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ELVENPATH – Faith Through The Fire

~ 2023 (El Puerto Records) – Stil: Heavy Metal ~


Ich gestehe, ich hatte ein paar Vorurteile. Name und Optik ließen mich eher diese Art schlagerhaften Power Metal erwarten, der in den letzten Jahren immer wieder für Bauchgrimmen sorgte. Und dann lege ich trotzdem das Ding mal in die Playlist. Was soll ich sagen? Da gab es doch eine Überraschung. Eine gar nicht mal so kleine Überraschung, um genau zu sein.

Denn ´Faith Through The Fire´ ist so ziemlich viel. Aber am wenigsten ist es schlagerhaft. Natürlich gibt es auch Spurenelemente aus dieser Ecke. Die gehören jedoch ins Gesamtkonzept, welches ein ganz anderes ist. Die Frankfurter, die seit 2002 schon existieren und die sich zuletzt an der Gitarre mit Christina Schleicher verstärkten, hauen dem Hörer ein paar kraftvolle klassische Hymnen um die Ohren. Ein wenig Tradition ist drin, aber natürlich versuchen sich nicht, auf Deibel komm raus oldschool zu sein. Sie nehmen ihre Musik ernst. Vor allem, sie brechen aus den ganzen Klischees aus, besingen nicht nur Elben, Ritter, Drachen und Schwerter.

ELVENPATH widmen sich dann doch auch mal Themen, um etwas zu sagen. S0 widmen sie sich in ´Satan’s Plan´ jenen seltsamen Menschen, die immer noch (oder wieder?) die Erde für eine Scheibe halten. Ganz ehrlich, ich kann kaum glauben, dass es Leute gibt, die Dinge glauben, die man im Intro zum Song hört. Ebenso ernst ist ´Silesian Winter´. Das führt den Hörer zurück in eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte. Das ist sozusagen ELVENPATHs „Nie wieder“.

Aber in erster Linie geht es um Musik. Da gibt es echten Power Metal. Klar, der Opener bringt ein paar HELLOWEEN-Vibes, vor allem mit den zweistimmigen Gitarren. Man hört Elemente früher MANOWAR. Manchmal fühle ich mich an (Achtung, Gotteslästerung!) JAG PANZER erinnert. Sänger Dragutin Kremenovic schafft so manchen Schrei, der dem Tyrant recht nahe kommt. Oder jenem Fan, vielleicht kennt den einer, der manchmal im Publikum ist bei Konzerten, und zwischen den Songs eben jenen spitzen Schrei hören lässt. So einen spitzen Schrei, dass beim No Playback VICIOUS RUMORS-Sänger Ronny Munroe diesen Fan extra begrüßte. Man kann es aber auch etwas einfacher formulieren, man hört, dass die Frankfurter gemeinsame Wurzeln haben mit unseren Freunden von HAMMER KING. Dabei umschiffen ELVENPATH geschickt die größte Klippe und vermeiden allzu süßliche Refrains und Melodien. Lieber packen sie doch eine Schippe Metall in ihren Sound, was sie angenehm aus der Szene heraushebt, die sich lieber dem Schlager annähern, als fett zu rocken.

Noch etwas haben sie mit den Pfälzern gemeinsam. Beide Bands nehmen ihre Musik ernst, aber nicht sich selber. So haben ELVENPATH nicht irgendwelche Gäste, sondern die Comedians von BADESALZ. Die haben auf ihre eigenwillige Art für Intro und Outro gesorgt. Das hätte es sicher nicht gebraucht, aber macht das Ganze noch sympathischer. Zugeben muss man aber, das Cover wirkt doch etwas kitschiger als der Inhalt.

(8 Punkte)

www.facebook.com/elvenpathmetal


(VÖ: 09.06.2023)