlich ein Widerspruch ist, so legt mein Puls beim Hören dieser Scheibe gleich ein paar Schläge zu. Es ist einfach so viel drin in dieser Scheibe. Getragene, aber auch schnelle Soli, schweres Riffing, Akustikgitarre, mittelalterliche Flöten- und Harfenklänge, eine Drehorgel und sogar heulenden Wölfe sowie galoppierende Pferde. Und um nochmal auf die Stimme von Brooks Wilson zurückzukommen…großartig, genauso wie ich es mag. Melodisch, aber dennoch mit ausreichender Power und Rauhheit versehen, schafft er es sie sowohl klar und hoch einzusetzen, als auch in Tiefen zu bringen, die bereits verdächtig nah an Growls kommen. Wer SORCERER liebt und CRYPT SERMON nicht kennt, der weiß jetzt, was er (oder sie) zu tun hat!

FLOTSAM AND JETSAM – The End Of Chaos

Das Jahr 2019 begann bereits mit einem Paukenschlag: FLOTSAM AND JETSAM sind wieder da! Flotzilla auf dem Cover hatte es bereits angedeutet und wer an Eric A.K. Knutson und seine Jungs nicht mehr geglaubt hatte, der sah sich nun eines besseren belehrt. Nach zugegebenerweise einigen ziemlich durchwachsenen Scheiben haben es FLOTSAM AND JETSAM mit diesem Werk geschafft, ziemlich nahe an das wohl für immer unerreichbare Jahrhundertwerk ´Doomsday For The Deceiver´ zu kommen. Die Reaktionen der Fans auf den vielen Festivals bei denen sie die Stücke dieses Debüts Rauf und Runter, aber insbesondere beim Keep It True 2018 wo sie alle Stücke von Anfang bis Ende dargeboten haben, hat FLOTSAM wohl wieder auf den Pfad der Tugend gebracht. Nichts gegen Innovationen im Metal, aber bei dieser einer meiner absoluten Lieblingsbands ist mir eine Old School-Scheibe wie ´The End Of Chaos´ am Liebsten! Basta!!

RAY ALDER – What The Water Wants

Wie man schon alleine an den restlichen 29 von mir ausgewählten Scheiben für den Jahresrückblick erkennen kann, habe ich mit Prog im Allgemeinen nicht allzuviel am Hut. Aber was Ray Alder hier aus selbigem gezaubert hat ist in meinen Augen ein Highlight des Jahres 2019. Ich war aber auch bereits von der letzten FATES WARNING ´Theories of Flight´ schwer angetan und gehöre wahrscheinlich zu den ganz wenigen, die bei FATES WARNING Ray Alder den Vorzug vor John Arch geben. Die Gesangsleistung von Ray Alder ist wie mittlerweile gewohnt auch auf dieser Scheibe über jeden Zweifel erhaben. Gefühlvoller kann man wirklich nicht mehr singen. Eine wunderschöne Platte, um an einem grauen und verregneten Sonntag die Seele baumeln zu lassen. Und auch wenn ich oben den Bezug zu FATES WARNING hergestellt habe, so handelt es sich hierbei trotz des in beiden Fällen im Vordergrund stehenden Gesangs von Ray, um ein absolut eigenständiges Werk. Matheos, Vera und Jarzombek haben ihren eigenen unverkennbaren Stil und hier sind gleich zwei Gitarristen (nein, nicht gleichzeitig) am Werk, die auch noch jeweils die Arbeit am Bass übernommen haben.

RIOT CITY – Burn The Night

Die letzte Band aus dieser Stilrichtung, die mir aufgrund der unerwartet hohen Qualität ihres Erstlingswerks in ähnlicher Weise das Erstaunen aufs Gesicht zeichnete, war STRIKER. Und wenn ich wetten müsste, würde ich mein ganzes Geld darauf setzen, dass auch diese Band aus Kanada stammt…au verdammt, sie tut es ja tatsächlich. Was fügt die Regierung dieses Landes nur neuerdings dem Trinkwasser hinzu, dass in letzter Zeit reihenweise Bands von dieser Qualität auf der Bildfläche erscheinen? Nein, obwohl RIOT CITY stark NWOBHM-lastigen Heavy/Speedmetals spielt, handeln sie nicht einfach nach dem Motto „Gaspedal durchdrücken und volle Kraft voraus“. Auch wenn ich an dieser Stelle nicht zu sehr ins Detail gehen will und darf (Hallo lieber Chefredakteur!), so muss ich ein Stück wie ´The Hunter´ mit seinem, ja ich nenne es so, epischen Mittelteil hervorheben. Und dazu die Stimme des Sängers Cale Savy, der in einem Moment sein Organ sirenenhaft in schwindelnde Höhen erhebt um es sogleich wieder in treibende Tiefen zu drücken. Ganz großes Kino! So, das muss an dieser Stelle reichen, sonst bekomme ich doch noch ob meiner ausufernden Begeisterung Ärger von höherer Stelle.

