Redebedarf

MIRROR

~ Interview mit MIRROR ~


Die deutsche Prog Rock-Formation MIRROR hat im vergangenen Jahr ein vorzügliches Konzeptwerk veröffentlicht (siehe hier), das einen viel größeren Hörerzuspruch verdient hat. Um Euch die Band etwas näher zu bringen, haben wir die gesamten Gruppe interviewt:

Kommt, erzählt mal, wann und wie genau Ihr zueinander gefunden und MIRROR gegründet habt?

Uwe: Die Band wurde bereits 1987 gegründet. Nach einigen kleineren Erfolgen wie der Teilnahme am Ruhr-Rock Finale in der Zeche Bochum, Übertragungen in lokalen Radiosendern und einer eigenen CD-Produktion hat sich die Band dann aber 1991 aufgelöst. Stefan und ich (Gitarre und Gesang) sind von der damaligen Besetzung noch übrig, aber erst mit Flynn, Roland und Günter klingt MIRROR so, wie wir es uns damals mal vorgestellt hatten. Ohne die drei wäre MIRROR nicht MIRROR.

Stefan: Die Band wurde in den 80’ern gegründet. Ich bin damals, glaube ich, um 1989 dazu gestoßen. Haben dann 1991 in der damaligen Besetzung, das Album ´Fountain Of Wisdom´ in einem Studio in Düsseldorf aufgenommen.

Roland: Im November 2009 rief mich unser damaliger zweiter Gitarrist an und ich kam zur ersten Probe. Zu dieser Zeit hatte ich gerade bei einer Gothic-Band aus Essen aufgehört, weil sich damals ein Möchtegern Produzent einmischte. Gut, dass es passierte, sonst wäre ich vielleicht heute nicht bei MIRROR.

Flynn: Im Herbst 2009 habe ich bei einem gemeinsamen Konzertbesuch unseren Bassisten „entdeckt“ und zur Probe eingeladen. Seitdem ist Günter mit an Bord. Eine gute Wahl wie wir alle finden. Bass immer gut 😀

Günter: Flynn hat’s bereits gesagt.

Welche Bands haben jeden von Euch inspiriert, überhaupt Musik zu machen, und dann auch in einer Band zu spielen?

Uwe: Musik gemacht habe ich eigentlich immer, so mit 13 kam der Kirchenchor, mit 16 oder 17 die erste Band! Frühe Inspirationen waren damals auf jeden Fall BEATLES und QUEEN, später zu Gründungszeiten von MIRROR dann eindeutig die frühen GENESIS, MARILLION und IQ. Ich erinnere mich, dass wir in der ersten Besetzung von MIRROR sogar bereits 1987, also im Gründungsjahr, gemeinsam ein IQ-Konzert in der Zeche Bochum besucht haben.

Stefan: Natürlich erst die BEATLES, dann war bei mir am Anfang QUEEN angesagt. Danach fast alles wo man Gitarren hören konnte. Heute immer noch ganz vorne in meiner Rangliste sind PINK FLOYD, MARILLION, SAGA, MUSE und noch ganz viele andere. 😉

Flynn: Bis ungefähr 1982 viel Beatmusik und Classic Rock, da mein Dad zu dieser Zeit in einer Beat-Kapelle gespielt hat. Seit dieser Zeit bin ich ein großer Freund von THE WHO und im Besonderen von Keith Moon. Da wurden irgendwie die Wurzeln gelegt 😀 Allerdings stand ich zu dieser Zeit auch unheimlich auf KRAFTWERK, PINK FLOYD und Jean-Michelle Jarre und habe bereits mit den ersten Synthesizern rumexperimentiert.

In den 80ern stand ich dann mehr auf Punk, Wave und Metal. Zum Prog kam ich erst Ende der 80er, Anfang der 90er, als der Mainstream-Sound nichts mehr für meine Ohren war. So fing ich an CAMEL, IQ, KING CRIMSON, JETHRO TULL, PROCUL HARUM, PAVLOV’S DOG, GENESIS, YES, ELP und diverse weitere Bands zu hören. Und das zurück bis zu ihren Anfängen. Im Laufe der Zeit kamen dann Bands wie SAGA, MARILLION, SPOCK’S BEARD und weitere neuere Bands hinzu. Das war dann auch der Startschuss für mich, meine eigenen Ideen mit einer Band umzusetzen. Nach Versuchen mit Keyboard, Gitarre und Bass war dann schnell klar: Es müssen Drums sein :-D. Vor MIRROR habe ich dann einige Jahre bei GREAT GOD PAN als Drummer gespielt

Günter: Grundsätzlich die Musik an sich.

Roland: Das war Mike Oldfield, Klaus Schulze, BJH und später dann: YES, PENDRAGON, SPOCK’S BEARD. Aber wie vielleicht bei vielen Keyboardern ist das große Vorbild Rick Wakeman.

 

 

Bis zum Debüt hat es schon recht lange gedauert…oder musste die Band auch schon damals neben der gewöhnlichen Lebenserwerbstätigkeit agieren?

Uwe: Gegründet wurde MIRROR von mir als Sänger und Texter und einem Komponisten und Bassisten, der auch akustische Gitarre in Kombination mit einem 70er Jahre MOOG-Basspedal spielte. Wir haben zwar relativ schnell ein paar Jungs gefunden, mit denen wir unsere ersten Stücke proben konnten, eine langfristige Ergänzung haben wir aber anfangs nur im Schlagzeuger Hermann Josef Bett gefunden. Einen wirklich guten Sologitarristen zu finden war nicht leicht… Und vielleicht noch schwieriger war es damals, an einen Keyboarder zu kommen.

