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ULTHA – Belong (EP)

~ 2019 (Vendetta Records) – Stil: Black Metal ~


“Man is a strange creature:
all his actions are motivated by desire,
his character forged by pain.
As much as he may try to suppress that pain,
to repress the desire,
he cannot free himself from the eternal servitude to his feelings.
For as long as the storm rages in within him,
he cannot find peace,
not in life,
not in death…”
(Dark – 2. Staffel, Netflix)

 

 

Gibt es den perfekten Song? Was muss passieren, damit eine Band ihr absolutes Meisterwerk erschaffen kann? Und was zeichnet ein solches dann aus?

Im Falle von ULTHA, der gefühlt ewigen deutschen Black Metal-Untergrundhoffnung, die seit Jahren höchste Qualität abliefert und stets auf dem Sprung zu einer großen internationalen Karriere ist, kommen vor allem zwei Dinge zusammen: zum einen die langjährige, und seit fünf Jahren gemeinsame Erfahrung als Musiker, ihre gegenseitige Ergänzung und Potenzierung, und die aus der heute schließlich perfekten Bandzusammensetzung entstehende Energie und Inspiration; aber vielleicht sogar noch mehr das Leben an sich: schmerzhafte, frustrierende, deprimierende, Zorn entfachende und enttäuschende Eindrücke, die Mastermind R tagebuchartig und kathartisch mittels seiner Stücke zu verarbeiten versucht. Können die anderen Bandmitglieder all dies nicht nur nachvollziehen, sondern auch durch eigenes Erleben ergänzen, unterfüttern und empathisch mittragen, kann etwas entstehen, was der Seele einer Band entspringt, was genau das transportiert, was dieses Kollektiv der Welt zu geben hat, auf seine ganz individuelle wie unverkennbare Weise.

 

Whenever the light takes hold
only the night will answer.

 

Der perfekte Song kann, aber muss nicht unbedingt technisch oder kompositorisch perfekt sein – es ist selbstredend, dass er es bei den Perfektionisten von ULTHA ist. Was ihn jedoch vor allem auszeichnet, ist, dass er nichts anderes als die Seelen der Hörer erreicht. Das kann man bereits beim ersten Erleben spüren durch ein unwillkürliches Luft anhalten, schwer schlucken müssen, durch kalte Schauer, die einem den Rücken herunterlaufen, und ja, auch durch Tränen, die man vergeblich wegzublinzeln versucht.

Schon einmal waren die Kölner verdammt nah dran am perfekten Song. ´Fear Lights The Path (Close To Our Hearts)´, der siebzehnminütige Abschlusstitel des überragenden 2016er Albums ´Converging Sins´ galt nicht nur unter ULTHA-Fans als DER Song der Band überhaupt. Grandiose Suspense, große Melodiewände, Reduktion auf und Wiederholung nur des absolut Wesentlichsten, und der Wechsel zwischen geblasteter Raserei und bedeutungsschweren Riffs zogen auch Hörer außerhalb des Black Metal-Spektrums magisch an.
Kein Song des 2018 dann bei Century Media erschienenen, exzellenten, aber doch ganz anders ausgerichteten Nachfolgers ´The Inextricable Wandering´ (unser Review dazu gibt es hier) konnte an diesen Inbegriff bedrängender Hoffnungslosigkeit, der auf einzigartige Weise US-orientierten Black Metal, Doom und Post-Punk zu einem mitreißenden und hochemotionalen Mahlstrom verschmilzt, nahtlos anschliessen.

 

A harvest of defeat and defilade,
whenever words fail.

 

Drei Jahre später nun wischt ´No Fire, Only Smoke´ diesen Ausnahmesong zwar nicht vom Tisch, stellt ihm jedoch ein noch ausgereifteres, vielschichtigeres und vor allem emotional noch weitaus fordernderes Gegenstück zur Seite. Wollte ich dieses Review hier beenden, könnte und müsste ich feststellen: „DAS ist ULTHA. Genau DIESER eine Song!“.
Doch ich muss noch ein paar mehr Worte verlieren zu diesem Stück, das etwas in mir bereits beim ersten Anhören so berührte, dass ich , ja, zu weinen begann, und mir zuverlässig noch nach gefühlt hundert Durchläufen ab einem bestimmten Moment wenn nicht Tränen, dann zumindest Gänsehaut beschert. Was macht ihn zu (m)einem Song des Jahres, und weit darüber hinaus?

