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KULT KOMPASS November 2022 – 2/2

Klingeling, hier kommt nicht der Eiermann, auch nicht der Mann mit der kräftigen Rute, sondern ein Weckruf, damit Ihr nicht die ganzen Tage vollgedröhnt am Weihnachtsmarkt abhängt und billigen Glühwein trinkt.

Ja, hallo, wir sind wieder da – mit einem klassischen Kompass zum Abschluss des Monats November.

Also, hier könnt Ihr wirklich steil gehen, hier bekommt Ihr tolle Empfehlungen für den Adventseinkauf, natürlich im Plattenladen Eurer Wahl.

Also, auf auf, rein in die Läden und schöne Scheibchen ausgesucht. Hier kommen unsere Kurzreviews – und die Monatsherrlichkeit.

Peace!

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

Q u i c k – R e v i e w s

 


AQUILLA – Mankind’s Odyssey
2022 (Ossuary Records/Jawbreaker) – Stil: Heavy Metal

Achtung, Schlechter Witz! Es stellt sich die Frage, warum es so lang dauern musste, dass das Album dieser polnischen Band bei uns im Saitenkult wahrgenommen wird. Anders in der anderen Richtung. Autos ins Nachbarland zu schaffen dauert nur ein paar Stunden. Nein, das soll kein Polen-Bashing sein, das fällt mir nicht ein, sondern nur ein halbernst gemeinter hinkender Vergleich. AQUILLA liefern melodischen, energiegeladenen Heavy Metal mit Ausschlägen gen Power und Speed. Ein grandioser Sänger, der auch mal spitze Schreie kann. Spannende Kompositionen auf internationalem Niveau. Aufgrund der englischen Lyrics fällt ein Vergleich mit Landsleuten wie KAT oder TSA eher schwer. Vielmehr grüßen MAIDENeske Element und ACCEPT-Riffs. Dann und wann kommt ein Hauch STRATOVARIUS (´The Awakening´) oder auch ICED EARTH-Gebretter (´Rapt In Darkness´). Wie Ihr rankommt? Mit einem Zettel im Auto, dass Ihr dieses gegen CD/Vinyl/Tape eintauschen wollt. Oder einfach über Bandcamp, wo die CD seit Februar, LP und Tape erst seit kurzem via Jawbreaker erhältlich ist. Das dürfte etwas preiswerter ausfallen.

(8 Punkte – Mario Wolski) – https://www.facebook.com/AquillaOfficial


BEHIND CLOSED DOORS – Caged In Helices
2022 (My Redemption Records) – Stil: Post Metal

Dieses Post Metal-Trio versucht neue Weg zu gehen. Bestehend aus dem deutschen Gitarristen Christoph Teuschel, dem schwedischen Bassisten Fred Jacobsson und dem niederländischen Schlagzeuger Yuma van Eekelen, haben BEHIND CLOSED DOORS sieben Songs komponiert, die sie bisweilen auch mit einem Streichquartett versehen haben. Demzufolge treffen an diesen Stellen heftige, polyrhythmische Riffs auf zärtliche, stringente Streicherklänge.

Bereits 2018 und 2019 komponiert, konnte das Trio ´Caged In Helices´ erst 2021 aufnehmen und nunmehr veröffentlichen. Zudem verzichteten BEHIND CLOSED DOORS im Studio bewusst auf moderne Technik. Wenn das kein Fall für eine Vinyl-Veröffentlichung ist!

(Michael Haifl) – https://facebook.com/behindcloseddoors.band.official


DO(E) – Serial Killer
2022 (M & O Music) – Stil: Modern Metal

DO(E) veröffentlichten 2008 ihr gefeiertes Debüt ´Cold Night In Paris´. Obwohl sie es selbst produziert hatten, wurde es landesweit gefeiert, in Magazinen und auf MySpace. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2022, die Welt hat MySpace vergessen und DO(E) treten mit einem neuen, konzeptionell aufgestellten Werk an die Öffentlichkeit.

