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THE KEEF HARTLEY BAND – Live At Essen Pop & Blues Festival 1969 & 1970

~ 2024 (MiG Music) – Stil: Blues/Rock/Jazz ~


Der englische Schlagzeuger Keith „Keef“ Hartley war einst Bandmitglied bei RORY STORM & THE HURRICANES, THE ARTWOODS und JOHN MAYALL’S & THE BLUESBREAKERS. Doch mit seiner eigenen Band, der KEEF HARTLEY BAND, spielte er bereits am Samstagnachmittag auf dem legendären „Woodstock-Festival“.

1968 gegründet, gehörten neben Keef Hartley noch Gitarrist/Sänger Miller Anderson (auch SAVOY BROWN) und Bassist Gary Thain (auch URIAH HEEP) zur Kernbesetzung. Etliche Musiker unterstützten sie vorübergehend oder kurzfristig wie Mick Weaver (WOODEN FROG), Mick Taylor (THE ROLLING STONES), Jon Hiseman oder John Mayall.

Im Jahr von „Woodstock“ traten sie an allen drei Tagen des ersten „Essener Pop & Blues Festivals“ auf sowie ein halbes Jahr später zur Begeisterung der deutschen Anhängerschaft auch beim zweiten. Sie gingen 1969 in der Essener Grugahalle neben solch hochkarätigen Namen wie FLEETWOOD MAC, MUDDY WATERS, YES, FREE, THE NICE, PINK FLOYD, DEEP PURPLE, AMON DÜÜL II und TANGERINE DREAM auf die Bühne. Dass die KEEF HARTLEY BAND hierzulande locker vor 11.000 bis 12.000 Zuschauern bestehen konnte, untermauerte ihr internationales Renommee und äußerst hohes Niveau.

Doch im Gegensatz zu ihrem Erscheinungsbild, Keef Hartley trat aus starkem Eigeninteresse für die Kultur gerne in Indianer-Kleidung auf, spielte die KEEF HARTLEY BAND weder Country noch Southern Rock, sondern Progressive Rock mit Jazz- und harten Blues-Elementen. Ihr vielfältiger Sound hielt sich jedoch nicht nur im Hardrock und Blues auf, er ließ ebenso amerikanischen R&B, Funk und Soul zu.

In der Essener Grugahalle überzeugten sie am 11. Oktober 1969 mit einem härteren Rocksound, der durch die Unterstützung von Trompeter Henry Lowther und Tenorsaxophonist Jimmy Jewell eine echte Fusion mit dem Jazz entfachte. Der zweite aufgezeichnete Auftritt am 25. April 1970 erwies sich mit einem zweiten Gitarristen namens Spit James sogar als noch kraftvoller.

In Songs wie ´Too Much Thinking´ zeigte sich umgehend, dass ihr Sänger Miller Anderson ein außergewöhnlicher Künstler ist. Während sich in ´Leavin‘ Trunk´ die solistischen Einlagen von Trompeter Henry Lowther und Tenorsaxophonist Jimmy Jewell in einem ständigen Duell mit der Gitarre von Miller Anderson befanden, sei es im ständigen Wechsel oder im Call-and-Response-Spiel, gab es für die wild aufspielende Combo überdies in ´Just To Cry´ Szenen-Applaus.

Keef Hartley trieb die Gruppe mit seinem Schlagzeugspiel unaufhörlich an und zeigte zumeist beim Übergang von einem Song zum anderen sein Können in kleinen solistischen Einlagen. Die anderen Instrumentalisten befanden sich schließlich fortwährend auf dem Sprung zu einem weiteren Solo, sei es in ´Rock Me Baby´ beim ersten Festival oder in den überlangen Ausführungen von ´Think It Over´, ´Leavin‘ Trunk´ und ´Just To Cry´ beim zweiten Festival.

Die sensationelle WDR-Produktion ´Live At Essen Pop & Blues Festival 1969 & 1970´ fasst die beiden Aufzeichnungen aus der Essener Grugahalle auf zwei Silberlingen zusammen und muss als echtes Zeugnis der außergewöhnlichen Brillanz der viel zu wenig beachteten KEEF HARTLEY BAND gewertet werden. Sagenhaft.

(9 Punkte)

 

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