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VIEUX FARKA TOURÉ – Les Racines

~ 2022 (World Circuit) – Stil: Westafrikanische Musik in Verbindung mit westlichen Musikstilen ~


Der „Hendrix der Sahara“, afrikanischer „Wüsten-Blues“ – das klingt gut. Gitarrist und Songwriter Vieux Farka Touré stammt aus Mali und ist ein Virtuose auf der Gitarre. Das ist jetzt nicht mehr unbedingt überraschend, wenn man seinen oben genannten Spitznamen kennt. Er hat schon mit anderen Gitarrengrößen wie John Scofield, aber auch mit Dave Matthews zusammengearbeitet. Er ist der Sohn des berühmten malischen Musikers und 2006 verstorbenen Ali Farka Touré.

Der wollte, dass Vieux lieber Soldat wird, als das unsichere Leben eines Musikers zu wählen. Zum Glück hat er sich anders entschieden. Vieux Farka nennt neben seinem Vater und Salif Keita (Sänger und Songwriter aus Mali) vor allem Blues Musiker wie B.B. King oder John Lee Hooker als Vorbilder.

 

 

Seine Musik ist sehr rhythmisch und verbindet den klassischen westafrikanischen Musikstil mit anderen musikalischen Stilen. Der afrikanische Gesang, oft mit Chorunterstützung, macht seine Herkunft aber deutlich.  Die Songs sind sehr multinational ausgerichtet wie auch ein englischer Titel wie ´Be Together´ deutlich macht, auch wenn dieser ebenfalls in seiner Landessprache gesungen wird. Neben der komplexen Rhythmik sticht vor allem der fließende Charakter vieler Songs heraus, der hin und wieder auch etwas Meditatives hat.

Der mit Strophe/ Chorus/ Strophe/ Chorus/ Solo etc. sozialisierte durchschnittliche westliche Musik-Hörer muss etwas Geduld und Offenheit aufbringen. Progressiver Musik (aber nix Gefrickel) affine Hörerinnen und Hörer haben es vielleicht einfacher, an Songs wie ´Tinnondirene´ oder ´Adou´, die nach meinen Hörgewohnheiten relativ offen starten und sich dann immer stärker strukturieren, Gefallen zu finden.

Der Titelsong ist ein wunderschönes Instrumentalstück mit hoher Gitarrenkunst. ´L’Âme´ ein gelungenes Beispiel für die Verschmelzung unterschiedlicher Musikstile mit Flöte und Orgelunterstützung. ´Lahidou´ einmal mehr ein gitarristisches Wunderwerk mit melancholischem Gesang. Auch eher leichter zugänglich.

7,5 Punkte – vielleicht wären mit der Zeit und mit etwas mehr Kenntnis der Westafrikanischen Musik eine noch höhere Wertung drin


Pic: Kiss Diouara
(VÖ: 10.06.2022)