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JULIE CHRISTMAS – Ridiculous And Full Of Blood

~ 2024 (Red Creek/Cargo) – Stil: Post Metal/Noise ~


Sie schreit wie Julie Christmas. Sie ist Julie Christmas. So gewaltig, wie sich Julie Christmas als Frontgirl von MADE OUT OF BABIES und BATTLE OF MICE über die Nullerjahre hinweg in die Ohren schrie, lärmt sie auch noch in der Gegenwart.

Vierzehn Jahre nach ihrem Solo-Debüt ´The Bad Wife´ schreit sie sich wieder ihre Lunge zu eigenwilligen Musikklängen aus dem Leibe. Der lang erwartete Nachfolger zu ihrer Solo-Scheibe lebt sich musikalisch überwiegend im Post Metal und Noise Rock aus. Natürlich lassen sich zwischen den Zeilen auch Klänge des Alternative Rock und Pop, des Punk und Post Rock sowie des Shoegaze ausmachen.

Abermals von Gitarrist John LaMacchia (CANDIRIA) und Bassist/Produzent Andrew Schneider (KEN MODE, UNSANE) begleitet, gehören zu ihrer aktuellen Mannschaftsbesetzung überraschenderweise noch Gitarrist/Sänger Johannes Persson (CULT OF LUNA), Keyboarder Tom Tierney (ON THE MIGHT OF PRINCES) und Schlagzeuger Chris Enriquez (SPOTLIGHTS).

´Ridiculous And Full Of Blood´ lässt in seinem Verlauf jegliche Erwartungshaltung hinter sich, allein Julie Christmas singt und schnaubt erwartungsgemäß, schreit und zischt, stellt sich in den Mittelpunkt des Geschehens. Julie Christmas ist wieder da.

Es klappert, die Musik zündet die Sirenen an und Julie Christmas schreit genau in dem Maße, dass es eine wahre Lust und Freude ist, ihr zuzuhören (´Not Enough´). Die undurchdringbare Dunkelheit zieht sie auch mitunter in die Schwere und Langsamkeit hinab, doch Juli singt und schreit, während die Geister säuseln (´The Ash´).

Selbst die Erscheinungen aus alten Zeiten schauen nochmal in der tobenden Geräuschkulisse vorbei (´Thin Skin´) und haben Spieluhren mitgebracht (´Kids´). Bald aber schrauben sich die Klänge der Apokalypse hinauf zur Hysterie, mit Johannes Persson von CULT OF LUNA am Mikrofon und geschrieben zu Ehren von Walter “Roadburn” Hoeijmakres (´End Of The World´).

Dynamisch entwickeln sich die Klanglandschaften, immer in eine Richtung (´The Lighthouse´) sowie einmal auch nur kurz und schmerzvoll (´Blast´), bevor die bedrohliche Schwere alles endgültig zu sich hinabzieht und das Werk beendet (´Seven Days´).

Für die Massenbeschwörung hat Julie Christmas allerdings auch eine Alternative-Pop-Hymne vorbereitet, die wie schreiende PLACEBO in Zwangsjacke aus den Lautsprechern tönt (´Supernatural´) oder wie AT THE DRIVE-IN kurz vor dem Sprung vom Eifelturm hechelt (´Silver Dollars´). Und dabei schreien alle. Doch nur sie schreit wie Julie Christmas.

(9 Punkte)

 

https://www.facebook.com/julie.christmas.12


Pic: Fred Gervais

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