Die Suche nach den richtigen Musikern hat uns also am Anfang viel Zeit gekostet, so dass wir erst ca. 1990 durch unseren damaligen Tastenmann Thomas J. vorerst komplett waren und wirklich zielstrebig an unserem Album arbeiten konnten.

Im Übrigen, natürlich alles neben unseren Jobs und/oder Studium, um auf den zweiten Teil Deiner Frage zurückzukommen…

Stefan: Gut Ding will Weile haben.  Soll ja auch was Vernünftiges bei rauskommen.

Flynn: Nun ja, das Debüt-Album ´Fountain Of Wisdom´ wurde knapp drei Jahre nach Gründung der Band aufgenommen. Nach der Reunion 2009 ging es mit der EP Hörprobe 2010 auch relativ flott. Aber es stimmt schon, damals wie heute müssen wir natürlich unsere Brötchen verdienen und die Musik kommt leider erst an zweiter Stelle.

Habt ihr eigentlich auch Demos (damals noch Kassetten) aufgenommen?

Flynn: Ja, da gibt es noch ein paar Tapes. Da können Uwe und Stefan wohl etwas mehr zu sagen 😀

Uwe: Es gab Ende der 80er, noch vor Stefan an der Gitarre und ohne Keyboards, u.a. einen tollen Gig vor kleinem Publikum im Proberaum, die Aufnahmen davon existieren noch. Und natürlich haben wir häufig Proben mitgeschnitten. Und ja, ich erinnere mich, dass wir in vollständiger Besetzung um 1990 im Proberaum auch sowas wie ein Demo-Tape aufgenommen haben. Damit haben wir immerhin unseren ersten „Manager“ Nico, einen damaligen Studienkollegen von mir, überzeugen können.

Stefan: Wir haben damals schon einiges im Proberaum auf Kassetten aufgenommen, halt zum Üben für zu Hause. Es gab aber auch einige Videoaufzeichnungen von den ersten Konzerten. Hab wahrscheinlich noch was davon irgendwo in einer stillen Kammer.  Wäre bestimmt recht ulkig, da mal wieder reinzuschauen oder zu hören. Na ja. Oder vielleicht auch nicht.

Roland: Von mir gibt es im günstigsten Fall ein paar Aufnahmen mit einer Blues Band aus den 90ern, und später dann mit diversen Cover Bands.

 

 

War das Debüt eine Eigenproduktion … und das Label ´Osma´?

Stefan: Kann Uwe wahrscheinlich am besten formulieren 😉

Flynn: Uwe? 😀

Günter: Uwe?

Roland: Uwe?

Uwe: Unser bereits erwähnter Manager Nico S. hatte mit einem weiteren Studienkollegen eine Art Label, das sie OSMA genannt hatten. Der Name setzte sich zusammen aus dem jeweils ersten Buchstaben der Nachnamen der beiden (O und S), sowie dem M und A für „Musikagentur“. Die CD war also eine Eigenproduktion der Band mit Unterstützung unseres damaligen Managers.

 

 

Wie habt Ihr die Szene Ende der Achtziger erlebt, sie war wohl bis in die Neunzigerjahre recht übersichtlich?

Uwe: „Prog“ wurde nach meinem Empfinden damals zumeist als ein Relikt der 70er angesehen und war somit Ende der 80er extrem „out“. Wir haben also quasi ein bisschen die frühen 70er gefeiert (und persönlich tue ich das musikalisch bis heute)!

Auf der anderen Seite gab es natürlich Bands wie MARILLION, die mit genau solcher Musik auch zu der Zeit durchaus Erfolg hatten, und die wir natürlich auch hörten. Aber auch bei uns im Raum Gelsenkirchen gab es durchaus Gleichgesinnte, ich erinnere mich noch an ein tolles Konzert der ebenfalls lokalen Band LAST TURION in der Aula meines Gymnasiums in Gelsenkirchen. Die Jungs haben uns echt beeindruckt!

Ansonsten hatte ich aber nie das Gefühl, es gäbe so etwas wie eine „Szene“. Wohl eine Musikerszene, aber keine Prog-Szene. Es gab ja auch noch kein Internet, und somit deutlich weniger Möglichkeiten, andere Bands zu entdecken. Jeder hat so sein Ding gemacht und Prog war dabei jedenfalls nicht gerade das Angesagteste!

Stefan: Aber auch sehr interessant. Es gab immer mal klasse Scheiben. Vielleicht nicht so im Prog-Bereich, aber da ich mittlerweile sehr unterschiedliche Stilrichtungen höre, war für mich schon immer mal was Geiles dabei.

Flynn: Übersichtlich? Kommt auf den Blickwinkel an. Prog-Elemente befanden sich auch in Songs anderer Bands und Genres.

Roland: In den 80ern habe ich erstmal angefangen, Orgel-Unterricht zu nehmen. Der Begriff Prog war mir noch gar nicht geläufig. Zu dieser Zeit inspirierten mich besonders: Mike Oldfield, Jean-Michel Jarre, Michael Rother.

 

 

Welcher Szene seht Ihr Euch überhaupt zugehörig? Prog, Rock, Neo Prog?

Uwe: Eine sehr gute und wichtige Frage, die wir uns auch selbst schon häufig gestellt haben. Prog ist ja ein extrem vielschichtiger Bereich und sehr vieles, was wohl dazu zählt, höre und kenne ich überhaupt nicht.