SMOULDER – Times Of Obscene Evil And Wild Darings

Es kommt wirklich sehr, sehr selten vor, aber bei den Kanadiern SMOULDER ist es mir tatsächlich so ergangen. Live fand ich sie eher, na ja, durchschnittlich, was wohl vor allem an der etwas nervös agierenden Sängerin lag, aber auch die Single mit dem Demo konnte mein Herz nicht so richtig erwärmen. Aber als ich dann mehr oder weniger dazu genötigt wurde, mir ihr Erstlingswerk mit dem etwas sperrigen Titel anzuhören, war ich doch ob der Qualität ziemlich überrascht. Und was soll ich sagen, es wurde von Durchlauf zu Durchlauf immer besser. Diese Mischung von Epic Doom, Heavy- und Powermetal, wie man sie von CANDLEMASS und SOLITUDE AETURNUS her kennt, funktioniert auch hier sehr gut und tatsächlich klingt Sängerin Sarah Ann um einiges besser, als ich es in Erinnerung hatte, auch wenn sicherlich immer noch etwas Luft nach oben ist. Insgesamt eine sehr abwechslungsreiche Scheibe, die jeder Liebhaber der genannten Genres antesten sollte.

 

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TOP 30

Marcus Köhler

 

DISILLUSION – The Liberation
INTER ARMA – Sulphur English
SCHAMMASCH – Hearts Of No Light
SUNN O))) – Life Metal
SWANS – Leaving Meaning

 

BARONESS – Gold & Grey
BIG / BRAVE – A Gaze Among Them
CHELSEA WOLFE – Birth Of Violence
DEAD TO A DYING WORLD – Elegy
FULL OF HELL – Wheeping Choir
(Top 10 alphabetisch)

 

Schönheitspreise

SWANS – Leaving Meaning

Mein Album des Jahres! Michael Gira und seine neu formierte Crew führen hier die Erfolgsgeschichte seit Neugründung der Band 2010 ohne jeden Qualitätsverlust fort. Auch ´Leaving Meaning´ ist wieder einmal rauschhafte, willenlose Hexerei. Die Songs bewegen sich irgendwo zwischen Folk und Drone – und die repetitiven Verse wirken wie Geständnisse, die durch die vielen Wiederholungen zu regelrechten Beschwörungsformeln erwachsen. Ein blutbespritztes Americana, eine Spukhausversion des sagenumwobenen amerikanischen Traums. Meisterlich.

DISILLUSION – The Liberation

Eine Band, die ich bislang noch gar nicht auf dem Schirm hatte. Die Live-Show der Leipziger Prog-Metal-Wunderknaben beim diesjährigen Prophecy Fest war ein faszinierendes und mitreißendes Erlebnis, und ´The Liberation´ ist ein Progressive Metal-Meisterwerk in Cinemascope! Das Album ist prall gefüllt mit einer ungeheueren kompositorischen Energie und ausgetüfteltem Songwriting, und glänzt mit einer perfekten Mischung aus brachialer Härte, warmen Melodien, progressiven Elementen sowie mit visuellen Soundscapes und emotionaler Fragilität.

INTER ARMA – Sulphur English

Dreimal durfte ich das Quintett aus Richmond, Virginia, bislang live erleben. Zuletzt beim „Halloween Dudefest“ in Karlsruhe, wo sie erneut eine mörderisch-intensive Show darboten. Ihr vierte Longplayer ´Sulphur English´ ist eine virtuelle Symphonie aus verprügelnden, dissonanten Riffs, die mit einer unerbittlichen Präzision geformt wurden und nichts als eine heillos verbrannte Erde zurücklassen. Komplex, durchschüttelnd und alles vernichtend! Ihr bis dato herausragendes Machwerk.

SCHAMMASCH – Hearts Of No Light

Ihre grandiose Live-Show beim Roadburn 2017 wird mir für ewig in Erinnerung bleiben. ´Triangle´ in its entirety, rund zwei Stunden mit das Beste, das der Black Metal in den vergangenen Jahren zu bieten hatte. ´Heart Of No Lights´ setzt nun die transformative Magie seines Vorgängers nahtlos fort und wirkt an vielen Stellen sogar noch weit progressiver und mutiger. Introspektiv und dynamisch zugleich. Ein avantgardistisches Masterpiece auf den Spuren von ´Into The Pandemonium´.