 

Zuerst einmal – rein technisch ist dies ein typisches Stück der Kölner, und folgt dem gewohnten Aufbau eines ULTHA-Songs, der ein Riff ständig in Variationen und auf verschiedenen Instrumenten wiederholt, sie minimal abwandelt, spiegelt, umdreht oder in der Tonlage verschiebt. Eine kleine, sehnsüchtige Melodie, die ständig variiert wird – schon dieser Aufbau nimmt das Thema des Songs vorweg: es immer wieder neu versuchen, doch irgendwo „zu landen“, endlich anzukommen, dazuzugehören, zu jemandem zu gehören, immer wieder die Kraft für einen Neubeginn aufzubringen, nie die Hoffnung zu verlieren, obwohl man schon so oft enttäuscht wurde  – ein absolutes Thema unserer Zeit!

 

The architects of all we hold dear,
desired, only to be left alone.

 

Desweiteren ist hier alles perfekt austariert, auf den Punkt getimed, nichts passiert zu früh oder zu spät, ist zu laut oder zu leise, alles geschieht wie im Flow, ergibt sich aus sich selbst, nimmt die Musiker wie den Zuhörer einfach wie in einem Strudel mit. Eine unglaubliche Anspannung führt in das Stück hinein, schon das dramatisch, stummfilmartig von Kirchenglocken begleitete Intro aus der Netflix-Serie „Dark“ bereitet den Boden für das, was auf uns zukommen wird – unheimlich, beängstigend, dunkle, bedrückenden Erinnerungen heraufbeschwörend. Der hier aufgebaute Spannungsbogen wird den ganzen Song lang gehalten und wie so vieles auf die Spitze getrieben werden, er ist eigentlich auch eher ein Emotionsbogen oder ein Gefühlskarussell, das sich immer schneller dreht. Fast froh ist der Hörer, als es endlich so richtig losgeht, der Sturm nicht nur im Inneren wütet, sondern über uns hineinbricht. Ist es ein Kampf gegen die eigenen Gefühle, gegen die Haut, aus der man nicht heraus kann? Während Chris uns die hoffnungslose Ausgangssituation dieses Songs besingt, wird Ralph persönlicher:

 

From nocuous hands to a bloodless mouth,
timid steps to awful ruins in
a heart more empty than the sun.

 

Im Gegensatz zu seinem bisherigen Growlen ruft er uns die letzte Zeile voller Verzweiflung und gleichzeitig warnend mit ergreifender Klarstimme zu. ´No Fire, Only Smoke´ ist die Geschichte einer Entwicklung, und gleichzeitig einer sehr großen Ent-täuschung, einem Weg durch schwärzeste Tiefe vom hoffnungsvollen Beginn bis hin zum desillusionierenden Ende:

 

From inmost sense to languid hope,
to speak of love in solemn tones to
a heart more empty than the sun.

 

Und auf diesem Weg begegnen wir der Band auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität. Niemals war das stets extrem ausgetüftelte Soundgebäude trotz aller Schwere klarer, luftiger, und detailreicher. Was Andreas Rosczyk hier aus den Aufnahmen in seinem Goblin Sound Studio herausgekitzelt hat, ist unglaublich; jeder Akteur ist perfekt differenziert aus den scheinbar unendlich vielen Klangschichten herauszuhören, und was sie alle an ihren Instrumenten abliefern ist – obwohl fast undenkbar – nochmals weit über dem Niveau des bisher von ULTHA bekannten. Ohne zu tief in die Details zu gehen, muss doch Manuel Schaubs absolut jenseitiges Drumming herausgehoben werden, welches das Bandgefüge in jedem Moment kontrolliert, antreibt und zusammenhält, auch und besonders in den Momenten, in denen mal etwas Luft geholt werden kann. Und nie zuvor hat sich Chris‘ Bass so deutlich tragend wie auch klagend der Zwischentöne angenommen, den Herzschlag der Band vorgegeben, während die beiden Gitarren den emotionalsten Teil eines sowieso extrem emotionalen Songs im Duett vorbereiten. Um schließlich doch separiert zu werden – nur genial zu nennen ist das Stilmittel, Lars‘ und Ralphs Gitarren schliesslich auf zwei Kanäle aufzutrennen, um sie als zwei getrennte, sich voneinander entfernende Stimmen erklingen zu lassen. Aus Dialog wird Monolog, aus Zweisam- wird Einsamkeit. Mit wachsender Distanz geht der Bezug aufeinander allmählich verloren.