Mir persönlich sind Klanggebilde und Melodien wichtig. Mir geht es darum, Gefühle zu transportieren. Auch große Gefühle, meinetwegen sogar ein wenig Pathos. Ich liebe am meisten die melodischen kraftvollen, aber getragenen und intensiven Passagen.

Technische Selbstinszenierungen, komplexe Kompositionen, Virtuosität, und Geschwindigkeit interessieren mich (vermutlich im Gegensatz zu vielen anderen Prog-Hörern) nicht so sehr. Oder anders gesagt: Mir sind die BARCLAY JAMES HARVEST der frühen 70er wesentlich näher als beispielsweise RUSH, um einmal zwei Extreme zu nennen.

Und ich denke, dass wir genau aus diesem Grund innerhalb der Prog-Szene so stark polarisieren, was aber auch ok ist! Denn wir machen genau die Musik, die WIR lieben: Gefühlvolle, melodische Rockmusik im Stil der grandiosen frühen 70er Jahre. Lange Stücke mit wechselnden, häufig längeren Passagen, die eine Geschichte zu erzählen haben. Ob das „Prog“ ist, ist für mich nicht wichtig.

Flynn: Melodic-Prog Rock. Aber Uwe hat schon Recht. Ob das nun Prog ist oder nicht, ist uns relativ egal.

Roland: Ich finde, dass man nicht immer alles zuordnen muss, obwohl der Begriff Melodic-Prog vielleicht passend ist.

 

 

Natürlich spielen am Ende des Tages Schubladen keine Rolle, aber oftmals findet man nur über eine Szene Zugang zur Hörerschaft. 

Gab es denn besondere Live-Auftritte oder Gigs als Vorgruppe in jener Zeit?

Uwe: Wenn Du die Zeit bis 1991 meinst, dann war sicherlich die Teilnahme an der Endausscheidung des „Ruhr-Rock-Festivals“ in der Zeche Bochum ein Highlight. Der schönste Auftritt für mich bis zum damaligen Zeitpunkt war aber auf jeden Fall die CD-Präsentation von ´Fountain Of Wisdom´ im KKC in der Uni Essen. Es war sehr persönlich für mich, sogar mein Vater war da und wir haben, glaube ich, trotz großer Nervosität ganz ordentlich gespielt. Und natürlich war das Publikum wegen uns da, und somit auch die Atmosphäre einfach ganz anders und viel familiärer als in der Zeche…

Stefan: Das „Ruhr Rock Finale“ in der Zeche Bochum 1991: War schon klasse, mal auf der Bühne und nicht davor zu stehen.

Roland: Mein erster Live Auftritt mit MIRROR war erst 2010. Der war schon besonders, wir hatten damals zusammen gezeltet.

 

 

Dennoch waren die Achtziger auch nicht nur rosig und Ihr habt Euch erst einmal aufgelöst. Verbittert einen die Erfolglosigkeit oder was war der Grund?

Uwe: Von Erfolglosigkeit konnte für damalige Verhältnisse ja gar nicht die Rede sein, wir waren schließlich gerade erst ca. seit einem Jahr endlich komplett, hatten in kürzester Zeit eine CD am Start und durchaus regionale und vereinzelt auch überregionale Aufmerksamkeit! Auch die erwähnte „Ruhr-Rock-Finalteilnahme“ war ja damals durchaus ein Erfolg.

Viel mehr war es so, dass genau zu dieser intensiven Zeit, wo es endlich losging, natürlich die vielen verdrängten internen Konflikte ausbrachen, die in den vorhergehenden Phasen entweder ignoriert oder unterdrückt wurden. Eines der Probleme – und wahrscheinlich auch das schwerwiegendste – war die schwierige musikalische Persönlichkeit des damaligen Hauptkomponisten innerhalb der Band, die wenig Platz für die Kreativität und Persönlichkeiten der anderen ließ und die Zusammenarbeit im Proberaum zunehmend extrem anstrengend machte, ein anderes die von Anfang an ständige Unsicherheit bezüglich unseres Keyboarders, den wir eigentlich mehr oder wenig zu einem festen Engagement überreden mussten und der eigentlich Privat ganz andere Pläne hatte.

 

 

Wir hatten eine gemeinsame musikalische Basis, aber das Fundament der Band als gleichberechtigte Musiker und Persönlichkeiten mit gleichgerichteten Interessen war einfach nicht stark genug, wir waren kein homogenes Gefüge.

Dass es auch anders geht, erleben wir gemeinsam in der „neuen“ MIRROR-Besetzung seit nunmehr über zehn Jahren.

Stefan: Verbitterung?? Nein, auf keinen Fall. Hat halt dann damals nach dem Debüt intern nicht mehr so richtig funktioniert. Ohne die damalige Trennung wäre ja die neue geile Phase mit den Jungs gar nicht möglich gewesen. Und diese Phase ist wirklich geiler. Man hatte ja trotzdem weiter Musik gemacht.

Habt Ihr in den Jahren danach noch aktiv Musik gemacht?

Uwe: Natürlich waren wir nach dieser Zeit nicht untätig. Zuerst haben Stefan und ich mit unserem Schlagzeuger und auch dem Keyboarder eine Weile weiter geprobt, schließlich haben wir vier uns immer gut verstanden und auch musikalisch noch viele Ideen gehabt. In dieser Phase sind übrigens auch ein paar wichtige Passagen von ´No Man’s Tale´ entwickelt worden…

Dennoch war uns glaube ich allen klar, dass es mit MIRROR erst einmal nicht weitergehen wird. Stefan und ich, uns hat aus meiner Sicht musikalisch am meisten verbunden! Noch wichtiger aber war, dass uns eine Freundschaft verbunden hat und wir neben der Musik auch vieles andere gemeinsam unternommen haben.

