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STUKA SQUADRON – Zeppelin

~ 2023 (Metal On Metal) – Stil: Metal ~


Ich kann mich noch sehr gut an ihr Debütalbum von 2012 erinnern, das haben wir durchaus gerne in dem Plattenladen gefeatured, in dem ich damals gearbeitet habe. Ich bin fast der Meinung, dass wir sie sogar auf dem Warm-Up zum Festival, welches wir mit veranstalteten, als einen der vier Acts spielen ließen. Das muss ja irgendwann zwischen 2012 und 2014 geschehen sein.

Nachdem sie ihr Debütalbum veröffentlicht hatten, wurde es zuerst still um die Band, dann traten interne Querelen an die Öffentlichkeit und letztendlich nannten sie sich in IRON KNIGHTS um. Die beiden Alben jener Kapelle bzw. Variante der Stuka-Staffel kenne ich leider nur vom Hörensagen. Aber es soll wohl so sein, dass der hymnische und sehr einprägsame Heavy Metal der Briten beibehalten wurde.

2023 ist von der Kapelle, wie ich sie kennengelernt habe, nur noch der alte Bassist am Start, welcher schon kurz nach dem Debüt entsorgt worden war. Quasi eher ein Neubeginn, denn ein echtes Comeback.

Das bedeutungsschwangere ´Totenmarsch´-Intro ist kein Song an sich, sondern eher ein Klang- und Hörspiel mit metallischen Elementen und gewaltig düsterer Atmosphäre. Man kann schon zu einigen Parts die Rübe schütteln und die erzählende Stimme des Sängers hat mit ihrer hochnäsig kommandierenden Art echt eine magische Ausstrahlung. Coole Opener-Nummer, mehr halt als nur schnödes Geplänkel zur Einleitung.

Der ´Totenmarsch´ führt uns in die Feuergrube, ´Pit Of Fire´. Sofort sind alle Zweifel vom Tisch. Der neue Sänger ist eine aggressive Stimmgranate, der Song eine straighte Metalnummer mit treibendem Schlagzeug, sägendem Hauptriff und sich aus diesem gerne in furioser Manier herausschälenden Leadgitarren. Der Refrain ist groß, episch, heldenhaft und animiert zum Fanchorgesang. Killersolo…hat was von alten Heavy Metal-Helden der 80er.

Ich mag das Zusammenspiel aus treibenden, geraden Rhythmen und den Gitarren. Der Chorus ist etwas überbordend und der ulkige Mitsingpart eher was für Livealben. Aber doch, alles in allem funktioniert das und genau diese heute ja gar nicht mehr angesagten Spielchen, sowie der kultig kauzige Dialekt des Sängers heben die Nummer auf die Habenseite.

´The Last Valkyrie´ ist dann zu Anfang eher entspannt mit cleanen Gitarren, wandelt sich aber recht schnell zu einem mittelschnellen Hymnenbanger mit geilen melodischen Gitarren und ein paar spröderen Momenten. Zum Mittelteil hin wechselt der Song Rhythmus und Richtung. Hier wird mit viel Melodiegefühl leidenschaftlich soliert, danach kommt eine Bridge mit zurückgenommener Wucht und dieser Part mündet in treibendem Heavy Metal, worauf ein kurzer Stopp, kaum wahrnehmbar, den originalen Verlauf im Refrain-Teil wieder aufnimmt. Jo, schockt und hat einen sehr eigenen Charakter.

Stampfend marschiert ´Tiger II´ auf uns los. Mein Lieblingspanzer, der heißen Optik wegen. Eingängig, die Nackenmuskulatur in Drehschwung versetzend, dennoch recht kauzig durch den Gesang und am Ende Old School as FUCK. Aber auch hier baut die Band eine schnellere Passage ein, die Stimme wird schriller und eindringlicher und die Melodien sind cool, wenngleich auch wieder den Traditionen verhaftet. Bleibt das so? Wenn ich dermaßen doof frage, dann kommt doch das Marschieren zurück und sogleich der Abgehpart auch. Könnte sich um eine Art Refrain handeln. Aber auch hier wird dann eine kleine Wendung vorgenommen, eine mystisch dunkle, ruhigere Passage mit trippelndem Schlagzeug und dunkler Erzählstimme übernimmt. Das ist cool. Im Übergang gibt es eine straight tickende Bassdrum, Wirbel auf der Snare und heroisch melodische Gitarren. Der Solopart ist rhythmisch entspannter, das Solo hochmelodisch und charakterstark. Und wieder wird kurz marschiert, bevor der Song mit einem Scream und Donnerhall der Trommeln vergeht.