SUNN O))) – Life Metal

Ihre diesjährige Live-Show im Frankfurter Mousonturm war eine ohrenbetäubende, unheilvolle Messe. Beschwörender Slow-Motion Drone, wie bei einem religiösen Ritual. Steve Albini ist für seine besonders lauten Produktionen ja bestens bekannt – und ´Life Metal´ ist reichlich gespickt mit Knochen brechenden Eruptionen. Jede Note landet wie ein weiterer Tritt gegen die Brust, jede brüllende Lücke dazwischen, wie ein Versuch, den Schmerz wieder wegzumassieren. Amplifier Worship at ist very, very best!

 

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TOP 30

U.Violet

 

ULTHA – Belong
E-L-R – Mænad
SUN WORSHIP – Emanations Of Desolation
TOOL – Fear Inoculum
BÖLZER – Lese Majesty

 

ALCEST- Spiritual Instinct
SCHAMMASCH – Hearts Of No Light
MOLASSES – Mourning Haze/Drops Of Sunlight
BLUT AUS NORD – Hallucinogen
CRESTFALLEN QUEEN – Queen Of Swords

 

Schönheitspreise

ULTHA – Belong 

Ihr denkt euch vielleicht „Na klar, schon wieder ULTHA…“ – but why not? In einem der allerübelsten Jahre für diesen Planeten hat mich die unsägliche Menschheit einfach komplett fertiggemacht. Ich habe 2019 daher nur wenig Musik hören können (und eine Menge hochinteressante Platten verpasst…), doch was ich gehört habe, kann ich auswendig. Vor allem diese drei herzblutroten Tracks, die mich durch ewige Tiefen und seltene Höhen begleiten, seit ich sie mit offenem Mund vor Ehrfurcht und Erstaunen zum ersten Mal hörte. Wer ULTHA liebt („mag“ gibt’s da nicht), weiß sowieso Bescheid, dem Rest kann ich nur sagen: für wen Musik packend, tiefgehend, mitreißend, so melodisch wie wüst, dabei hart und zart zugleich sein muss, kurz – eine emotionale Achterbahnfahrt, kommt um die vorläufige Abschiedsscheibe der Kölner nicht herum. Berührender und authentischer als ´Belong´ war 2019 im Black Metal nichts. 

E-L-R – Mænad

Glücklicherweise habe ich in meinem inneren Chaos nicht alle Geheimtipps des Jahres verpasst – und mit diesem Goldstück hat die liebe Seele endlich so etwas wie Ruhe finden können. Traumhaft schöne, so gut wie reine Instrumentalmusik, die zwar nichts auslässt oder beschönigt, was an Licht und Schatten zum Leben gehört, aber bei aller Dynamik eine so dermaßen tiefe innere Ruhe und Kraft transportiert, dass Trance und darauf folgende innere Reinigung quasi vorprogrammiert sind. Das Schweizer Trio schafft mühelos die Alchemie, kompositorische Essenz überquellen zu lassen und wieder zu verdichten, vereint doomige Schwere und psychedelisches Schweben zu einem flirrenden Klangteppich, in dem getragen werden und versinken eins ist. Hier zeigt sich, wie viel entstehen kann, wenn Zeit absolut keine Rolle mehr spielt. Was für ein kathartischer Gegenentwurf in unserer immer hektischeren Welt!

SUN WORSHIP – Emanations Of Desolation

Manchmal hilft nur Härte. Irgendwann ist es vorbei mit dem Selbstmitleid, es muss irgendwie weitergehen, und dabei tatkräftige Unterstützung zu haben, die einem im vollen Galopp den nötigen Arschtritt verpasst, um wieder in die Gänge zu kommen, kann ein echter Segen sein. SUN WORSHIP haben mit den extrem vielschichtigen ´Emanations Of Desolation´ die todesschwarze Blaupause für Wiedergeburt durch Zorn und Tränen geliefert, indem sie ein so harsches wie stolzes Hohelied auf Selbstbestimmung und Willenskraft singen. Wer es geschafft hat, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen, nur um danach umso mehr zu strahlen, dem gebührt zurecht ein Platz an der Sonne. Auch wenn mehr als fraglich ist, ob sich die beiden Maniacs dort wohlfühlen würden… für Freunde so räudiger wie komplexer, immer weiter voranpreschender Blastbeats mit einem progressiven Twist haben sie auf jeden Fall eine Referenzplatte nicht nur diesen Jahres geschaffen.

