~ 2023 (Long Branch Records / SPV) – Stil: Avantgarde Prog ~
´Urian´ könnte für THE HIRSCH EFFEKT das Durchbruchswerk auf breiter Ebene bedeuten. Denn niemals zuvor klangen ihre Lieder derart mundgerecht, ohne ihre Authentizität und Originalität zu verlieren.
Das Trio ordnet in diesen Tagen das eigene musikalische Chaos und die Besessenheit ebenso wie lyrisch dies der Gegenwart in einer einzigen Songsammlung. Obwohl die großen, denkwürdigen und umwälzenden Melodien fehlen, bauen THE HIRSCH EFFEKT ein weiträumiges sowie eingehendes Spannungsfeld auf und präsentieren ein in sich geschlossenes Werk.
Entfacht mit dem Akustikstück ´Agora´ und ausgelöscht mit dem ebensolchen ´Eristys´ präsentieren sich THE HIRSCH EFFEKT auf ´Urian´ als mittlerweile klassische Prog Metal-Band der Gegenwart, die mit diesem Etikett der Neunzigerjahre nichts zu tun hat. Djentige und mathematische Spielabläufe gehören dementsprechend zum Regelbetrieb.
Nach ´Agora´ beklagt das beinahe zehnminütige ´Otus´ die Angst, dass die Zeit davonläuft. Ein drückendes Schlagzeug treibt dieses Gemisch aus Alternative und Post Metal in den Abgrund der Hölle. Noch böser im Sinne des Hardcore-Metal wird es zur Apokalypse des Jahres ´2054´ mit mathematischer Sicherheit, noch mehr Geschwindigkeit holt ´Urian´ heraus. Dagegen ist ´Stegodon´ ruhiger, postrockiger und gleichsam wie ´Granica´ mit vielfältigem Gesang ausgeschmückt. Die letzte Achterbahnfahrt nimmt neben Core und Math auch einen Schuss Sinfonic in die Stilistik von ´Blud´, ehe ´Eristys´ diesen wilden Ausritt ausrollen lässt.
´Urian´ ist keineswegs ein ungebetener Gast oder Dummkopf, entsprechend der Herkunft des Wortes seit dem 17. Jahrhundert, sondern ein willkommener Besucher.
(8 Punkte)
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Pic: Christoph Eisenmenger
(VÖ: 29.09.2023)
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