Ansonsten ist hier das Klischee gefragt. Die bekannten britischen Bands haben als Vorbilder gedient. Der Stil ist also purer britischer Heavy Metal mit kultigem Comic Image, welches niemals zu ernst genommen werden darf. Durch den kauzigen Aspekt gewinnt die Platte, durch die hymnenhaften Einlagen und vielen Passagenwechsel bleibt sie frisch und trotzdem einprägsam. Das Charisma dieser Band ist bei aller Liebe zu triefenden Klischees sehr ausgeprägt.

Und die Platte ist einfach echt, die Typen leben das komplett. Sie sind so herrlich abseits der Welt und ihrer Irrsinnigkeiten, müssen nicht zwanghaft Haltung zeigen und konzentrieren sich lieber auf kultige Songs. Mit ´Montague Summers´ kommt wieder solch einer. Mittelschnell, irgendwie makaber, bildhaft, fast schon ein Musicalstück auf Metal, sehr eindringlich gesungen, gerade am spannenden, weil zurückhaltenden Anfang.

Es kommt wieder ein Hörspiel Beitrag. Mir scheint, dieses Heavy Metal Theater erzählt eine irre Sci Fi-Geschichte mit einigen finsteren Realgestalten darin. Kult. Kommen wir zum Titelstück. Ein entspannter Galopp vom Rhythmus her mit Umschwung auf 4/4 Stechschritt und mittelschnellem Heavy Metal im Nachklang erwartet uns. Der Gesang macht diese Nummer wiederum so herausragend, während Komposition und Performance ja ganz urtypisch sind und weiterhin die Hauptinspirationen des Stukageschwaders direkt in Dein Gesicht klatschen.

Davon mal ab, ich kenne kaum eine Altmetallband, die sich dieser Musik verschrieben und keine offensichtlichen stilistischen Bindungen zu den Altvorderen der Gründerjahre hat. Wie bei den meisten aktuellen Bands heißt es genießen oder weitergehen. Meine Entscheidung liegt klar auf der Hand.

Und so lass ich mich auf ´The Weeper´ ein. Windgeräusche, flüsternde Stimmen, eine ergreifende Gitarrenmelodie, klar, vielleicht sogar akustisch gespielt. Sehnsuchtsvoll und melancholisch. Dazu der schöne Gesang, ergibt eine folkige Ballade? Nicht ganz. Nur am Anfang, dann kommt hymnischer Metal ran, straight, heavy und entschlossen. Die Melodien haben durchaus einen folkigen Touch. Gerade wenn es wieder in den balladesken Teil zurückgeht. Die Heavyparts sind herrlich bissig. Wenn das Zeug nicht in der Seele kleben bleibt, weiss ich auch nicht.

Sie haben es geschafft, keine zu saubere Produktion aufzufahren, schön roh und infernalisch zu bleiben und doch auf Hymne zu gehen.

Kann ´Destroyer Of Worlds´ das noch toppen? Der Anfang ist ruhig und geheimnisvoll, dann wogt und dreht sich das Stück heavy um die eigene Achse in der Strophe und stapft flott in der Bridge. Der Gesang ist schön kirre und aggressiv, gleichzeitig heldenhaft und erzählerisch. Cooler Refrain. Leicht obskure, kauzig und definitiv METAL AS FUCK. Nach HELL und DEEPSWITCH hatte England nur wenige derartig eigenwillige Kapellen. Ich meine die alten, rumpeligen 80er HELL.

Irgendwie klingen sie wie eine Heavy Metal Band, die im Sherwood Forest in eine Zeitmaschine geraten ist und nun für Robin Hood und seine Bande Folksongs spielt. Elektrisch. Die alte englische Folkmusik hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf STUKA SQUADRON ausgeübt. Gespielt wird alles natürlich so metallisch, wie man Heavy Metal nur spielen kann. Und das bei einem Song über das blutige oder verfluchte Ragnarök.

Der mittelschnelle Headbanger ´Angel Of Mons´ bringt als Albumabschluss den ersten Weltkrieg auf den Tisch. Eine Abhandlung über die erste Schlacht zwischen Briten und Deutschen in Belgien am 23.08.1914, bei denen die Briten wie durch ein Wunder, quasi durch „göttliche Fügung“ trotz hoher Verluste die Deutschen kurzfristig aufhalten und ihre Einheiten retten könnten. Bis auf den etwas ruhigeren und mystischeren Mittelteil ist der Song aber durchgehend ein packender Banger und bringt ein geiles Heavy Metal-Album mit Charakter saustark zu Ende.

Ich kenne halt nur dieses Album und das Debüt, aber beide STUKA SQUADRON Alben sind stark und eigenwillig, wobei immer mitreißend. Bei all den aktuellen Nullnummern, Konformisten und Abkupferern ist das hier einfach eine Wohltat.

(8,5 Punkte)

 

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