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HEAVY WATER – Dreams Of Yesterday

~ 2023 (Silver Line Music) – Stil: Alternative Metal ~


Es begann im Lockdown, als Sangeslegende Biff Byford mit seinem Sohn Seb Byford ins Studio ging und 2021 das Debüt ´Red Brick City´ unter dem Banner HEAVY WATER veröffentlichte. Das war kein SAXON Side-Projekt, denn die Musik war nicht am klassischen NWoBHM, sondern an neueren Metal-Tönen ausgerichtet. Wer gedacht hat, das war ein einmaliges Unterfangen, sieht sich jetzt dem Zweitwerk ´Dreams Of Yesterday´ gegenüber. Das Debüt fand ich ganz frisch, auch wenn es sich stark an Bands wie SOUNDGARDEN orientierte und HEAVY WATER zwar heavy waren, aber noch nicht den eigenen Weg gefunden hatten.

Die Familie Byford hat sich dieses Mal zusätzlich noch an weiteren wichtigen Kapiteln der Musikhistorie orientiert, so am Westcoast Sound der 60er Jahre. Biff spielt wieder den Bass und der Sohn malträtiert die Gitarre und ist Hauptsänger. ´Dreams Of Yesterday´ ist ein guter Opener, der textlich gleich den Weg nach 1965 zurück findet. Aber gesanglich und von den Riffs ist man dann doch lieber in den frühen 90er Jahren verortet als ALICE IN CHAINS und SOUNDGARDEN ihre Höhepunkte feierten. Ein mächtiger Einstieg. ´Don’t Take It For Granted´ legt eine Schippe Härte drauf. Das ist ein Gitarrenriff, das einen ordentlich durchschüttelt. Wow.

 

 

´Castaway´ verlässt das enge Alternative Metal-Konzept zumindest teilweise und Biff pumpt den Bass auf wie einst Geezer Butler. Es gibt psychedelische Elemente und Chorgesang. Das kurze ´Shadows Of Life´ kommt unterfüttert mit einem brachialen MC5-Riff. Interessant. ´Never Love Again´ ist wieder auf den Spuren der 90er Jahre, mag aber durchaus überzeugen, auch gesanglich. ´Be My Saviour´ und ´Chain Reaction´ verbinden Nu Metal-Riffs mit dem harten Blues Rock der 60er Jahre. Das gefällt mir nicht ganz so gut. ´Live To Live´ ist dann zum Schluss wieder stärker. Die zweite Hälfte des Albums fällt aber insgesamt für mich zur spektakulären ersten Hälfte ein bisschen ab.

HEAVY WATER und den Byfords muss ich aber insgesamt mit ´Dreams Of Yesterday´ eine klare Steigerung zum schon sehr ordentlichen Debüt attestieren. Mit einigen Songs gelingt es ihnen doch deutlich, aus dem Schatten der Vorbilder herauszutreten und eine eigene musikalische Spur zu legen. Stark produziert ist das Album dazu und auch beim Songwriting flexibler und substanzieller. Das sollte und wird nicht das letzte Lebenszeichen der Band sein. Respekt, dass Biff hier hinter seinen Sohn zurücktritt und zeigt, was für ein gewaltiger Bassist er ist.

(7,5 Punkte)

 

https://www.facebook.com/heavywatermusicofficial/


(VÖ: 29.09.2023)