Bei ´Serial Killer´ dreht sich natürlich alles um Serienkiller, deren Geschichten von einem modernen als auch klassischen Heavy Metal vorgetragen werden. Tatsächlich irgendwo auf einem unentdeckten Flecken in Frankreich spielen DO(E) eine Mischung aus QUEENSRYCHE und ALTER BRIDGE, oder auch nur beinahe. Offene Ohren bleiben allerdings nicht untätig und stellen dem Serienkiller nach.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Doetheband


ENMITY – Demagoguery
2022 (Kvlt und Kaos Productions) – Stil: Thrash / Death Metal

Zur Besetzung von ENMITY gehören Sänger Steve “Zuul” Petit (ZUUL FX, NO RETURN), Gitarrist Michael Perwira (TROJAN), Gitarrist David Decobert, Bassist Mohammed Kutkut und Drummer George Kollias (NILE, Ex-CONTRARIAN). Eine multikulturelle Truppe aus Frankreich und Griechenland in Europa und aus Jordanien und Indonesien in Asien.

Die erste Scheibe, der 2019 gegründeten Band heißt ´Demagoguery´ und wurde von Jean-Francois Dagenais (KATAKLYSM, EX DEO) gemixt und gemastert. Sie führt die Gruppe allerdings noch nicht auf den musikalischen Gipfel.

Dennoch: Sie haben den Groove, die Growls und lassen sich gerne im Midtempo gehen, um ihre Riffs ordentlich positionieren zu können. Daher sollten sich Freunde des klassischen Death/Thrash Metal ENMITY bei Gelegenheit zu Gemüte führen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/enmitymetalband


EXESSUS – Asynapse
2022 (Independent/ Blood Fire Death) – Stil: Thrash Metal

Zehn Jahre nach Bandgründung und fünf Jahre nach ihrem Debüt ´Time In Coma´ feiern EXESSUS die Veröffentlichung ihres zweiten Albums.

Auch auf ´Asynapse´ klingen die Katalanen nicht unbedingt nach südeuropäischen Schwerenötern. Ihr Thrash Metal besitzt Melodie und bisweilen eine moderne Ausrichtung, eifert dabei eher den US-amerikanischen Kollegen nach.

EXESSUS schwingen folglich nicht die pure old-school-Keule, sondern bewegen sich ganz nach Gusto auch in die Gefilde von TRIVIUM und werden sogar bisweilen progressiv sowie groovy. Das volle Programm also.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Exessus/


FLYING CIRCUS – Seasons 25
2022 (Fastball) – Stil: Rock

Neuaufnahmen von älteren Alben sind nichts Neues mehr. Jetzt reihen sich FLYING CIRCUS aus Grevenbroich dieser Reihe an. Zum 25. ihres Debütalbums ´Seasons´ gibt es genau eine solche. Im September erschienen, ging mir nun ein Exemplar zu, eines mit zwei CDs, deren zweite das Original als Remaster enthält. Es gibt Unterschiede zwischen den Versionen. Einmal hat sich seitdem die Besetzung geändert. Und der Sänger Michael Dorp ist stimmlich gut gealtert, oder besser sogar gereift. Er klingt auf den Neuaufnahmen viel persönlicher, nicht mehr so arg wie eine Kopie von Robert Plant, als die er einst streckenweise rüberkam. Sonst hat sich musikalisch wenig getan. Der Zirkus fliegt in den Weiten der Rockmusik, ein wenig Hard Rock, etwas Prog, ´In All Ways And Always´, mit der orientalischen Stimmung erinnert sich der Hörer an LED ZEPPELIN. Die Neuaufnahme klingt ein wenig fetter als das Original, etwas mehr auf den Punkt. Andererseits strömt die Urfassung in meinen Ohren etwas mehr Charme aus. Vielleicht, weil es trotz Remaster etwas unperfekt klingt. Das sind nur ein paar Eindrücke, wer das Original besser kennt, vielleicht seit Erscheinen anno 1997, dürfte das vielleicht schon wieder anders empfinden, die Unterschiede als größer sehen. Das aber ist das Schöne, es gibt immer etwas zu entdecken, sogar für Kenner. Wer das noch nicht ist, sollte ´Seasons´ kennen lernen, egal in welcher Version.