Der Stimmungsumschlag in eine nur vordergründig ruhige, sehr melancholische Post Punk-Atmosphäre in der Mitte des Songs gibt die Chance, Kraft zu sammeln. Ergreifende Melodien zeigen, wie schön dieses Herz trotz seiner Leere eigentlich ist, und wir sind schon mitten in der Vorbereitung für das Finale, das bei dem Quintett stets der wichtigste Teil eines Stückes ist. Ist es doch noch das letzte Fünkchen Hoffnung, oder nur die verblassende Erinnerung an bessere Zeiten, die hier aufscheinen darf? Wie ein depressiver Mensch dauernd über einem Gedanken grübelt, wiederholt sich stetig, nur minimal abgewandelt, dasselbe Thema, und macht die Situation unerträglich. Es ist geradezu unmöglich, hier wegzuhören, man ist komplett gefesselt von diesen wenigen, stark dosierten Tönen. Wie kommt man nur heraus aus diesem Strudel, der immer mehr in die Tiefe zieht?

Der Abschluss des Stücks gehört allein Ralph, unterstützt von Andreas Halt gebenden Soundwänden und Lars flirrenden Riffs. Diese letzte Strophe ist erfüllt von den bereits beschriebenen, so resignativen wie kraftvollen Rufen, nun jedoch akzentuiert durch markerschütternde Schreie, die wie von einer gepeinigten und in die Ecke gedrängten, verlorenen Kreatur in einer unbarmherzigen, eiskalten Welt zu stammen scheinen. Das Schlüsselwort „alone“ und die warnend gefauchte Anweisung „please…“, aber vor allem die allerletzte Zeile

 

“don’t – ask me – to – remember”

 

zeigen, was dieses Herz so leer wie die Sonne gemacht hat, was es durchgemacht hat, man spürt seinen Schmerz fast körperlich. Das ist unendlich tiefe Trauer, Hilflosigkeit, Wut, Einsamkeit und schmerzlichste Seelenqual eines Menschen, der so oft mit Enttäuschungen konfrontiert wurde, dass er alles Vertrauen in seine Mitmenschen verloren hat und nur noch auf sich selbst bauen kann. Der täuschende Rauch ist verweht, und es ist klar, da war nie ein echtes Feuer. Wärme kann von anderen nicht erwartet werden, dafür muss man selbst sorgen.

Nach dieser letzten Strophe ist nichts mehr, wie es war. Wenn sich jemand in all seinem Schmerz so komplett öffnet und verletzlich macht, hinterlässt dies auch den völlig Unbeteiligten in einer Scham, vor dem, was wir unseren Mitmenschen, bewusst oder unbewusst, doch immer wieder antun, wie oft wir gegebene Versprechen nicht halten, aus Angst vor zuviel Nähe unbeteiligt bleiben, oder uns abwenden, wenn es zu anstrengend wird.
Der Rest des Songs dient nur noch dazu, wieder einigermaßen in ein Gleichgewicht mit den eigenen Gefühlen zu kommen, wieder stabil zu werden. Dazu variieren Lars und Ralphs Gitarren gemeinsam auf nun paradoxerweise prächtigste Art dieses Melancholie neu definierende Thema, das nun geradezu wie in einer romantischen Komposition erklingt, bis die Tasten uns, in die Höhe, zum Licht strebend, endgültig erlösen. Dieses flirrend schwebende Gitarrengewebe ist einhüllend, tröstlich, anrührend, und Andy hat in diesem Part nochmal sehr viel damit zu tun, diese großen Klangflächen mit meist nur einem einzigen Ton weit offen zu halten, und das Ganze zu einem versöhnlichen, jedoch offenen Ende zu bringen. Fast unglaublich, aber menschlich – man erinnert sich nach genügend langer Zeit nur noch an das Gute, weil man das Schwere einfach nicht länger ertragen kann. Die Hoffnung auf Erlösung bleibt bestehen. Ein an Dramatik kaum zu überbietendes Lied ist gleichzeitig Höllenqual wie purer Seelenbalsam für alle, die sich darin wiedererkennen. Katharsis, das höchste Ziel, das Musik erreichen kann. Vollendung in grösstem Leid.

