~ 2022 (Long Branch Records) – Stil: Mathcore/Prog Metal ~
Die allerneueste EP mit dem Titel ´Solitaer´ ist ein musikalisches Experiment der ohnehin draufgängerischen THE HIRSCH EFFEKT, allerdings keine neue musikhistorische Errungenschaft. Zudem nicht aus künstlerischen Gründen, sondern infolge auferlegter Abstandswahrung, komponierten die drei Bandmitglieder getrennt voneinander jeweils einen Song. Wie ein herrlicher Solitär sollte jeder Song für sich auf dieser EP schimmern und glänzen.
Komponiert in der Isolation, legt Bassist Ilja John Lappin mit ´Palingenesis´ einen klassischen HIRSCH vor, samt Blastbeats, wütendem Geschrei und melancholisch klarem Gesang. Bei Gitarrist Nils Wittrock erklingt der zerbrechliche Gesang von ´Nares´ hingegen immer wieder zwischen einem äußerst aggressiven Feuerwerk. Und natürlich widmet sich auch der dritte Song ´Amorphus´ von Schlagzeuger Moritz Schmidt der damaligen politischen Situation, die in der Zwischenzeit längst von dem nächsten Wahnsinn überrollt wurde.
Sodann entfalten sich jedoch noch die Bonusse. Die ´Solitaer´-Version, d. h. eine reine Band-Version des Titelsongs der Vorgänger-´Gregær´-EP beschließt die Vier-Track-EP in gewohnter Schönheit der HIRSCHE.
Nachfolgend schließt sich passender Weise die Vier-Track-EP ´Gregær´ aus dem vergangenen Jahr an und fördert nochmals einen interessanten Abschnitt der Bandhistorie zutage. Bei diesen Sessions spielten die HIRSCHE mit einem gleichberechtigten Orchester, mit 17 Musikern aus ihrer Heimatstadt Hannover auf.
Sie arrangierten in aller Frische zwei Songs, ´Kollaps´ und ´Domstol´, vom 2020er Album ´Kollaps´ sowie den Song ´Natans´ vom 2017er ´Eskapist´ und fügten den Titelsong ´Gregær´ als Neuheit hinzu. Die größere Zugänglichkeit, die dieser cineastische Sound hervorruft, scheint jedoch für das Trio nicht den Weg in die Zukunft zu weisen, denn die brandneue ´Solitaer´-EP zeigt THE HIRSCH EFFEKT schließlich experimentierfreudig und angriffslustig wie zuvor.
(8 Punkte)
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