(Mario Wolski) – https://www.facebook.com/profile.php?id=100063717273436 


DEFIATORY – Apokalyps
2022 (Black Lion Records) – Stil: Thrash Metal

Als “Swedish Bay Era Thrashers“ sehen sich DEFIATORY und untermauern dies auch gleich mit ihrem vierten Album ´Apokalyps´. Der 9-Tracker offeriert supertighten Thrash Metal mit wirklich druckvollen Riffs. Trotz drückender Riffs ist man hier und da auch „filigran“ unterwegs, wie man z.B. im Opener gleichzeitig Titeltrack, beweist. Aber auch richtige „Hau-weg-den-Dreck“-Nummern wie ´Belligerent An Hostile´ oder ´Into The Unknown´ gefallen. Der Gesang ist hier und da etwas melodisch deathig angehaucht, was aber gut zu den Riffwalzen passt.

Sicher hört man klassische Old Schoolige Riffs und Einflüsse, aber es scheint primäres Ziel der Schweden zu sein, einen sauberen Brückenschlag auch in neuere Thrash Gefilde zu bauen, um nicht ganz als Old School Truppe abgefertigt zu werden. ´Apokalyps´ ist ein gepflegter Thrash Metal Tornado, der zwar keinerlei Innovationen bereithält, aber aufgrund seiner sauber arrangierten Songs und einer energischen Umsetzung mehr als hörenswert ist.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://defiatoryblacklion.bandcamp.com/album/apokalyps


GOMORRA – Dealer Of Souls
2022 (Noble Demon) – Stil: Power-/Thrash Metal

Der Schweizer Fünfer um DESTRUCTION Gitarrist Damir Eskic legt mit seinem zweiten Album einen schönen Abriss vor.  Der Mix aus Power-, Thrash-, und einigen wenigen groovigen Metal-Bestandteilen klingt voluminös und effizient. Was wohl auch am Umfeld der Band liegt, welches musikalische Erfahrungen bereitstellt.

Da wäre V.O. Pulver (GURD) als Produzent und auch ein gewisser Schmier (DESTRUCTION) hat seine Finger mit im Spiel. Somit geballte Kompetenz in Sachen harten Riffs. Und davon gibt es auf ´Dealer Of Souls` viele. Während man mit ´War Of Control´ einen druckvollen Mix aus Power sowie Thrash Metal liefert, ohne dabei in absolute Härte abzudriften, zeigt man bei anderen Tracks, dass man ICED EARTH-Fan ist. Überhaupt eine Band, die einen wesentlichen Einfluss hinterlassen hat. Da hat man doch glatt ICED EARTHs Hit ´I Died For You´ in ´Lost In Darkness´  umbenannt. Frech. Charmant frech. Anderseits liefert man rasante Nummern wie ´Isolation´ oder ´All Is Lost´, die auch eine deutliche Massenkompatibilität aufweisen, trotz einer satten Härte. Bei ´Stand United´ gibt sich zudem Laura Guldemond von BURNING WITCHES die Ehre. Kurzum, auf ´Dealer Of Souls´ ist vieles geklaut, die Verehrung ICED EARTHs ist ebenfalls nicht zu überhören, und dennoch macht das Album fett Laune. Gerade weil man einen Scheiß auf irgendwelche Konventionen gibt und sich selbst verwirklicht.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://gomorraband.bandcamp.com/album/dealer-of-souls 


