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FACE THE DAY – Echoes Of The Child‘s Mind

~ 2022 (Independent) – Stil: Alternative/Prog Rock ~


FACE THE DAY veröffentlichen mit ´Echoes Of The Child‘s Mind´ bereits das dritte Studioalbum, das endlich in der großen, weiten Welt seine Aufmerksamkeit finden sollte. Denn Martin Schuster (Gesang, Gitarre) hat abermals mit Dominik Vozobule (Bass) und Roman Vicha (Schlagzeug) eine kleine Truppe um sich versammelt, damit der Alternative und Progressive Rock aus einem Gruppenverband heraus ganz natürlich und organisch ertönt.

Zumal das 2015 von ihm in Prag als Nebenschauplatz von MINDWORK gegründete Projekt an einem entscheidenden Punkt angekommen ist. Nach dem 2016er Debüt ´Corroding Dreams´, das nicht die große Aufmerksamkeit erhalten hat, und seinem prog-rockigen 2018er Nachfolger ´Stuck In The Present´ wird sich mit ´Echoes Of The Child‘s Mind´ zeigen, ob die Welt bereit für FACE THE DAY ist.

´Echoes Of The Child‘s Mind´ begleitet den Hörer auf eine dunkle Reise, eine reale Vergangenheitsbewältigung samt Trauer und Verlust. Musikalisch schlängelt sich das Werk, das sich in seiner losen konzeptionellen Weise an den meisterhaften Werken der Siebzigerjahre ausrichtet, die das Gesamtwerk und nicht den einzelnen Song im Blick hatten, über eine knappe Dreiviertelstunde lang von postrockigen Tönen bis zu new artrockigen Klängen.

Der Opener ´It’s Over´ bietet sogleich eine Mischung aus instrumentalem Post Rock und zum anvisierten Höhepunkt schwelgerischen Gesang im Sinne des New Artrock. Die unausweichliche Vergangenheitsbewältigung begründet sich dabei in schmerzhaften Kindheitserinnerungen, die zu Klavierklängen in der quälenden Langsamkeit von ´Grown Up´ wieder hervorkriechen und unter Einbezug von Streicherklängen das heutige Gefühlsleben kräftig aufwühlen. Da kommt eine instrumental flirrende Wolke namens ´There’s A Place In My Mind Where I Tend To Hide´ gerade zur rechten Zeit, um den mentalen Zustand zu revitalisieren.

Freude empfinden hingegen alle bei dem melancholisch im Sinne der 90s episch-rockenden ´Bright Dot In The Darkness´, erst recht bei dem weniger niedergeschlagen-behangenen ´Dawn´ und dem beinahe alternativ-frohlockenden ´Entangled Souls´. Die kurze Instrumental-Nummer ´Panta Rhei´ befreit schließlich Künstler als auch Zuhörer aus dem Klammergriff der Vergangenheit. Ein letzter Gruß, ein ´Last Kiss´, und Martin Schuster beschließt seine Vergangenheitsbewältigung zu hallenden Klängen, die sich nicht nur Hörer von ANATHEMA, PORCUPINE TREE oder RIVERSIDE ebenfalls zu Gemüte führen sollten.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/facethedayband/
https://facetheday.bandcamp.com/album/echoes-of-the-childs-mind


(VÖ: 22.09.2022)