Aber auch musikalisch haben sich unsere Wege noch viele Jahre gekreuzt. Wir sind gemeinsam zu Konzerten gegangen (zwischen 1991 und 1998 jedes Jahr mindestens 1x MARILLION), haben zusammen Songs geschrieben und Mitte der 90er sogar einige Jahre zusammen in einer Band in Wuppertal gespielt, mit der wir – wie sollte es anders sein – natürlich auch wieder an diversen Passagen von ´No Man’s Tale´ gearbeitet haben!

Irgendwann in den 2000ern haben wir uns dann aber doch aus den Augen verloren…

Ich habe dann so um 2005 angefangen, für zwei/drei Jahre gemeinsam mit einem Pianisten als Duo (2NAKED) selbstarrangierte Balladen in sämtlichen Lokalitäten der Gegend zum Besten zu geben.

Und dann, 2008, rief ich aus meiner Stammkneipe Stefan an… The rest is history !

Stefan: Uwe und ich haben in der ersten Zeit nach der Trennung noch einige Zeit zusammen musiziert. Später hat dann jeder seine eigenen Projekte gehabt. Haben zwischendurch aber immer noch Kontakt gehabt. Ich hatte dann Ende der 90er das Glück bei ANOTHER TALE (Band aus Essen-Musikrichtung-Rock, Wave, Gothic) als Gitarrist einzusteigen. Die Band gibt es übrigens heute auch wieder und ich spiele dort auch wieder mit. Macht auch einen Riesenspaß.

 

 

Und dann habt Ihr wieder zueinander gefunden …

Uwe: Na ja, die Eingebung hatte eigentlich unser alter Bassist bzw. zweiter Gitarrist, der mich einige Zeit vorher nach vielen Jahren angerufen hatte. Es ging eigentlich nur darum, ein paar alte Sachen nochmal neu aufzunehmen. Wir hatten uns dann zum ersten Mal wieder getroffen, als wir gemeinsam in meiner Stammkneipe saßen und Pläne schmiedeten, und als ich spontan das Handy in die Hand nahm und Stefan anrief.

Er hatte auch gerade keine Band… The rest is (na Ihr wisst schon)!

Und … das Thema mit dem ehemaligen Gründungsmitglied hatte sich nicht geändert. Aber wir! Und wir hatten nun ein Fundament, wir hatten uns.

Der „Bandleader“ ging wieder. Die Band blieb.

MIRROR was reborn! Günter, Roland, Flynn, Stefan und Uwe

Stefan: Uwe rief mich damals an und fragte, ob ich Lust hätte, einige von den alten Sachen nochmal neu einzuspielen. Bin eigentlich nur davon ausgegangen, dass sich dadurch nochmal so eine intensive Bandgeschichte mit neuen Songs und supergeilen Konzerten entwickeln würde, hätte ich nicht gedacht. Liegt schon hauptsächlich an den Leuten, die in der Band sind. Macht halt einfach Spaß, zusammen zu sein.

Flynn: Ich bin Ende 2008 dazu gestoßen. Mein Sohn und der Sohn unseres damaligen zweiten Gitarristen gingen gemeinsam zur Schule. Durch unsere gemeinsamen musikalischen Interessen und Konzertbesuche war es nur eine Frage der Zeit. Günter, unseren Bassisten, habe ich bei einem gemeinsamen Konzertbesuch im Anschluss angesprochen und wir haben ihn zur nächsten Probe eingeladen. Seitdem ist Günter dabei. Das war so Mitte 2009.

 

 

Wollten die restlichen Bandmitglieder bei der Réunion nicht dabei sein?

Uwe: Unser alter Keyboarder war zwar schon immer ein feiner Kerl, aber er wollte ja bereits damals nicht wirklich eine feste Band und seine Mitarbeit war ja mehr oder weniger für alle eine „Notlösung“. So war er auch bei dem Neustart nicht wirklich eine Option. Mit unserem damaligen Schlagzeuger standen wir kurz in Kontakt, es gab aber auch hier keine ernsthafte Aktion. Tragischer Weise verstarb er dann völlig überraschend direkt in der frühen Phase unserer Neugründung.

Bis zum heutigen Tage spielt aber Flynn tatsächlich auf dem alten Pearl GLX-Set von Hermann! Seine Schwester hatte uns das Schlagzeug nach dessen Tod angeboten, und ich habe es für die Band gekauft. Auf diesem Wege ist also doch noch ein weiteres Stück der alten MIRROR und vielleicht auch von Hermann dabei…

Stefan: Mit Dirk, zweite Gitarre, Bass haben wir es erst versucht, hat dann aber nicht funktioniert.

War es schwierig, weitere Mitstreiter zu finden?

Uwe: Im Gegensatz zu damals hat es bei der Neugründung tatsächlich schnell geklappt. Und wir haben nicht nur tatsächlich diesmal einen Keyboarder gefunden, sondern sogar DEN Keyboarder!

Flynn: Seit ich dabei bin würde ich sagen nein. Bis zu dieser Zeit haben wir in der Besetzung Drums, zwei Gitarren bzw. Gitarre/Bass und Gesang gespielt. Hilfreich zu dieser Zeit war unser Moog Taurus Basspedal. Günter war dann ein absoluter Glücksgriff und Roland hatte inseriert, dass er eine neue Band sucht. Ende 2009 waren wir also komplett.

Roland: Bei mir war es andersrum, ich hatte gezielt eine Band gesucht, weil es ja mit der Gothic Band nicht so gut lief. Bei der ersten Probe mit Stefan, Günter, Flynn und Uwe hatte ich ein echt gutes Gefühl.