BÖLZER – Lese Majesty (EP)

Ich habe es in den jeweiligen Reviews strikt vermieden, diese beiden Zweiergespanne miteinander zu vergleichen, doch nun möchte ich den Hörern des einen auch das andere ans Herz legen. BÖLZER haben zwar einen komplett anderen Zugang zu Black/Death Metal als SUN WORSHIP, und setzen beim Hörer entsprechend auch einen anderen Hormoncocktail frei, aber in Summe schütten beide Platten vor allem Testosteron aus, das auf eine positive, schöpferische Art wirkt. Mystisch und geheimnisvoll, doch genauso direkt und unverfälscht entwickeln die Zürcher durch ihren nie unterbrochenen Wahnsinnsgroove einen Sog, der diese Platte nicht mehr aus der Heavy Rotation entlässt. Sie richtet mich genauso innerlich auf wie es einfach Spaß macht, den beiden dabei zuzuhören, wie sie ihre Wall of Sound ständig auf- und wieder abbauen. Merke: Auch im düsteren Bereich muss Musik nicht zwangsläufig bedrückend und fordernd sein, um zu wirken – sie kann auch ganz einfach Kraft geben und dadurch die Laune anheben.

MOLASSES – Mourning Haze/Drops Of Sunlight (EP)

Die dritte EP in meinen Top 10 zeigt mal wieder – Qualität schlägt Quantität um Längen. MOLASSES teilten beim diesjährigen „Roadburn Festival“ wie ein gleissender Sonnenstrahl den Nebel (Nebel und so – we know – Anm. d. Red.), der Selim Lemouchis Vermächtnis seit Jahren umwabert, und spielten sich mit einem furiosen Debütauftritt in die Herzen der Zuschauer, sowie von ihrer gemeinsamen Vergangenheit frei. Allein Faridas seelenvolle Stimme nach so vielen Jahren wieder hören zu können ist ein Geschenk, und was die Allstarband um sie an psychedelischem und progressivem 70ies (Jazz)Rock aus den Fingern fließen lässt, Honig für die Ohren. Manchmal muss man sich einfach nur einlullen und trösten lassen von Melodien, die die Zeit anhalten, oder sogar zurückdrehen. Zurück bis auf Start. Mit der Chance auf einen echten Neubeginn. Und was böte sich dazu mehr an als ein neues Jahr?

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TOP 30

Johannes Zenner

 

HIGH COMMAND – Beyond The Wall Of Desolation 
THE WRAITH – Gloom Ballet
PELICAN – Nighttime Stories 
RUSSIAN CIRCLES – Blood Year
LORD MANTIS – Universal Death Church 
MISERY INDEX – Rituals Of Power 
GATECREEPER – Deserted 
SPIRIT ADRIFT – Divided By Darkness
VLTIMAS – Something Wicked Marches In 
INTER ARMA – Sulphur English

 

Schönheitspreise

HIGH COMMAND – Beyond The Wall Of Desolation 

Die acht Axthiebe auf ´Beyond The Wall Of Desolation´ spalten selbst den härtesten Schädel. 43 gnadenlose Minuten. Klingt eintönig? Nein, weil abwechslungsreich umgesetzt. Das liegt unter anderem an den geschickt eingebauten, halbballadesken Harmonien und Gänsehaut-Momenten, die ein klein wenig an METALLICA zu Bestzeiten von ´Master Of Puppets´ erinnern. Die CRO-MAGS sind ohnehin Taufpate. Sehr geschmackvoll, nie anbiedernd. Crossover’n‘Thrash in yer Face!

THE WRAITH – Gloom Ballet

Ach, die Achtziger! Was waren sie schön und schwanger an toller Musik: Thrash, Hardcore, Crust, Death, Grind – all das definierte sich in dieser Dekade aus. Auch der Post-Punk. THE WRAITH aus Los Angeles sind alt genug, um selbst aktiv dabei gewesen zu sein. Sie zelebrieren diesen fiebrigen, obgleich sehr Hookline-orientierten Düster-Punk, der damals T.S.O.L. und SAMHAIN groß machte. Chapeau, ihr Gefühls-Punks!

PELICAN – Nighttime Stories 

Wo Wettbewerber, etwa CULT OF LUNA, längst breiter gefasst und atmosphärischer komponieren, haben PELICAN den Geschmack an schnelleren und prägnanten Songs wiedergefunden. Zugleich erkundet ´Nighttime Stories´ Emotionen und klangliche Texturen mit mehr Tiefe als zuvor. Das Zusammenspiel der Gitarristen ist so inspiriert wie kühn: mit Riffs und Licks aus zahlreichen Klangwelten, darunter Wüstenrock, Americana, Indie, Hardcore und Metal. Mit überraschenden Cutaways, Breakdowns und verdammt heftigen Arpeggios. Post Rock ist nicht nur was für Akademiker und Durchgeistigte, ´Nighttime Stories´ ist der hammerharte Beweis.