HYDRA VEIN – Unlamented
2022 (Back On Black) – Stil: Thrash Metal

Nachdem die Briten HYDRA VEIN 2019 mit zwei Original-Mitgliedern, Gitarrist Danny Ranger und Bassist Damon Maddison, sich erneut mit neuen Leuten auf das Spielfeld begaben, steht nach 32 Jahren nun das dritte Album an. Und wieder liefert man Rumpel-Thrash Metal mit eigenwilligem Gesang und stumpfen Riffs. Das klingt irgendwie echt „schäbi“. Schepper, schräg, platt. Man muss sich schon wundern, was eine Band bei einem starken musikalischen Umfeld bewegt, sich mit solch einem stumpfen Material neu aufzustellen. Und noch mehr wundern muss man sich über ein Label, das solch einen Fünft-Liga Lärm veröffentlicht, bzw. eine Band unter Vertrag nimmt, wo man weiß, das geht in die Hose. Oder hat man darauf spekuliert, dass die Band „kultig“ gesprochen wird, weil man zwei beschissene Alben Ende der Achtziger raushaute? Die blecherne Produktion und das peinliche Cover Artwork sind zudem selbstredend. Kurzum, Ressourcenverschwendung, Zeitverschwendung. Ab in die Tonne.

(4 Punkte – Jürgen Tschamler)


HÖWLER – Descendants Of Evil
2022 (Ragnarök Records) – Stil: Thrash Metal

Mit ihrem letzten Album ´No More Circus!` konnte die Band aus Costa Rica mehr als einen Achtungserfolg einfahren. Mit ´Descendants Of Evil´ liegt nun der Nachfolger vor, der wiederum in Europa von “Ragnarök Records” veröffentlicht wird. Gerüchten zufolge der letzte Release dieses kleinen Trüffelschwein-Labels, das uns viele starke Thrash Metal-Alben gebracht hat. Schade.

Aber konzentrieren wir uns auf das Album von HÖWLER, die sich musikalisch glücklicherweise nicht gewandelt haben und an ihrem Thrash Metal mit massivem US-Einfluss festhalten. Wie schon auf dem Vorgänger sind die Stücke erneut abwechslungsreich aufgebaut, ohne jedoch an Komplexität zu überfordern. Dass man sich in den Achtziger-Gefilden aufhält, ist dabei eher selbstverständlich. Eine Nummer wie ´Panzer 666´ steht exemplarisch für die songschreiberischen Fähigkeiten der Truppe. Dass man sich auch nicht scheut dezente Experimente einzugehen, hört man am Ende dieses erwähnten Songs! Ansonsten dominieren zackige Gitarrenduelle der Herren Mora und Obanda, die es wirklich nichts anbrennen lassen. Die zehn Tracks kommen klar definiert daher. Ein hohes Tempo ist ebenso Standard wie die große Nähe zu melodischen Elementen, die ein wichtiger Bestandteil des HÖWLER-Sounds darstellen. Brutale Härte und Aggressivität ist eher zweitrangig, daher die klare Positionierung in Richtung Achtzigerjahre. ´Descendants Of Evil´ ist ein geschmeidiges Thrash Metal Album mit Old School Faktor und daher einem qualitätsaffinem Thrasher ans Herz zu legen.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.ragnaroek-records.com/shop


ILLUM ADORA – Miasma Of A Damned Soul (EP)
2022 (Folter Records) – Stil: Deutsch-Griechische Schwarze Freundschaft

