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PROFESSOR EMERITUS – A Land Long Gone

2025 (No Remorse Records) - Stil: Doom

Jetzt sind acht lange Jahre seit dem Debütalbum von PROFESSOR EMERITUS vergangen, das mit ´Take Me To The Gallows´ die dunklen Pfade des Doom beschritten hatte. Beim ersten Mal besaßen sie zwar die Würde, aber es fehlte noch die heute vorhandene Schwere. Nun sind sie zurück, und keinesfalls als blass gewordene Schatten ihrer selbst. Denn beim zweiten Mal, mit einer neuen Stimme wiederauferstanden, aber mit demselben stählernen Herz, präsentieren sie ihre neue Version des Doom-Metal.

Die Wiederkehr der Band erinnert an eine neu gegründete Bruderschaft aus der feurigen Kaderschmiede von Chicago. Gitarrist und Gründungsmitglied Lee Smith (ehemals SATAN’S HALLOW, MOROS NYX, TIGER FIGHT), dieser klangschaffende Magier, bleibt die einzige und beständige Größe. Um ihn herum hat sich eine neue Gruppe, eine neue Bruderschaft gebildet. Sänger Esteban Julian Pena, der früher bei ACERUS war, erhebt seine Stimme in einer Art, die an einen Propheten im Sturm erinnert, voller Leidenschaft und Dramatik. Die Rolle des Lead-Gitarristen übernimmt Tyler Antram, von TIGER FIGHT, und zaubert ein Feuerwerk aus melancholischen Harmonien. Jose Salazar und Chris Avgerin, die beide bei TIGER FIGHT und NEQUIENT spielten, sorgen als Bassist und Schlagzeuger für den notwendigen Rückhalt. Zusammen erschaffen sie einen Klang, der mit ungebändigter Kraft und präziser Ausführung die Wände des Doom-Pantheons zum Beben bringt.

Der Opener ´A Corpse’s Dream´ breitet erwartungsgemäß einen düsteren und kraftvollen Klangteppich aus, der sich über acht Minuten erstreckt. Esteban Julian Pena sticht mit seiner Stimme heraus, die sowohl klagend als auch kämpferisch ist und einen einzigen Schrei  ausstößt (“All death!”), gestützt von kräftigen Riffs und aufregenden Spannungsbögen. Denn ´A Corpse’s Dream´ erweist sich bereits zu Beginn als überaus abwechslungsreicher und dramatischer Ritt.

Auch ´Zosimos´ (“A twist of fate. A twist in time.”) besitzt ein Gespür für Dynamik, das vielen anderen Bands fehlt. Maideneske Gitarrenläufe treffen auf mystische Harmonien, vielschichtige Melodien auf einen hypnotischen Rhythmus. Eine echte epische Entfaltung, wohingegen das nachfolgende ´Passage´ (“Feeling nothing at all.”) ohne Frage echten Heavy Metal in Reinform darstellt. Schnell und voller Energie ändern PROFESSOR EMERITUS die Geschwindigkeit dieses Power Metal erst zum hochmelodischen Solo.

Doch anschließend wird es in den acht Minuten von ´Pragmatic Occlusion´ wieder schwerfällig und authentisch, schwer und düster wie bei frühen Doom-Werken, die zu gewissen Momenten ihre Schönheit offenbaren und mit den Gitarrenläufen himmelwärts schweben. Die Kampfeslust bezeugen PROFESSOR EMERITUS mit der kriegerischen Hymne ´Defeater´, eine massive Heavy Metal-Komposition im Stil der heutigen epischen US Power Doomer, ganz im Zeichen der true und epic Kings zum Kreuzen der Klingen und zum Tragen des althergebrachten Lendenschurzes.

Ein weiteres Epos ertönt mit ´Hubris´, das sich erst nach dem Gitarrensolo aus dem akustischen Vortrag in einen kraftvollen Hymnus verwandelt. Zur Abwechslung ist ´Conundrum´ (“Talking to the crows”) in Anlehnung an den Power Doom ein energischer Galopp mit düsterer Dramatik. Der krönende Abschluss ist eine Reise durch dunkle Höhlen voller Erinnerungen und Visionen, die Esteban Julian Pena zwischendurch gar wie Bruce Dickinson intoniert. ´Kalopsia Caves´ entwickelt über seine neun Minuten ein Gefühl des Mysteriösen und steigert die Spannung bis zum Ausklang.

Hier kommen Gitarren, Gesang und handwerkliches Können zum Tragen. Hier wird auf überflüssige Keyboards oder digitale Klangkulissen verzichtet. Hier atmet echter Doom, nichts Digitales ohne Seele. Es ist eine Rückbesinnung auf den Schwur, den dieser Musikstil einmal gemacht hat, seinen eigenen dunklen Göttern des Heavy Metal. Es ist ein Bollwerk des epischen Doom, das sich nahtlos neben den großartigen Werken jüngerer Doom-Wächter einreiht. Denn PROFESSOR EMERITUS ist wieder da, zurück aus dem Schatten, und besser denn je.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/ProfessorEmeritusLives


Pic: Liz Gollner

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