PlattenkritikenPressfrisch

POWER CASTLE – Power Castle

~ 2022/2023 (Golden Core) – Stil: US Metal/Heavy Metal ~


Es war einmal eine Highschool-Band, die ehrte den Heavy Metal auch noch in den Nullerjahren, obwohl die Alternative Szene längst das Zepter der Macht an sich gerissen hatte. Sie kamen aus Olympia, Washington, und komponierten Songs im klassischen Stil des Heavy Metal. Ohne Plattenvertrag konzipierten sie eine ordentliche Live-Show und nahmen erste Songs auf. Ihr Name war POWER CASTLE.

Da allerdings das normale Leben und auch andere Bands viel Zeit verschlangen, fanden sie irgendwann nur noch sporadisch zusammen. 2005, 2012 und 2017 kamen sie für größere Aktivitäten wieder zusammen. Im März 2017 nahmen sie in den „South Sound Sound“ Studios, Shelton, Washington, ihre zwischen 2001 und 2002 verfassten Lieder auf.

Sie veröffentlichten dieses ´Power Castle´ betitelte Debüt allerdings erst 2022, am selben Tag wie den Nachfolger ´The Metal Pilgrim´, jedoch bislang nur Digital und auf einer Handvoll CD-Rs. Dank „Golden Core“ wird aktuell die Debütscheibe frisch gemastert endlich auf den Weltmarkt gebracht, auf CD und LP. Der Silberling bietet als Bonus sogar einige der Lieder in ihren kraftvollen und urigen 2001er Rehearsal-Versionen auf.

Selbst 2023 besteht die Gruppe noch aus den Urmitgliedern, Sänger Mark Benson (ex-NECROBEAST), Gitarrist Tim Diedrich (CHRISTIAN MISTRESS, SILVER CHROME) und Bassist Brian Wilson (u.a. THE ABSENT LIGHT), sowie seit 2017 aus Schlagzeuger Brad Balsley. Ihre Musik könnte hingegen aus den Achtzigerjahren, den Nullerjahren oder der Gegenwart stammen.

Ihr Sound entspricht in Songs wie ´Seven Days´ den frühen Jahren des US Metal, als dieser noch unter dem Einfluss der NWoBHM stand. In ´Fight´ fügen sie diesem eine gehörige Portion MANOWAR hinzu und beginnen, sich immer mehr in Richtung IRON MAIDEN zu entwickeln. Denn im Anschluss an das Solo singen sie auch eine dieser berühmt berüchtigten endlos wiederholten Textzeilen, sogar gleich zweimal im Vortrag, nur dass der Sänger nicht mit seinen Vorbildern mithalten kann und nicht jeder Ton sitzt.

´Scorched Lands´ ist sogar komplettes IRON MAIDEN-Worshipping, offensichtlicher als es Gruppen wie DESTILLERY jemals taten, und womöglich gerade deshalb einer der Höhepunkte. ´Punic Wars´ kann dies nur noch mit „Ohohoho“-Chören steigern, derweil ´Paths Of Steel´ zwischen MAIDEN-Galopp und -Melodien-Schwelgerei hin und herpendelt. Für nimmersatte MAIDEN-Enthusiasten ist ebenso das finale, siebenminütige Epos ´Power Castle´ gedacht.

(6,5 Punkte)

Michael Haifl

 

 

Ende der Neunziger, Beginn der Zweitausender war Heavy Metal wie er heute wieder gespielt wird, eher eine Ausnahme. Im US-Staat Washington hielten einige Kids die True Metal-Flagge jedoch hoch und machten ihren musikalischen Anspruch unter dem Banner POWER CASTLE geltend. Allerdings nur kurze Zeit, bevor man die Band zu den Akten legte und sich neuen Aufgaben zuwendete. Bei POWER CASTLE involvierte Musiker tauchten dann in Bands wie QUAYADE LAHÜE, CHRISTIAN MISTRESS oder WOLVES IN THE THRONE ROOM auf. Über die Jahre hinweg versuchte man zweimal einen Neustart von POWER CASTLE, was jedoch nicht wirklich funktionierte. Erst 2017 entschloss man sich, die frühen Songs der Band neu aufzunehmen und als das Debüt an den Mann zu bringen. Zuvor war das Material nur digital über Bandcamp zu beziehen und ein paar CD-Rs machten im Untergrund die Runde. „Golden Core“ haben sich nun die Rechte für die Veröffentlichung dieses Materiale gekrallt und somit steht dem Siegeszug der Amis nichts mehr im Wege? Oder doch? Nun ja, das musikalisch Gebotene hat seine Momente und in Anbetracht dessen, von wann das Material ursprünglich stammt, hätte es sogar etwas mehr Aufmerksamkeit bedient.

Allerdings limitiert sich das Album selbst durch einen puristisch unausgereiften Sound und Songs die zwar hier und da etwas zünden, im Ganzen aber nicht wirklich aus der breiten Masse an guten Untergrund-Releases hervorstechen. Im Produktinfo wird zudem ein IRON MAIDEN-Einfluss genannt, der in kurzen Passagen hörbar ist. Dagegen hört man den „US-Metal“, der ebenfalls im Produktinfo benannt wird, kaum. POWER CASTLEs Stil ist eher ein Mix aus amerikanischen Metal Elementen, etwas angekauzten britischem Metal, der IRON MAIDEN-ähnlichen Refrains und Rhythmuspassagen aufweist. Deutlich zu hören bei ´Fight´. Oder im Mittelteil von ´Gallows Gate´, wo man sich schon wundern muss, dass man so unverschämt geklaut hat.

Im Ganzen gesehen bzw. gehört, würden die Songs mit einer druckvolleren Produktion und etwas mehr „Fluss“ überzeugender wirken. Für Alles-Käufer sicher nicht uninteressant, ebenso für Fans, die sich etwas abseits der gängigen Strömungen bewegen ebenfalls. Der Rest sollte sich das Teil erst mal vorab anhören, weil wie gesagt, die Produktion etwas mehr für NWoBHM-Fanboys ist.

Auf der CD-Version des Albums findet sich als Bonus ein restauriertes Demo, das die meisten Songs des „regulären“ Albums beinhaltet. Allerdings mit Übungsraum-Sound. Kann man haben, ist aber verzichtbar.

(knappe 7 Punkte)

Jürgen Tschamler

 

 

https://www.facebook.com/profile.php?id=100083499639417