RUSSIAN CIRCLES – Blood Year

Gibt es Mittelmaß bei den RUSSIAN CIRCLES? Blöde Frage. Zumal die Instrumental-Band seit 2004 weniger aus kommerziellen Gründen zusammenfindet, sondern Platten vielmehr aus Überzeugung und als Kreativitätsventil entstehen. Erst wenn die Qualität des Materials stimmt, wird aufgenommen. Es gibt keinen Vertriebs- und Marketingplan, der Druck macht. ´Blood Year´ setzt die Erfolgsreihe, geschmückt mit Großtaten wie ´Geneva´ (2009) und ´Empros´ (2011), fort. Hier hat übrigens Steve Albini die Regler bedient. Passt prima: trocken, transparent – fast wie live.

LORD MANTIS – Universal Death Church 

Perverse brauchen Ventile. Vor allem LORD MANTIS. Musik als Ablasshandel, als Therapie. Dies sind Männer, die uneingeschränkt von Negativität leben. Die Amis haben mit ihren beiden vorherigen Alben – 2014: ´Death Mask´ und 2012: ´Pervertor´ – zwei der ätzendsten und hasserfülltesten Alben der jüngsten Zeit veröffentlicht. Und jetzt ist die Band nach kurzer Trennung zurück; die Jungs brauchten einfach ein wenig Abstand voneinander und ihrer destruktiven Kunst, einer beging 2016 leider sogar Selbstmord. Alles keine Gründe, aufzuhören. Anno 2019: weniger Sludge Metal – mehr Noise Rock. Qualvoll schön.

 

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TOP 30

Less Leßmeister

 

OOMPH! – Ritual
AVANDRA – Descender
LORD – Fallen Idols
XILLA – Distant Minds
SAMSAS TRAUM – Scheiden tut weh / Das vergessene Album
DARKWATER – Human
ADVENTURE – New Horizon
TARA LYNCH – Evil Enough
AURORA FERRER – Night Oracles And Falling Stars
JADU – Nachricht vom Feind

 

Schönheitspreise

OOMPH! – Ritual

„Is this the life we really want?” fragte ein ähnlich zorniger Roger Waters 2017. “Stellt euch quer“ – „Ich bring‘ euch Revolution“ scheinen OOMPH! 2019 zu antworten. Wer den täglichen Nachrichten ähnlich kritisch, sorgenvoll und ohnmächtig gegenübersteht, muss nicht lange überlegen, wenn es um das gesellschaftlich aussagekräftigste Album des Jahres geht. Es gibt eh kein Album des Jahres. Genauso wenig wie echte Demokratie und Politik, die sich ehrlich um die Belange der nächsten Generation sorgt. Besuchen Sie Europa, so lange es noch steht. Bleibt nur die Hoffnung, dass unser momentanes „Prinzessinnendasein“ für die Glücklichen unter uns noch lange anhält. Wenigstens habe ich in manchen Belangen die Wahl. „Gott wird dir verzeih’n“ – oder auch nicht. In diesem Sinne: ´TRRR – FCKN – HTLR´ – Ich wähle OOMPH!

AVANDRA – Descender

Das Album, welches mich auf Gefühlsebene ganz besonders berührt hat, kommt aus Puerto Rico. Selten wurde progressive Finesse dermaßen harmonisch mit Emotionen in Einklang gebracht. Diese Wohlfühlwirkung kann mit Worten nicht beschrieben werden, diese Erfahrung muss jeder für sich selbst machen. Wer sich darauf einlässt, erfährt möglicherweise eine heilende Wirkung, findet ein unvermutetes Lächeln im Gesicht oder erlebt im ungünstigsten Fall zumindest ein absolutes Highlight des Jahres. Like a dream too good to be true.

LORD – Fallen Idols

Am Anfang war der Metal. Jedenfalls in der Historie von STREETCLIP. Dass wir uns mittlerweile für euch in alle erdenklichen Richtungen umhören und teils von seltsamen, avantgardistischen und auch poppigen Werken berichten, bedeutet nicht Kommerz, Ausverkauf oder Größenwahn. Meine Liebe zum Metal wird lebenslang bestehen und wenn LORD mit einer ähnlich breit gefächerten Sichtweise eben dieser in all ihren kraftvollen, melodischen und eruptiven Facetten auf einem Album in äußerster Perfektion huldigen, dann ist das nicht etwa stilistisch unentschiedener Selbstmord, sondern DAS pure, reine Metalalbum des Jahres für Allrounder wie mich. Bang that head that doesn’t bang!

XILLA – Distant Minds

Wie schreibt man das perfekte Album? Wie erhebt man einen kommerziellen Anspruch, ohne die Rock Scientisten dabei zu verärgern? Wie findet man einen der geilsten Sänger des Genres? Wie schreibt man Songs mit doppelter Radiolänge, die auf gesamte Albendistanz kurzweilig bleiben? Wie könnte man mit einem Album die Bewerbung für NIGHT OF THE PROG oder das H.E.A.T. Festival zusammen abgeben? Die Antwort kommt aus der Wiege des Heavy Metal Birmingham und heißt XILLA.

