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HAAVARD – Haavard

~ 2022 (Prophecy Productions / Auerbach Tonträger) – Stil: Dark Nordic Folk ~


Einst standen einige junge Burschen im Wald von Norwegen, unter ihnen Kristoffer Rygg sowie Håvard „Haavard“ Jørgensen, und trommelten aggressiv auf Baum und Blätter. Unter dem Namen ULVER veröffentlichten sie ein blutiges, blackmetallisches Debüt. Doch die Vögel zwitscherten im Wald derart lieblich, dass sie keine Steckdose mehr benötigten und kurzerhand zur Akustischen trällerten, vor allem nicht mehr ihre Lunge überstrapazierten. Das Grauen ihrer Kindheit und Jugend hatten sie schneller als erwartet überwunden. Denn der Nachfolger des Debüts nannte sich ´Kveldssanger´ und war eine einzige Vertonung von Wald-Weisen. ULVER spielten anno 1996 puren und akustischen Folkrock, aus echter Überzeugung, in den tiefsten Wäldern Norwegens.

Obwohl ´Kveldssanger´ echte Folklore war, besaß dieses rohe Naturell eine metallische Urkraft. Die Musik komponierten Håvard „Haavard“ Jørgensen und Kristoffer „Garm“ Rygg. Håvard „Haavard“ Jørgensen spielte vor ULVER bei ECZEMA, die sich alsbald in einem Nachbarwald in SATYRICON umbenannten. Bei ULVER stand er vom ersten Demo bis 2001 zwischen den Bäumen, half später bei MYRKUR und gründete 2019 mit Männern von DØDHEIMSGARD ein weiteres Black Metal-Projekt namens DOLD VORDE ENSD NAVN.

In den vergangenen Jahren begab sich Haavard wieder öfters in den alten Wald, der solch sehnsuchtsvolle und folkloristische Klänge hervorgebracht hatte. Eines Tages war es dann soweit, er kam unter dem Projektnamen HAAVARD aus dem finsteren Gehölz herausgekrochen. Ihn hatte abermals die Leidenschaft für natürliche als auch dunkle Musik gepackt. Er schritt scheinbar durch ein magisches Tor in die Dimension von ´Kveldssanger´ und kam mit ´Haavard´ wieder zurück. An der Stelle, an der sie einst ein Feuer schürten und es kein zweites Mal entfachten, schrieb er in aller Einsamkeit neue Kompositionen nordischer, schwarzer, metallischer, tatsächlich purer und dunkler Folklore.

 

 

HAAVARD ist keine bloße Fortsetzung, sondern die Wiederauferstehung des Dark Nordic Folk, den so viele Männer und Frauen in all den Jahren versucht hatten, weiterzuspinnen. Große Melodien entfleuchen einer dunklen Seele und fallen auf die Menschheit hernieder.

Auf einer einsamen Lichtung in einem unentdeckten Waldgebiet spielt Håvard „Haavard“ Jørgensen mit seiner Gitarre. Zu ´Printemps´ gesellen sich Evan Runge an der Violine und Raphael Weinroth-Browne am Cello, zu ´Heartwood´ und ´Snøhetta´ Ole-Henrik Moe an Violine und Viola. Zu letzterem Song sowie ´Oberon´ kommt Kristine Marie Aasvang mit ihrer Flöte hinzu, in ´Athena´ spielen Kristine Marie Aasvang, Evan Runge und Raphael Weinroth-Browne. Bei ´Emmanuelle´ ist Lawrs Nygaard am Akkordeon neben Evan Runge und Raphael Weinroth-Browne zugegen. Etwas Hintergrundgesang streuen Torgeir Waldemar (THE DEVIL AND THE ALMIGHTY BLUES) und sogar ULVERs Kristoffer Rygg in ´Eastwood´ ein. Den einzigen wahren Gesang des Gesamtwerkes steuert Kristoffer „Garm“ Rygg zur eigenen Wiedergeburt im Song ´Mot Soleglad´ bei.

Geheimnisumwoben und erhaben.

(9 Punkte)

 

https://www.facebook.com/HaavardOfficial/


Pic: Ann-Karin Jorung