Niemals habe ich mehr Respekt vor dieser Band gehabt, und natürlich vor ihrer zentralen Figur, Songwriter und Texter Ralph Schmidt, der hier extrem persönlich wird, und damit sich selbst und so vielen anderen Menschen aus dem Herzen spricht.

Was kann, was soll nun noch kommen? Damit ist alles gesagt. ´No Fire, Only Smoke´ ist ULTHAs Klimax und Essenz. Ich kann nur hoffen, das beste und reifste Stück, das ULTHA je aufgenommen haben, markiert nicht den Schlussakkord ihrer Karriere; es ist jedoch mit Sicherheit der Abschluss eines Kapitels, mit Herzblut tiefrot markiert wie zuvor keines ihrer Plattencover.

 

But nothing is given for nothing:
I can take ending alone
like I began. Just please,
don’t ask me to remember.

 

 

Dieser Song rührt an etwas in jedem von uns, einer gemeinsamen Erfahrung, an der viele Menschen heutzutage zu zerbrechen drohen, oder es auch tatsächlich tun. Es ist das Thema der EP mit dem so expliziten wie täuschenden Namen ´Belong´. Denn es geht hier ja vielmehr genau um das Gegenteil, das Nicht-Dazugehören, das verloren, allein, nicht mehr mit den Anderen verbunden sein. Alles nur noch von außen zu betrachten, nicht mehr daran Teil zu haben. Oder dies nie wirklich gekannt zu haben.

Wir leben in einer Gesellschaft, die immer weniger untereinander verbunden ist – vielmehr sind wir abgeschnitten von den Mitmenschen, der Natur, von Sinnhaftigkeit in unserem Tun und unseren Werten, und nicht zuletzt auch von einer sicheren Zukunft. Kein Wunder, dass so viele verzweifeln, und Depressionen und Angststörungen in Deutschland mittlerweile an der Spitze der Diagnosen für Arbeitsunfähigkeit liegen.

Immer mehr Verbindungen werden gekappt, immer mehr Menschen leben allein, viele ohne echte, tragende Sozialkontakte. Nun mag mancher einwenden, dass wir über Internet und Soziale Medien so gut miteinander verbunden sind wie nie zuvor (und ihr lest hier auch schließlich gerade ein Online-Magazin), doch das ist eine fatale Fehleinschätzung. So zeigt die immer mehr zunehmende Internetsucht, dass genau das Gegenteil wahr ist, dass der angeblichen Verbundenheit mit tausenden virtuellen Freunden in der Realität eine bodenlose Einsamkeit gegenübersteht.

Menschen waren in ihrer gesamten Geschichte noch nie einsamer als heute, im Gegensatz zur prähistorischen Sippengemeinschaft steht heute das Individuum, das verzweifelt versucht, sich alleine durch das moderne Leben zu schlagen. Ein Trauerspiel, das nicht funktionieren kann, denn der Mensch ist auf soziale Beziehungen angewiesen.

 

 

Doch zurück zu dieser Platte. Hat ´No Fire, Only Smoke´ die private Seite von ´Belong´ beleuchtet, tut ´Constructs Of Separation´ dasselbe im gesellschaftlichen Maßstab.
Um all diese Gefühlstiefe aufzuwiegen, wird dem ersten Song ein ganz schwerer Brocken entgegengestellt, der schon ganz zu Beginn deutlich macht, was für einen einzigartigen und unverwechselbaren Stil und Sound ULTHA etabliert haben. Der Kenner hört fast schon beim ersten Gitarrenanschlag, um welche Band es sich hier handelt, auch wenn der weitere Anfang dann purer Doom ist: extrem langsam gehalten, wie gelähmt oder unendlich müde, bleischwer und dissonant entwickelt sich ein Kaleidoskop von Gefühlen, die zeigen, wofür ULTHA nicht erst heute steht: Wut, Trauer, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Resignation…und Ernüchterung, auch wenn man sich dagegen wehrt und gerne weiter träumen und hoffen möchte.

 

“You had your chance”
the stillness answered,
and my heart broke
like everyone else’s.

 

Und wenn der Sturm dann losbricht, ist es einmal wieder Manuel, der die Fäden in der Hand hält, und der genau wie alle anderen Bandmitglieder in diesem Stück zeigen kann, was er drauf hat. Wir hören seine gewohnt messerscharfen, hyperexakten Blastbeats, doch er übertrifft sich darüber hinaus selbst mit einem fast jazzig anmutendem, äusserst akzentuiertem Spiel, findet immer die perfekte Nuance und Abstufung für die Stimmung, die vor allem die beiden sich kongenial ergänzenden Gitarren vorgeben, die jedoch auch oft von den Keyboards geprägt wird.