SAMSAS TRAUM – Das vergessene Album

Adieu, Arschbombe des Monats, willkommen in der strahlenden, elitären Künstlergesellschaft des Jahres. Hatte Alexander Kaschte schon immer ein gestört-liebevolles Verhältnis zu Black Metal, der Welt und der Gesellschaft? Oder ist er einfach ein verkanntes Genie? Das kann ihm und uns egal sein – Fakt ist, dass er ein musikalisch brillantes Brutalomeisterwerk – dieses Jahr die Version ohne Keyboard – auf Tonträger gebannt hat, welches bei Maria und ihren Anbetern zu Inkontinenz führt, seinen Anhängern und Freunden kompromisslos hart verkündeter Botschaften jedoch zur Ekstase verhilft. (Maria wird nach 30 gesprochenen Ave-Maria an dich denken – Anm. d. Red.)

 

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TOP 30

Mario Wolski

 

BANCO DEL MUTUO SOCCORSO – Transsiberiana
CAPILLA ARDIENTE – The Siege
GRENDEL’S SYSTER – Myrtle Wreath / Myrtenkranz
MCB – Heavy Mörtel Mischmaschine (1985-1989)
MYRATH – Shehili
AMULET – The Inevitable War
DARK BLUE INC. – Linked To Life
HEXVESSEL – All Tree
IQ – Resistance
SANHEDRIN – The Poisoner

 

Schönheitspreise

BANCO DEL MUTUO SOCCORSO – Transsiberiana

Italienischer Prog Rock, wie er sein sollte. Ausschweifend, schräg, instrumentale Abfahrten. Italienisches Belcanto, wunderbare Melodien. Für Reisewütige, das Album befaßt sich mit einer Reise. Die Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn ist hier aber auch ein Bild für die Lebensreise und die Reise durch die Bandgeschichte von BMS. Ein Prog-Highlight, das, erst einmal auf dem Plattenteller, lange nicht den Weg zurück ins Regal findet.

CAPILLA ARDIENTE – The Siege

Aus Chile fanden CAPILLA ARDIENTE den Weg in meine Gehörgänge. Epischer Doom im Gefolge von CANDLEMASS, verteilt auf vier Longtracks. Die musikalischen Themen werden ordentlich ausgewalzt. Und dann, ehe Langeweile einkehren kann, ein Richtungswechsel. Für mich eine Entdeckung, eine Offenbarung. Für die Qualität spricht auch, dass Sänger Felipe Plaza, auch bekannt von PROCESSION, zuletzt das Mikro bei den Russen SCALD übernehmen durfte.

GRENDEL’S SYSTER – Myrtle Wreath / Myrtenkranz

 Alma-Tademas Gemälde „Die Rosen des Heliogabalus“ ziert das neue Werk des süddeutschen Trios GRENDEL’S SYSTER. Und das Covermotiv paßt zum Inhalt der CD wie die Faust ins Auge. Epischer Metal der Marke MANOWAR trifft auf folkloristisches Liedgut der Marke JETHRO TULL und STEELEYE SPAN. Alleinstellungsmerkmal, alle Songs werden in englisch und deutsch dargeboten. Gerade die muttersprachlichen Lyrics sind höchst gelungen. Die bildhafte Sprache von Sängerin Caro macht einfach Lust genauer hinzuhören.

MCB – Heavy Mörtel Mischmaschine (1985-1989)

Weil seit den 4 Stücken auf dem Hard’n’Heavy-Kleeblatt-Album nur vereinzelte einzelne Songs auf Ostmetal-Samplern zu finden waren, werte ich diese Dopper-CD nicht als Re-Release. Eher ist das eine verspätete Ehrung einer der wichtigsten Bands der Metalszene in der DDR. Alle Aufnahmen, die der Rundfunk der DDR damals gemacht hat, im Studio wie auch live, treffen auf ein 10-minütiges Interview. Und die Musik hört man sicher nicht nur aus nostalischen Gründen. Und jetzt: „Sophie mein Henkersmädel, komm sieh mir in den Schädel…“

MYRATH – Shehili

Die Tunesier MYRATH sind keine Neulinge. Und das merkt der Hörer. Progressiver und melodischer Power Metal der SYMPHONY X – Schule trifft auf, für mich fast zu wenige, orientalische Farbtupfer. Die Songs sind eingängig und mitreißend genug, um Symptome von Suchtverhalten auszulösen. So tanzen wir durch Wüsten und Oasen. Mein größter Wunsch, ein Song komplett in Muttersprache.