Gab es einen genauen Startschuss oder ein Ereignis, das dazu geführt hat, dass Ihr es nochmal wissen wolltet?

Uwe: Ich denke, es waren viele kleine Schritte. Es ist gewachsen. Aber es gab auch eine sehr schwere Phase. In der Neugründungsphase hatten wir ja ein „Déjà Vu“, unser altes Problem mit dem zweiten Gitarristen war wieder da, vielleicht noch heftiger als damals.

Aber diesmal war da ja eine Gemeinschaft, eine komplette Band, eben diese homogene Gruppe. Und es gab diesmal kein Loch. Im Gegenteil!

Keiner von uns wird den Augenblick je vergessen, als wir uns am schwierigsten Punkt gesammelt haben, unsere verbleibende Anlage zusammengestöpselt und einfach losgelegt haben. Es war von einem Moment auf den anderen so, wie es immer sein sollte. Das Grinsen vor Glück und vor Freude haben wir noch jahrelang bei jeder Probe im Gesicht getragen!

Und auch heute noch wissen wir ganz genau, dass das, was wir als Band zusammen haben und was uns verbindet, nicht selbstverständlich ist.

Ich weiß nicht, ob wir „es noch mal wissen wollen“. Wir machen unsere Musik ohne Stress, aber wir setzen uns Ziele. Und wir arbeiten daran, unsere Träume zu realisieren. Und jeder kleine Schritt motiviert uns zum nächsten Schritt, und die Träume wachsen…

OK, Du hast recht, vielleicht wollen wir es nochmal wissen!

Stefan: Nein. Es hat sich einfach so entwickelt, weil wir halt gerne zusammen Musik machen.  Beim Proben haben wir dann bemerkt, wie viel Potential dahintersteckt.

Flynn: Ich denke, ohne Musik zu machen, kann keiner von uns wirklich zufrieden sein. Insofern gab es keinen wirklichen Startschuss. Allerdings war das erste Konzert 2010, welches wir auch mitgeschnitten haben, der Ansporn, wieder intensiv an neuem Material zu arbeiten.

 

 

Veröffentlichungstechnisch hat die Live-Scheibe aus 2010 das Comeback eingeläutet. Was erwartet der Hörer darauf und ist das gute Stück noch zu erwerben?

Uwe: Die Soundqualität ist sicherlich nicht so toll, aber es war unser erster Auftritt nach dem Comeback, und es hatte für uns schon auch etwas Magisches…

Flynn: Auf dem Live-Album befindet sich mit ´It´ eines der ältesten MIRROR-Stücke. Das war im Übrigen auch der erste Song, den wir damals gemeinsam geprobt haben. Es ist nach wie vor mein Lieblingssong. Darüber hinaus finden sich zwei weitere ´alte´ MIRROR-Nummern auf der EP und das erste komplett in dieser Besetzung entstandene Stück ´A Devil’s Device´. Mit über zwölf Minuten zur damaligen Zeit auch unser längstes Stück. Die Aufnahmequalität der EP ist allerdings mit einer reinen Stereospur über zwei Overheads nicht sonderlich gut. Dennoch gefällt mir unsere Version von ´A Devil’s Device´ nach wie vor besonders gut 😀 Es gibt nur noch ein paar Exemplare der EP als CD.

Wie seid Ihr dann das echte Comeback-Werk in 2014 angegangen? Konntet Ihr auf altes Material zurückgreifen?

Uwe: Auf ´Pictures Of Hope´ vermischen sich einige Ansätze vom absoluten Anfang der Band (der Titelsong war in der Urfassung das allererste MIRROR-Stück, wurde aber von uns ziemlich umfassend neu komponiert, arrangiert und ergänzt), über die „Zwischenjahre“ mit Stefan bis hin zu den Ergebnissen der aktuellen Zusammenarbeit bis 2014.

Eine echte Neukompositionen war ´The Tree´, wobei der Text bereits aus der gemeinsamen Kompositionsphase mit Stefan in den späteren 90ern stammt. Für mich ist ´The Tree´ nach dem Titelsong das absolute ´Highlight´ der CD.

Flynn: Mit ´It´ und ´(What I) Try To Explain´ sind zwei Songs von der 2010er EP auf’s Album gewandert. Der Titel ´Pictures Of Hope´ basiert auf dem ursprünglichen Text von Uwe aus der alten MIRROR-Zeit. Das Arrangement wurde jedoch komplett erneuert und alle Beteiligten haben ihre Ideen einfließen lassen. Mit knapp 15 Minuten haben wir dann einen für uns alle passenden Titeltrack für das Album gefunden. Des Weiteren sind mit ´Run For My Life´ und ´The Tree´ noch zwei neue Songs mit auf dem Album. Insofern haben wir sowohl auf „altes“ Material zurückgegriffen als auch Neues entstehen lassen.

Falls ich noch anmerken darf: Auch bei diesem Album haben wir bereits auf Vinyl geschielt und die Songaufteilung entsprechend gewählt.

Roland: Eigentlich wollten wir damals im Studio nur einen Song aufnehmen ´Pictures Of Hope´ aber irgendwie lief es gut, und es wurden fünf daraus.

 

 

Aber Euren Bekanntheitsgrad konntet Ihr nicht erhöhen, es finden sich kaum Infos von Euch im Internet und seiner einschlägigen Archive …

Uwe: In einer ECLIPSED-Ausgabe von 2015 findet sich eine ganz ansehnliche Rezension von ´Pictures Of Hope´. Ansonsten haben wir zu der Zeit einfach noch nicht viel getan, um irgendwie nach „Aussen“ zu gelangen.