Die nun seit über einem Jahrzehnt aktiven ILLUM ADORA versorgen ihre Fans in kurzer Folge mit neuen Veröffentlichungen, diesmal mit einer EP, die stilistisch durchaus zu überraschen weiss. Das Koblenzer Duo folgt auf ´Miasma Of A Damned Soul´ seinem Motto “NON SERVIAM BLACK METAL!” diesmal nämlich auch stilistisch, behält dabei aber trotzdem weitgehend seinen üblichen garstigen deutschen Zweite Welle-Black Metal bei. Der frische Wind weht jedoch per Keyboard und sogar im Kultcover (ZEMIALs ´Sleeping Under Tartarus´) aus dem Hellas der frühen Neunziger durch die fünf Songs, und bringt mächtig Atmosphäre und Emotion mit, umso mehr, je weiter die Scheibe sich dreht und sich die Wechsel ins Midtempo im Ohr festsetzen, ohne den Stücken dadurch irgendetwas an Abwechslungsreichtum zu nehmen, ganz im Gegenteil! Die typische Bassbetonung, das Spiel mit Tempo und Rhythmus stehen den Rheinländern gut zu Gesicht und machen diese Hommage an den oft unterschätzten Einfluss der griechischen Szene auf die Entwicklung des Black Metal nicht nur für Fans von ROTTING CHRIST, VARATHRON & Konsorten interessant. Anspieltipp: ´Ancient Nekromanteion´.

(U.Violet) – https://www.facebook.com/IllumAdora


ROMAN LEYKAM – Anchorage
2022 (Frank Mark Arts) – Stil: Avantgarde/Ambient

Den Nürnberger Roman Leykam konnten wir in diesem Jahr bereits mit seinem Werk ´Echo´ erleben. Auf seinem weiteren, diesem nahestehenden Werk ´Anchorage´ stellt der Gitarrist/Komponist/Produzent neben den Field Recordings und den Synthesizern verstärkt die E-Gitarre in den Mittelpunkt, obgleich er sich sanft und nachdrücklich auf die Suche nach neuen musikalischen Landschaften begibt und sich nicht auf den Trancezustand und den meditativen Moment wie auf  ´Echo´ verlässt. Überraschenderweise sind die Aufnahmen bereits aus dem Jahre 2016 und wurden erst 2021 im Studio gemastert.

Wer sich allerdings auf ein kleines bisschen Frösteln einlässt, landet gedanklich womöglich an der Bucht des Cook Inlet im US-Bundesstaat Alaska, in der Stadt Anchorage.

(Michael Haifl) – https://www.frank-mark-arts.com/releases_d/anchorage.html


MOKA EFTI ORCHESTRA – Telegramm
2022 (Motor Entertainment) – Stil: Klassik-Pop-Rock

Die Bigband MOKA EFTI ORCHESTRA wurde einst von Nikko Weidemann, Mario Kamien und Sebastian Borkowsk für die deutsche Fernsehserie „Babylon Berlin“ gegründet. Doch neben den drei Gründungsmitgliedern, die für das zweite Studioalbum ´Telegramm´ auch die Produktion in die Hand genommen haben, zählen noch unzählige weitere Musiker zum Ensemble. Als MOKA EFTI ORCHESTRA führen sie mittlerweile ihre eigenen Swing-, Jazz- und Ragtime-Stücke auf, wollen aber auf viele Gaststars wie etwa Sänger Clemens Rehbein (MILKY CHANCE) bei ´Last Chance Sweet Valentine´ oder FRIEDRICH LIECHTENSTEIN und SEVERIJA bei ´Turquoize´ nicht verzichten. Eine Komposition wie ´Bedeutend´ ist nicht nur reif für eine Fernsehserie, sondern für einen Spielfilm. Es sind auch Afro- und Latin-Rhythmen zu vernehmen, wenn der Jazz und der Chanson, der Swing oder selbst die Varieté-Variante eines ´Surubaya Johnny´ von Brecht/Weill ertönt. Das MOKA EFTI ORCHESTRA spielt für Genießer – oder für den letzten Genuss mit Champagner im Sinne der Goldene Zwanziger auf.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/mokaeftiorchestra/


NIX & THE NOTHINGS – Here Goes Nothing
2022 (Apollon Records) – Stil: Garage/Punk/Psych

NIX & THE NOTHINGS sind Garagenrocker, die mit ´Here Goes Nothing´ nicht nur ihr Debütalbum abliefern, sondern auch eine Hommage an den Garagenrock der Sechziger, aber auch der seiner Nachkommen.