 

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TOP 30

Armin Schäfer

 

ARCH/MATHEOS – Winter Ethereal
POSSESSED – Revelations Of Oblivion
VANDERMEER – Panique Automatique
CANDLEMASS – The Door To Doom
OVERKILL – The Wings Of War
KADAVAR – For The Dead Travel Fast
FLOTSAM AND JETSAM – The End Of Chaos
YEAR OF THE GOAT – Novis Orbis Terrarum Ordinis
MYSTIK – Mystik
ATLANTEAN KODEX – The Course Of Empire

 

Schönheitspreise

ARCH/MATHEOS – Winter Ethereal

Streckenweise überraschend hart und heavy kommt das Zweitwerk von Ausnahmesänger John Arch und Multi-Instrumentalist Jim Matheos daher und erinnert nicht selten an ihre göttlichen Frühwerke mit FATES WARNING – das hätte ich so und in dieser Form nun wirklich nicht erwartet. Exzellenter Progressive Metal in seiner schönsten Art und Weise. Und so kann ´Winter Ethereal´ mit Klassikern der Marke ´The Spectre Within´ und ´Awaken The Guaridan´ fast sogar Schritt halten. Mein persönliches Album des Jahres!!!

POSSESSED – Revelations Of Oblivion

…als hätte H.G. Wells (´Die Zeitmaschine´) seine Finger mit im Spiel, katapultieren uns POSSESSED mit ´Revelations Of Oblivion´ doch dreißig Jahre zurück in die 1980er Jahre und knüpfen nathlos an ihren letzten Nackenbrecher ´The Eyes Of Horror´ an. Schnell, laut, brutal, brachial, technisch versiert – BRILLANT! Genau so muss anspruchsvoller Thrash/Death Metal mit Niveau klingen. Einfach nur höllisch geil!!!

VANDERMEER – Panique Automatique

Zeitreisen, die Zweite: Oh ja, mit jedem Durchlauf von ´Panique Automatique´ fühle ich mich nochmals wie 13 oder 14 Jahre alt. Vieles auf diesem Album klingt wie die Wave Rock-Werke der frühen Achtziger, erinnern an locker-flockiges der Marke BLONDIE oder einfach nur an sensationell geilen Shoegaze und Indie-Rock. Und dabei klingen VANDERMEER keineswegs altbacken, sondern verdammt frisch! Atemberaubend schön!!!

CANDLEMASS – The Door To Doom

Der tritt über die Schwelle von ´The Door To Doom´ lohnt sich in mehrerlei Hinsicht. Schließlich haben die schwedischen Doomster mit Johan Längquist nicht nur ihren ersten Shouter zurück ins Boot geholt, sondern verzaubern erneut mit acht hochklassigen und sehr melodischen Doom-Hymnen, die sich wie ein Dolch ins Hirn des Konsumenten bohren und einen einfach nicht mehr loslassen wollen. Großartige, kompositorische Leistung der Mannen um Szene-Ikone Leif Edling. Ergebnis: Dauerrotation!!! Ganz, ganz großes Kino!!!

OVERKILL – The Wings Of War

Die New Jersey-Thrasher können, bis auf zwei, drei vielleicht etwas schwächere Alben, einfach nicht enttäuschen und liefern seit mehr als 35 Jahren in stetiger Regelmäßigkeit großartige Thrashware ab. Wo OVERKILL drauf steht ist auch OVERKILL drin – und bei ´The Wings Of War´ ganz besonders, zeigt das Werk doch eindrucksvoll die Stärken des Fünfers auf. Großartiges Riffing, Doublebass-getränkte Abgeh-Nummern und natürlich den unvergleichlichen Gesang von Bobby „Blitz“ Elsworth. In einem Wort: BRETT!!!

 

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TOP 30

Sir Lord Doom

 

ARCH / MATHEOS – Winter ethereal
DARKTHRONE – Old Star
CANDLEMASS – The Door To Doom
THE LORD WEIRD SLOUGH FEG – New Organon
SAINT VITUS – Saint Vitus
OPETH – In Cauda Venenum
BANCO DEL MUTUO SOCCORSO – Transiberiana
SANHEDRIN – The Poisoner
TWISTED TOWER DIRE – Wars In The Unknown
MAGMA – Zess

 

Schönheitspreise

MAGMA –  Zess

Die französischen 70er Helden haben es noch drauf. Zwei lange Kompositionen von epischem Ausmaß, ein jazziger Trip durchs Weltall, eine Klangreise und wieder eine Seite im Geschichtsbuch des Planeten Kobaia.