Dass wir mittlerweile eine gewisse Aufmerksamkeit erreicht haben und auf so tollen Festivals wie in Salzkotten 2015, oder dieses Jahr sogar auf dem „Artrock Festival“ in Reichenbach spielen durften, ist weniger unserer Eigeninitiative zu verdanken, sondern hauptsächlich dem persönlichen Engagement und Support von Leuten, die unsere Musik gut finden. Es ist faszinierend und macht uns sehr Glücklich, dass wir mit unserer Musik offensichtlich Menschen ansprechen und auch bewegen können, sich für uns einzusetzen.

Stefan: Wir haben schon einiges an positiven Reaktionen nach der Veröffentlichung des Albums bekommen.  Hauptsächlich aber hier im lokalen Bereich wo wir dann auch live gespielt haben.

Flynn: Der Name MIRROR und das Internet stehen irgendwie auf Kriegsfuß 😀 Bisher fand‘ man im Netz alles unter Mirror, nur uns nicht. Zum Glück hat sich das mittlerweile etwas gebessert. Ich meine, bei Discogs findet man zumindest einige Einträge. Ansonsten auch bei YT und den gängigen Verkaufsportalen und mittlerweile kommen auch immer mehr Anfragen aus dem Ausland von einschlägigen Portalen, die unsere Musik etwas promoten.

Seit 2015 habt Ihr an ´No Man’s Tale´ gearbeitet oder sogar schon länger?

Uwe: An vielen Stellen dieses Interviews ist ja bereits deutlich geworden, denke ich, dass ´No Man’s Tale´ sich wie ein roter Faden durch die Zeit zieht. Die Anfänge und die Idee gehen ja bis 1989 zurück!

Als MIRROR in der jetzigen Besetzung haben wir dann irgendwann nach der Veröffentlichung von ´Pictures Of Hope´ ernsthaft den Entschluss gefasst, ´No Man’s Tale´ als nächstes Albumprojekt anzugehen. Wir haben eine ganze Zeit überlegt und diskutiert, ob wir das wollen. Letztlich haben wir uns gemeinsam entschieden, dieses Erbe, diese „ewige Baustelle“ endlich fertigzustellen und ´No Man‘s Tale´ abzuschließen. Ich habe mich sehr dafür eingesetzt und war sehr froh, dass die Jungs an einem bestimmten Punkt die Entscheidung aus voller Überzeugung treffen konnten. Mir persönlich bedeutet ´No Man’s Tale´ sehr viel!

Musikalisch waren die Passagen, die wir beispielsweise in der Zeit nach 1991 zu viert, also mit Stefan, Thomas und Hermann komponiert haben, unsere bis dahin stärksten Stücke. Für mich haben wir da zumindest im Ansatz zum ersten Mal so geklungen, wie ich mir unseren Sound immer vorgestellt hatte.

Aber ich glaube, erst in der jetzigen Besetzung waren wir und die Zeit reif genug, die entscheidenden musikalischen Passagen zu komponieren und umzusetzen, und das Projekt zu Ende zu bringen!

 

 

Genauso wichtig war für mich aber auch die textliche Seite. Auch wenn die Story stark abstrahiert wirkt, sind die Texte doch zum Teil sehr persönlich und enthalten auf gewisse Weise auch viele autobiographische Elemente und Bezüge. Zum Teil habe ich auch selbst die Zusammenhänge mit mir und meinem eigenen Leben erst selbst viel später verstanden. Beim Texten ist es ja so, dass manchmal Geschichten aus Deinem Unterbewussten herauskommen, die Dich selbst überraschen, dich zur Reflektion, zum Nachdenken über Dich selbst anregen. Dir Dinge und Gefühle bewusst werden lassen, die dir bis dahin nicht klar waren. Es ist für mich vielleicht ein bisschen so wie Malen…

Ich bin jedenfalls sehr glücklich, dass wir ´No Man’s Tale´ realisiert haben!

Stefan: Die Idee zu ,´No Man’s Tale‘´ war ja schon in der Originalbesetzung da. Zu dem Zeitpunkt aber unmöglich zu realisieren.

Flynn: An dem Langzeitprojekt ´No Man’s Tale´ zu arbeiten war schon Anfang 2010 ein viel diskutiertes Thema. Erste Passagen wurden zu dieser Zeit auch erarbeitet und live präsentiert. Track acht – ´When Silence Turns To Thunder´ hatten wir bereits seit Mai 2012 mit dem damaligen Arbeitstitel ´Bubbles´ im Programm. Wir haben uns allerdings dazu entschieden erst das Album ´Pictures Of Hope´ zu realisieren und im Anschluss intensiv daran zu arbeiten. Im Nachhinein betrachtet war dies, aus diversen Gründen, die richtige Entscheidung.

Greifen einzelne Songparts tatsächlich auf uralte Bandideen zurück?

Stefan: Textmäßig kann Uwe das am besten erläutern. Musikalisch gibt es schon wirklich ein paar Momente aus den Anfangstagen. Das meiste Material wurde aber erst in der jetzigen Besetzung komponiert.

Flynn: Der Text und die gesamte Idee zu diesem Konzeptalbum definitiv. Uwe hatte das Ganze schon sehr, sehr lange im Kopf. Mit der neuen Besetzung war es ihm allerdings ein großes Anliegen, dies auch umzusetzen. Die nahezu komplett neuen Kompositionen haben dafür aber auch eine Menge Zeit und Kraft gekostet.

