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EARTH – Earth 2.23 Special Lower Frequency Mix

~ 2023 (Sub Pop) – Stil: Drone/Doom ~


EARTHs Debüt ´Earth 2´ von 1993 als „bahnbrechend“ zu bezeichnen, unterschätzt seine Wirkung bei weitem, denn es ist ein Album, das die Gitarrenmusik neu definiert hatte und zahlreiche weitere hochkarätige Acts maßgeblich inspirierte, ob nun SUNN O))), BORIS oder etwa HELL, um nur einige Namen zu nennen. Das Werk erschien damals mitten in der kommerziellen Hochphase von „Sub Pop“, mit einem für das Label völlig ungewöhnlichen Stil, und es beeinflusste nicht nur einzelne Musiker und Projekte, sondern es hatte auch einen nachgelagerten Effekt, was die Aufnahmetechnik anbelangt.

Da es sich nach wie vor um ein Album mit einem so einzigartigen Timbre und einer so unüblichen Herangehensweise an die Strukturierung handelt, ist es auch keine Überraschung, dass die nun vorliegende Jubiläums-Remix-Version eine Vielzahl an unterschiedlichen Mitwirkenden enthält, und es sind dabei gleich einige radikale Neuarrangements im Spiel.

In ´Angels (The Bug Remix)´ greift die britische Underground-Ikone THE BUG auf seinen Katalog an Ragga-, Dubstep- und Grime-Klassikern zurück, um dem Opener ansteckende Start-Stopp-Rhythmen zu verleihen, und die gewaltigen, aufsteigenden Songs werden dabei von Sirenen untermauert, die durch die Spitze des Mixes fegen. THE BUG vermengt dabei die Textur des Gitarrenklangs von EARTH mit der dunklen Kantigkeit des Grime und dem atmosphärischen Einsatz atypischen Tempos.

Die rund 30-minütige Ambient-Flutwelle ´May Your Vanquished Be Saved From The Bondage Of Their Sins (Robert Hampson Remix)´ erinnert stark an Hampsons Band LOOP und deren Neo-Psychedelic Rock, und der Song klingt wie ein riesiges, schwerfälliges Tier, das langsam aus dem Winterschlaf erwacht.

Der erste von zwei aufeinanderfolgenden ´Teeth Of Lions Rule The Divine´-Remixen stammt von Justin Broadrick, der weitgehend den Geist seiner Arbeit bei GODFLESH und seines aktuellen Soloprojekts heraufbeschwört. Der zweite Remix, beigesteuert von Brett Netson (EARTH), fühlt sich ähnlich an, wenn auch mit einer ausgeprägteren, verdinglichten Post Rock-Sensibilität.

Den Abschluss des Albums bildet ein weiterer Beitrag von THE BUG, und er verleiht dem undurchdringlichsten Song des Albums eine gedämpfte, Dub-artige Darbietung. Der Remix ist mehr als halb so lang wie das Original und ist dennoch zurückhaltender, behält aber seine bedrückende Wirkung. Während sich das Original wie ein tosender Sandsturm in der Nacht anfühlte, wirkt der Remix hingegen, als würde alles in sich zusammenfallen.

´Earth 2.23 Special Lower Frequency Mix´ übertrifft alle Erwartungen für ein Anniversary-Remix-Album und steht ganz auf eigenen Füßen. Auch heutzutage ein für „Sub Pop“-Verhältnisse höchst ungewöhnliches Werk.

(9 Punkte)

 

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