CHEVALIER – Destiny calls

Sie leben den Geist des Kultmetals, der Sound ist ein undefinierbarer, rauschender Brei, irgendwo schält sich dort dann immer wieder eine feurige Melodie heraus. Dabei sind sie hervorragende Musiker und wissen, wie man zupackende, immer wieder großartig zu hörende Songs schreibt. Heavy Metal der alten Schule, ACID trifft auf BROCAS HELM.

SKUNK – Strange vibration

Jammiger, bluesiger Heavyrock, der locker aus den 70ern hätte stammen können und doch dem Jetzt entspringt.

 

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TOP 20

Markus Gps

 

ARCH/MATHEOS – Winter Ethereal
SOEN – Lotus
WORK OF ART –  Exhibits
DISILLUSION – The Liberation
MAYFAIR – Frevel
BENT KNEE – You Know What They Mean
POTENTIAL THREAT S.F. – Threat To Society
FLYING COLORS – Third Degree
IDLE HANDS – Mana
VILLAGERS OF IOANNINA CITY – Age Of Aquarius

 

Schönheitspreise

SOEN – Lotus

Nach dem 2017er Jahrhundertwerk ´Lykaia´ gelingt den Schweden auch ohne Markus Jidell ein nur um Nuancen weniger überragendes Album. TOOL-Vergleiche? Obsolet, die Songs von SOEN strahlen eine himmlische Wärme aus! OPETH-Vergleiche? Obsolet, die Songs von SOEN kommen (wenn auch manchmal über Umwege) immer auf den Punkt! Oftmals sind es dank dem versierten und vezierendem Songwriting sogar Doppelpunkte und mehr. Ruhigere, emotionale Momente haben gegenüber dem Vorgänger etwas zugenommen und gipfeln in einer PINK FLOYD-Hommage, die man sogar als Titelsong auserkoren hat.

WORK OF ART – Exhibits

Wechselnde teils namhafte Unterstützung und großteils extern in Auftrag gegebene Lyrics, dem Kerndreier von WORK OF ART haftet ein wenig an, gar keine richtige „Band“ zu sein. But it’s the song not the formation! Spät veröffentlichte Platten haben es ja im frühen Listenwahn immer schwer, aber hier ist für mich schon nach wenigen Tagen und Durchläufen klar, dass die Schweden sich mit dem vierten Album selbst übertroffen haben. AOR in purer Perfektion!

Euren Staubsauger könnt ihr entsorgen. Einfach die Scheibe regelmäßig auflegen und dazu Mikrofasersocken tragen. Beim ausgiebigen Tanz durchs Wohnzimmer werdet ihr in allen Ecken vorbeikommen.

MAYFAIR – Frevel

Frevel, mit dem Vorgänger hat mir tatsächlich ein MAYFAIR-Album mal nicht so wirklich gefallen. Doch mein Herz schlägt wieder im Takt zum unverwechselbaren und unnachahmlichen Sound der Vorarlberger. Ähnlich der Entwicklung in den 90ern ist das dritte Album seit dem Comeback das tendenziell ruhigste und zugänglichste geworden. In einer gerechten Welt sollten nicht wenige der neuen Songs in sämtlichen Indie Charts von oben grüßen. Zudem, sie berühren von ganz tief innen! Und Flaschen kommen in den Schrank!

BENT KNEE – You Know What They Mean

Neues Album und BENT KNEE erfinden sich schon wieder neu. Nach dem verhältnismäßig eingängigen, teils poppigen ´Land Animal´ ist nun wieder schwere Kost angesagt. Von Weltmusik über Artrock und Avantgarde bis zu Noise Rock ist die Bandbreite fast unendlich, klingt bei den Berklee Collegen aber wie immer lebendig aus einem Guss. Wüsste man es nicht besser, können hier eigentlich nur Zwillingsschwestern und Brüder am musizieren sein. Über allem thront dann in allen Schattierungen das Ausnahmeorgan von Courtney Swain, der vielleicht besten Rocksängerin der Moderne.

POTENTIAL THREAT S.F. – Threat To Society

METALLICA, HEATHEN, Bay Area sind die ersten drei Gedanken, die beim Hören in den Kopf schießen. Damit dürfte klar sein, dass das S.F. wohl nicht für Science Fiction steht, auch wenn an dieser Position gerne mal ein Techno Thrash Album auftaucht (hab‘ ich dieses Jahr was verpasst?). Beeindruckend wie leichtfüßig die Band ihre Thrash-Variante auslegt und auch nicht nur in den 80ern stehen bleibt (´Victims Of The Fall´ klingt gar ein wenig nach TRIVIUM). Großes Kino mit dem man allen etablierten Genre Bands in diesem Jahr die lange Nase zeigt.

 

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[Die Top 5 einiger Musiker und weitere Listen befinden sich in Teil II – Feinheiten, bitte anklicken]