Natürlich sind NIX & THE NOTHINGS Skandinavier, sie sind Norweger aus Bergen und natürlich lassen sie bei zehn Songs in einer dicken halben Stunde, die Wutz durch die Garage fliegen.

Manchmal kommt bei aller Wildheit sogar ein Tastenspieler hinzu, doch selbst dann sind NIX & THE NOTHINGS nicht zu bremsen. Krasses Zeug!

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/nixandthenothings

 


JAY TRAINER – Blackout Asylum
2022 (Independent) – Stil: Progressive Rock

Neues von Jay Trainer, der mich mit seinem letzten Album ´A Whisper Of Ruin´ voll überzeugen konnte. Fünf Songs mit rund 25 Minuten Spielzeit sind auf dieser EP enthalten, die es derzeit nur digital zu erwerben gibt.

Es beginnt mit dem entspannten Fusions-Instrumental ´The Clearing´. Danach folgt eine von der Wahwah-Gitarre eingeleitete Coverversion von ´Born Under A Bad Sign´, auch im instrumentalen Gewande. Sehr eigen und spannend interpretiert. Ein Wettstreit zwischen Gitarre und Bläsern. Das atmosphärische ´Begun Today´  erinnert wieder an 70er Jahre Musik, wo Musikerinnen und Musiker noch entspannt jammen konnten. Sehr schön auch hier der lockere Gitarrensound unterstützt von den passenden Bläsern und auch eine Orgel darf einmal solieren. Musik zum Relaxen und zum Eintauchen in eine schönere Welt als die derzeitige hier vor Ort. ´Of What Is Soon To Come´ beendet den fünffachen Songreigen mit viel Improvisation und der bei Jay immer vorhandenen musikalischen Leidenschaft.

Ein bisschen habe ich Jays charakteristischen Gesang auf diesen fünf Titeln vermisst…aber seine musikalischen Qualitäten und seine Performance sind auch ohne Gesang erstklassig. Außerdem steht schon ein neuer Song mit Gesang bereit zur Veröffentlichung.

(8 Punkte – Harald Pfeiffer) – Blackout Asylum | Jay Trainer (bandcamp.com)


REDSTACKS – Revival Of The Fittest
2022 (Pure Steel) – Stil: Classic Rock

Die Promo, eine CD im weißen Umschlag ohne alles, liegt schon eine Weile hier im Stapel. Das reizt die Neugier wenig. Aber dann wird die CD doch mal aufgelegt. Während der Opener ´Ouverture 1848´ an die Großtaten von KANSAS erinnert, und damit schon viel Freude bereitet, wird immer klarer, hier ist ein kleines Juwel zu finden. REDSTACKS sind Jeffrey Revet (ex-STREAM OF PASSION) an den Keys und Jouke Westerhof (QUEEN FOREVER), der die Gitarrensaiten bedient. ´Oceans´ klingt danach an die kommerzielleren RAINBOW. Die beiden Musiker scheinen aber auch FOREIGNER zu lieben, genau wie URIAH HEEP. Und nicht zum ersten Mal macht ein Projekt aus der Not eine Tugend. Fehlender Sänger? Egal, wir kennen genügend, die uns sicher aushelfen. So geben sich hier unter anderen Nick Holleman (TRANCE, MAIDEN UNITED), Timothy Drake (QUEEN FOREVER) oder Laura Guldemond (BURNING WITCHES) das Mikro in die Hand. Gerade letztgenannte überrascht, wie ich finde, mit dem waschechten Steh-Blues ´Mercy´. Dieser Dreher macht einfach Spaß. Und wer lange schon einen ordentlichen Classic Rock vermisst hat, hier kommt die Medizin.