Uwe: Die ´Keimzelle´ war ´Don’t Give Up´, was sich ja in der Urversion auf unserem ersten Album ´Fountain Of Wisdom´ findet. Ich fing damals an, weitere Texte zu schreiben und merkte irgendwann, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen ´Don’t Give Up´ und einigen weiteren, neuen Texten. Es gab gewisse Themen, um die ich kreiste und die mich nicht losließen und irgendwann merkte ich, dass dies alles Teile eines Ganzen waren und die Geschichte bekam eine vage Struktur für mich, wenn auch noch nicht alles wirklich für mich ganz klar war. Ich spürte damals aber schon, dass diese Texte einen sehr persönlichen Bezug hatten, auch wenn ich noch nicht alles verstand…

Und natürlich war mir auch relativ schnell klar, dass diese Geschichte irgendwann einmal ein Konzeptalbum werden muss!

 

 

Und auf der Bühne sollt Ihr einzelnes auch schon gespielt haben. Waren das dann nur Songfragmente, und hatten die Lieder noch andere Titel?

Uwe: Ich glaube, wir haben schon 1991 erste Teile von ´No Man’s Tale´ live gespielt.

Stefan: Die richtigen Titel sind teilweise erst sehr spät, zur Fertigstellung des Albums, benannt worden. Auf der Bühne und im Proberaum hießen die Stücke dann ´No Man’s Tale´ Part 1, Part 2 usw. Als ich unser Album dann in den Händen hatte, musste ich mir die Titel erst mal durchlesen. 😉

Flynn: Wie bereits gesagt. Mit ´Bubbles´ als Arbeitstitel hatten wir einen kleinen Part bereits seit 2012 im Programm. Nach und nach gesellten sich die beiden Anfangsparts hinzu, welche auch live seit Anfang 2014 Bestandteil des Programms waren.

Welchen Hintergrund hat die Story, von was handelt sie genau und welche Lehren sollen wir aus dieser ziehen?

Flynn: Uwe?

Stefan: Uwe 😉

Uwe: „Lehren“ ist sicherlich nicht das richtige Wort! Es geht auch nicht um irgendeinen moralischen Zeigefinger.

Es geht letztlich um Selbsterkenntnis. Darum, sich seinen Problemen oder individuellen Themen – persönlichen oder gesamtgesellschaftlichen – zu stellen. Verantwortung zu übernehmen, für sich und andere. Nicht wegzusehen, nicht wegzulaufen, nicht aufzugeben. Das ist auch ein Teil der Ich-Werdung, des Reifeprozesses, des Wachsens als Mensch und Persönlichkeit. Und ich glaube, dass genau darin die Sinnhaftigkeit unseres Lebens steckt, und auch der Schlüssel zu einem erfüllten Leben, der Schlüssel zum Glück.

Oder sagen wir mal – etwas weniger Pathetisch – zumindest eine Chance, ein zufriedenerer, glücklicherer und vielleicht auch besserer Mensch zu werden.

Seht Ihr das Album als einen Song an, obwohl Ihr einzelne Titel vergeben habt?

Uwe: Es ist eine Story aus Stücken, die ineinander greifen und eine zusammenhängende Geschichte erzählen. EIN Song ist es deshalb für mich nicht.

Stefan:  Für mich persönlich ist es nicht nur ein Song, sondern ein Gesamtwerk aus verschiedenen Songs, welche ineinander verschmelzen und am Ende wieder 1 daraus werden lässt. Ich denke aber, dass wir zukünftig live auch einzelne Parts daraus spielen werden.

Flynn: Ja. Auf der CD sind nur Indizes vorhanden. Es ist ein durchlaufender Song. Selbst das Vinyl macht da keine Ausnahme. Der Übergang zwischen Part 5 und Part 6 ist fließend und daher perfekt geeignet für ein Fade-Out/Fade-In um die Scheibe umzudrehen Aber letztendlich ist es eigentlich egal, ob es ein Song oder zehn Songs sind.

 

 

Kann es eine Fortsetzung geben, die auch sehr beliebt sind?

Uwe: Nein, ich denke nicht.

Stefan: Kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Aber, wer weiß.

Flynn: Man soll niemals nie sagen 😀 Allerdings halte ich es für sehr unwahrscheinlich, da die Geschichte in sich abgeschlossen ist. Eine Fortsetzung wäre also eher eine gekünstelte und vielleicht „erzwungene“ Fortführung. Denkbar wäre aber möglicherweise in Zukunft ein weiteres, anderes Konzeptalbum. Aber wir konzentrieren uns jetzt erst mal auf das nächste „normale“ Album.

Roland: Es gibt so viele neue Ideen, die aber auch ein wenig in eine andere Richtung gehen, ich hoffe, dass wir bald daran intensiver arbeiten.

Vinyl habt Ihr löblicherweise auch neben der CD herstellen lassen. Eigenherstellung oder durch ein Label?

Uwe: Wir wollten uns diesen Traum vom Vinyl schon länger erfüllen. Bereits bei ´Pictures Of Hope´ hätte es sich angeboten, aber eine Realisierung war aus wirtschaftlichen Gründen einfach nicht möglich.

Bei ´No Man’s Tale´ wollte ich es unbedingt, obwohl es nach wie vor kurz- und mittelfristig keine Aussicht auf Rentabilität hat, da der Käuferkreis für Vinyl bei einer relativ unbekannten Band wie MIRROR einfach zu klein ist.

