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OPERA DIABOLICUS – Death On A Pale Horse

~ 2021 (Season Of Mist) – Stil: Horror Metal ~


Die Verbindung von Metal und Horror ist nichts Neues. Da reicht die Erwähnung eines Namens. KING DIAMOND. Auch die Verbindung zu Oper und Klassik findet sich immer wieder. Schließlich ist Theatralik ein wesentliches Stilmerkmal des Heavy Metal. Wieder fällt der Name KING DIAMOND. Viele weitere Bands hatten und haben eine Neigung zu Theatralik und Drama. Etwa CANDLEMASS, bei denen der hier zu hörende Mats Levén eine Zeitlang aktiv war. In veränderlichen Gewichtsanteilen findet man auch immer wieder Elemente klassischer Musik. Mal ist es der Einsatz einiger Instrumente, mal nur eine Geige, andere setzen auf das ganze Orchester. NIGHTWISH haben gar mit einer studierten Opernsängerin gearbeitet. Vieles wurde schon versucht. Mal stieß es auf mehr, mal auf weniger Gegenliebe.

Das teuflische Werk bei OPERA DIABOLICUS besteht genau darin, Metal, Horror und musikalisches Drama zu vereinen. Dazu haben sich die beiden Köpfe der Unternehmung, Gitarrist und Keyboarder David Grimoire sowie Bassist Adrian de Crow, kompetente Unterstützung gesucht. Der schon erwähnte Mats Levén trägt sicher einen großen Teil dazu bei. Was mir besonders gefällt, meist wird bei ähnlichen Projekten mit einer ganzen Riege Sängern ins Studio gegangen. ´Death On A Pale Horse´ hingegen wird zu fast 100% von Mats getragen. Einzig zwei ökonomisch eingesetzte Frauenstimmen kommen zur Verstärkung hinzu. Und ´A Song Of Detestation´ wird von Snowy Shaw gesungen. So kann Mats hier zeigen, und er zeigt es auch, Vielfalt in Stimmung und Charakter. Nur in einer Sache muss ich mich umgewöhnen. Ich habe mich durch den Genuss von PRINS SVART so daran gewöhnt, ihn in schwedisch singen zu hören, dass englisch fast ungewohnt klingt.

Es gibt aber noch weitere bekannte Musiker zu hören, die nicht so unbeleckt sind von Horror und Show. Ich sage nur Snowy Shaw, Andy La Roque und Michael Denner. Klingelt es? Klar. Alle drei waren auch schon mit MERCYFUL FATE und/oder KING DIAMOND verbandelt. Da muss man kaum mehr dazu sagen.

Einen Beteiligten darf ich nicht unterschlagen. Für mich war die größte Überraschung, dass Ronaldo Rodrigues mit von der Partie ist. Der brasilianische Tastenzauberer ist für mich einer der führenden Musiker einer jungen Prog Rock-Szene in seiner Heimat. Allerdings habe ich kaum wahrgenommen, dass seine Band CARAVELA ESCARLATE und deren Debüt in Deutschland wahrgenommen wurden. Da erwarte ich, ganz nebenbei gesagt, voller Vorfreude den Nachfolger, der gerade gemischt wird. Ronaldos irgendwie 70er Jahre italienisch inspirierter Stil passt hervorragend in dieses teuflische Gebräu. Andererseits, wenn man sich etwa an GOBLIN erinnert, gibt es auch eine Nähe zwischen Prog und Grusel. Das Spiel und die Sounds Ronaldos passen am Ende wie die Faust ins Auge.

Wie auch im Film üblich, beginnt das Drama mit idyllischen und harmonischen Klängen, ehe der Erzähler in ´Listen Everybody´ zum Zuhören auffordert. Orchestral kippt die Idylle in eine bedrohliche Szene. Mit ´Bring Out Your Dead´ beginnt dann auch das Drama. Manchmal orchestriert, spannende Soli, Härte und sanfte Klänge, dies Album ist voller Spannung und Drama. Kälte und Wärme bekämpfen und ergänzen sich. Und dieses Theater macht, zumindest mir, verdammt Laune. Es ist ein Album wie ein Kinofilm. Oder noch besser, für einen langen Winterabend, unter eine Decke gekuschelt, über Kopfhörer, um die ganzen kleinen Feinheiten immer und immer wieder zu genießen. Feinheiten, wie das Geigensolo in der Ballade ´Little Sister´. Oder der fast schon schwarze Gesang im Schlussepos ´At Nighttime´.

Then, at nighttime, while you’re sound asleep
She rides through the darkness and into your dreams
At nighttime, the nightmare returns
With tales of the strange and of wondrous things

(9 Punkte)

 

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