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ILLUM ADORA – Ophidian Kult

 ~ 2021 (Folter Records) – Stil: Black Metal ~


Ist Black Metal noch Black Metal, wenn man sich die CD bei „Media Markt“ kauft? Den lieben Hurricane Hellfukker, seines Zeichens Sänger und Gitarrist von ILLUM ADORA, wird mein Einkauf natürlich freuen. „Folter Records“ bei „Media Markt“, der Untergang des Untergrunds. Aber mich freut es natürlich auch. Wieder viel Geld los beim Branchenriesen. Aber egal, die Musik zählt, und die ist für meinen Geschmack sehr geil.

Ich bin mit Hurricane nun seit einiger Zeit auf Facebook verbunden, weiß seine Musik schon seit ZARATHUSTRA zu schätzen und finde, die Moselbanger ILLUM ADORA aus Koblenz sind würdige Nachfolger der Rheinländer aus Solingen und Wuppertal. Inklusive des Karnevals würdiger Maskerade.

Aber das ist Black Metal und so hab ich ihn 1992 lieben gelernt. Und ILLUM ADORA bleiben bei allem „Black“ immer „Metal“. Riffs, mal rasant, mal wogend, immer mit cooler Melodieführung und dem richtigen Schwung, das Haupt auf dem Halse rotieren zu lassen. Zum Teil erinnert die Instrumentale Seite der Musik an klassischen, speedigen 80er Heavy Metal, wo sich Hurricane ja auch vom privaten Musikgenuss her daheim fühlt. Sein Gesang ist hingegen mittelhohes, helleres Grollen, klingt schön gestört, dem geistigen Verfall anheim gefallen und kontrastiert die hymnischen Metalklänge perfekt. Hier und da gibt es einen Tupfer Bombast, aber ILLUM ADORA übertreiben nicht. Bevor ihre Musik in satt samtenem Pomp ersäuft, packt Hurricane lieber noch eine Schippe stählerner Wucht auf den wohl mit packenden Kompositionen gedeckten Tisch. Zwischen UNGOD, ZARATHUSTRA, MOONBLOOD und den unvermeidlich herangezogenen DESASTER machen sich die Koblenzer im Bereich lebender und verblichener Teutonic Black Metal-Helden gut.

Sie haben neben den Wurzeln im deutschen Mutterboden noch ihre brennende Liebe für skandinavischen Black Metal in sich und tragen diese auch offen vor sich her. So im getragenen ´Tief unten´ mit entspannt dahinschlenderndem, fast tänzelndem Rhythmus, kratziger, aber melancholisch anmutenden Gitarrenriffs, hymnischer Grundstimmung und düsteren, ein wenig kitschigen Keyboardklavier-Läufen. Ich sehe dazu live die Headbanger oder gar Hellbanger wogen und bei aller Melancholie sogar ausgelassen ihrer Trunksucht frönen.

Vom Feeling her sind ILLUM ADORA irgendwo 1995 stehengeblieben. Daran muss ich denken, wenn ich mich an die Serie von „Facebook“-Posts des guten „Hurricane Hellfukker“ zurückerinnere, wo er seine liebsten 95er Alben vorgestellt hat. Ein leidenschaftlicher Blackmetaller, der die alte Seele der Musik in sich trägt und wiederum in seiner neuen Musik entsprechend freilässt.

Neben YOTH IRIA aus Griechenland, sowie den Norwegern MORK, BEYOND MAN und natürlich DARKTHRONE ist das hier ein weiteres Highlight schwarzer Stahlschmiedekunst, welches definitiv gehört und geliebt werden muss. Nur von Black Metal-Maniacs, da das Gesamtbild halt rau, abseits von Schönklang, Hifi-Tauglichkeit und Mainstream die Seele zersägt. Mich haben sie überzeugt, mein Geld für ihre neue Scheibe auf den Tisch zu legen. Ich werde mir bei Gelegenheit dann auch sicher noch ihr 2019er Debütalbum zulegen. Top!!!

(8,5 Punkte)