(8 Punkte – Mario Wolski) – https://www.facebook.com/redstacksmusic


RÝR – Transient
2022 (Golden Antenna Records) – Stil: Post Metal

Aus den kargen Tönen des skandinavischen Black Metal und des US-amerikanischen Post Metal entwickelte sich ein instrumentaler Sound, der in Berliner Sphären unter dem Namen RÝR zu neuer Größe erwuchs.

Der zweite Anlauf von RÝR nennt sich ´Transient´ und verrät, dass auch in einer Berliner Kommune US-amerikanische Post-Klänge der Marke PELICAN und RUSSIAN CIRCLES nicht unentdeckt geblieben sind. Fünf Songs bilden eine Klangreise von 40 Minuten, die neben aller Schönheit sogar einiges an metallischer Schwere mitbringt. Eine ausgezeichnete Entdeckung.

(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/ryrpostmetal/


SOAN – Négligé Chic
2022 (M&O Music) – Stil: Rock/Pop

Seit fast 25 Jahren ist SOAN der einsame Wanderer, der jede Straße abgelaufen und jede Club-Show bereits erlebt hat.

Natürlich immer die Gitarre dabei, neue Ideen anzustimmen oder alte, bekannte Titel anzuspielen. Die Melodien kommen dabei einfach direkt aus dem Bauch, samt echter Gefühle.

Auch auf seiner neuesten Scheibe ´Négligé Chic´ spielt SOAN demzufolge ausdrucksvollen Songwriter-Rock sowie Alternative Rock der Neunzigerjahre, gekleidet in ein Power-Pop-Gewand und natürlich französisch gesungen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Soan.officiel/

 


WE STOOD LIKE KINGS – Away
2022 (Kapitän Platte) – Stil: Post-Rock

Nach einer ganzen Dekade und vier Studioalben kehren WE STOOD LIKE KINGS mit ihrem nächsten Projekt zurück. Nach ihrer Trilogie für Stummfilme, ´Berlin 1927´, ´UdSSR 1926´ und ´USA 1982´, kehren sie abermals mit einer musikalischen Umsetzung für Cineasten zurück. Nachdem sie den ersten 3D-Animationsstummfilm des lettischen Regisseurs Gints Zilbalodis entdeckt hatten, nahmen sie sich ´Away´ als Vorbild für ihre neuesten Kompositionen. Nachdem sie zuvor klassische Stücke bearbeitet hatten, klingt ihre neueste Post Rock-Ausrichtung angeblich wie eine Mischung aus PINK FLOYD, MOGWAI und Frédéric Chopin. Nachdem WE STOOD LIKE KINGS ihr ´Away´ fertiggestellt hatten, merkten sie allerdings, dass der Film länger läuft und ihr Sound somit nicht synchron zum Film abgespielt werden kann. Allerdings existiert ja auch bereits eine Filmmusik. Allerdings kann ´Away´ von WE STOOD LIKE KINGS auch ganz für sich alleine bestehen.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://facebook.com/westoodlikekings


THE WILD CENTURY – Organic
2022 (Tonzonen Records) – Stil: Psychedelic Rock / Retro Rock

Das Quintett nimmt bei seinem Streifzug durch die wilden Jahrzehnte, durch die Siebziger- als auch Sechzigerjahre einen gehörigen Schluck aus der Pulle. Denn bei dieser schweißtreibenden Lässigkeit muss der Alkoholpegel gehalten werden. In diesem Retro Rock fließen sogar noch punkige Klänge aus frühen und wilden Zeiten.

Der psychedelische Augenöffner erfolgt spätestens beim Anstimmen der Sitar, dann kennen die Sound-Wolken von THE WILD CENTURY kein Halten mehr. Die Gruppe aus dem Grenzgebiet zwischen Belgien und den Niederlanden hat mit ´Organic´ tatsächlich ihren Sound gefunden.

(Michael Haifl) – https://facebook.com/thewildcentury

 

 

 

Bis zum nächsten Klick. Euer Michael und das gesamte SaitenKult-Team

 


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