Ich habe dann kurzerhand selbst ein Label gegründet (soundclassics133) und die gesamte Vermarktung von ´No Man’s Tale´ im Namen der Band übernommen, d.h. auch die CD-Produktion. Ich habe dann mit meinem Label die Presskosten für die LP übernommen, wobei ich hoffe, durch den CD-Verkauf einen Teil der Kosten subventionieren zu können.

Eventuell finden sich ja zukünftig noch Vertriebswege, die dabei helfen, unsere Musik einem breiteren Fachpublikum zugänglich zu machen und insbesondere auch unsere sehr aufwändige und hochwertige Vinyl-Produktion (140g Vinyl, deutsche Produktion, Fold-Out-Cover) besser zu vermarkten!

Flynn: CD und Vinyl zu ´No Man’s Tale´ sind erstmalig, nach dem Debütalbum ´Fountain Of Wisdom´, wieder über ein Label (soundclassics133) produziert worden.

 

 

Plant Ihr in dieser Richtung noch mehr, bezüglich des Vorgängers oder gar des Debüts?

Uwe: Da unsere ersten zwei Alben ´Fontain Of Wisdom´ und ´Pictures Of Hope´ bis auf einige wenige Restexemplare ausverkauft sind, ist eine Neuauflage auf meinem ´soundclassics133´ Label auf jeden Fall ein Thema.

Für die ´Pictures Of Hope´ werden wir im Januar noch einmal einen Studiotag finanzieren, um einen Bonustrack einzuspielen. Außerdem sind ein Re-Mastering sowie eine Cover-Überarbeitung geplant, so dass es in jedem Fall einen deutlichen Mehrwert gegenüber der Erstveröffentlichung geben wird!

Es wäre ein Traum, diesmal auch Vinyl zu machen, das können wir aber sicherlich nur umsetzen, wenn es hier Vertriebspartner gäbe.

Stefan: Es gibt einige Gedanken und Ideen dazu. Aber noch nichts Genaues. Mal schauen.

Flynn: Wie gesagt. Ein neues Album ist in Arbeit. Aus unserer Sicht ist es progressiver als die letzten Alben. Allerdings bedeutet progressiv ja auch: „Sich in einem bestimmten Verhältnis allmählich steigernd, entwickelnd.“ Wir werden sehen ob es anderen gefällt. Uns gefällt es definitiv und genau deshalb machen wir ja gemeinsam Musik. Aber das wird wohl noch ein wenig dauern. Zuerst steht die Neuauflage an.

Günter: Ich mach‘ jeden Scheiß mit.

So, das Konzeptwerk ist fertig. Wann gedenkt Ihr damit auf Welttournee zu gehen?

Uwe: Jederzeit gerne !

Aber im Ernst, wir freuen uns, dass wir in diesem Jahr bereits ein paar tolle Konzerte spielen konnten und natürlich über das überwältigend positive Feedback auf ´No Man’s Tale´ bei den Live-Auftritten.

In Reichenbach, wo wir auf dem „Artrock-Festival“ als Opener vor solchen Kalibern wie ARENA, KARAT oder IQ spielen durften, hat uns die Resonanz schier umgehauen. Als wir von der Bühne kamen, trauten wir unseren Augen nicht. Unser Merchandise-Stand war noch über eine Stunde lang umlagert und unser gesamtes, mitgebrachtes CD-Repertoire restlos ausverkauft. Ein unvergessliches Erlebnis, das uns sehr dankbar und glücklich gemacht hat!

Für das nächste Jahr wünschen wir uns ein paar tolle Konzerterlebnisse, gerne auch auf Festivals oder z.B. als Opener für bekanntere Bands. Von mir aus übrigens auch gerne mal im Ausland (auch wenn daraus dann sicher noch keine Welttournee wird… ).

Flynn: Welttournee? Einige Länder in Europa wären schon ausreichend. Aktuell befassen wir uns mit genau dieser Planung für das kommende Jahr. Allerdings ist das ein enormer logistischer und finanzieller Aufwand. Aber wir halten euch via Facebook auf dem Laufenden.

Welche Pläne stehen ansonsten noch auf Eurer Agenda?

Uwe: Das erste Ziel ist, wie schon gesagt, das Re-Mastering der ´Pictures Of Hope´ und die Aufnahme des neuen Tracks. Eventuell schaffen wir es, auch schon weitere Stücke aufzunehmen, mal schauen…

Ansonsten werden wir auf jeden Fall an unseren neuen Stücken arbeiten und hoffentlich ein paar schöne Auftrittsmöglichkeiten haben. Hierbei ist uns grundsätzlich die Lokation und der Kontakt zum Publikum wichtiger als die Größe. „Klein, aber fein“ mit gutem Sound und familiärer Atmosphäre ist mir im Zweifelsfall wichtiger, als vor möglichst vielen Leuten zu spielen.

Stefan: Definitiv einige Konzerte spielen, zeitgleich aber auch an neuem Material arbeiten. Ideen und Melodien sind reichlich vorhanden. Angefangen haben wir schon, und es klingt geil.

Flynn: Eventuell eine zweite Single-Auskopplung aus dem aktuellen Album. Im nächsten Jahr das neue Album aufnehmen. Und wie gerade schon gesagt, endlich mal eine kleine Tour in Angriff nehmen. Wir werden ja nicht jünger.

Günter: Bin dabei.

Roland: Flynn, Du, Stefan und Uwe, das habt Ihr schön gesagt, das wäre auch mein Wunsch.

Wenn schon jeder etwas anvisiert, wünsche ich mir, bald das Vinyl von ´Pictures Of Hope´ in der Hand zu halten.

´No Man’s Tale´ verschönert die Sammlung ja bereits. Danke dafür.

 

 

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