 

From speak to spoken,
from break to broken.

 

Es ist ein extrem komplexer und vielschichtiger Song, und erst nach mehrmaligem Hören wurde mir bewusst, wie sehr er quasi ein Gang durch die Geschichte der Band ist, mit vielerlei Anknüpfungspunkten, vor allem an die ´Converging Sins´ und auch an ´The Seventh Sorrow´, sie gehen jedoch sogar zurück bis zu ´Pain Cleanses Every Doubt´, und zeigen auch Anklänge von PLANKS, nicht nur bei Ralphs ultratiefem, wavig-postpunkigem Klargesang.

 

But nothing heals and hurts like time,
until names are just a broken sound.
“To hell with our lives”
spoke a silence within the silence.

 

In ruhigen Momenten ist es oft allein seine schwermütig-lakonische Gitarre, die alles trägt, aber erst der Dialog mit Lars macht den erwünschten Ausdruck komplett, was vor allem das absolut magische Kernstück des Songs ausmacht: eine lange, sehr schwebende, distanzierte, und zurückgenommene instrumentale Post-Rock-Sequenz: Suchend, abwartend, nachdenklich, absolut puristisch passiert eine Weile kaum etwas, außer dass Lars einzelne Saiten anschlägt vor dem Hintergrund von Manus ganz stiller, geradezu lauernder Hi-Hat. Ralph legt irgendwann darüber endlich die Melodie, nach der man sich gesehnt hat, und als auch Bass und Keyboards mit einsteigen, entwickelt sich daraus ein Zusammenspiel, in dem jeder in der Band noch einmal zeigt, was er kann.

Denn auch dieser Schlussteil fühlt sich für mich wie ein letztes, fast trotziges Aufbäumen der Band an: „Schaut her, DAS sind wir!“. ´Constructs Of Separation´ verabschiedet sich nicht leicht, sondern versucht es wie schon ´No Fire…´ immer wieder neu, schiebt das Ende lang vor sich her. Geht zurück zu den Wurzeln der Band, würdigt ihre Entwicklung, und eröffnet eine Perspektive, in welche Richtung es weitergehen könnte. Und schließt den Kreis mit einem Knall.

 

With not one promise left to break,
it all came down to this:
A nightmare you keep waking up into.

 

Das ist kein Black Metal mehr, das ist Post-Black Metal, Post-Punk, Post-Rock – aber bitte bloss nicht Post-ULTHA! Die Band übertrifft sich mit extrem akzentuiertem und nuancenreichem Spiel in einem hochkomplexen Stück selbst, und es wird nochmal klar, dass ULTHA gerade deswegen so gut funktioniert, weil sich die einzelnen Akteure bei aller stets vorhandenen Dramatik selbst zurücknehmen. Und daraus etwas erschaffen, was frei in alle möglichen Richtungen expandiert, mehr ist als alles jemals zuvor von ihnen gehörte, geradezu cinematographisch, ja symphonisch wird.

So wie ´No Fire, Only Smoke´ alles komprimiert, in einen Song packt, was die Magie von ULTHA auszeichnet, nämlich Schönheit im Schmerz, so ist ´Constructs Of Separation´ ein vielperspektivischer Blick zurück auf die bisherige musikalische Reise dieser Ausnahmeband, die nicht nur Black Metal auf ein neues Level gehoben, sondern auch in ihrer Szene unglaublich viel bewegt hat, neue Netzwerke geschaffen und andere Bands, egal aus welchen Ecken der Welt, unterstützt hat, stets den Mund aufgemacht hat gegen ungerechtfertigte Beschuldigungen, und dabei durchgehend und kompromisslos sich selbst treu geblieben ist, egal was sich ihnen in den Weg stellte. ´Belong´ ist ein Fanal für mehr Menschlichkeit, und hoffentlich nicht das letzte Statement dieser fünf Individuen, deren Maxime schon immer lautete:

 

YOU EXIST FOR NOTHING.

 

(9,5 Punkte. Den letzten halben gibt es beim nächsten Release…)

 

Bandpic: Sascha Brosamer

https://templeofultha.com/

https://ultha.bandcamp.com

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