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THE CATATONICS – Hunted Down

~ 1984/2022 (Southern Lord) – Stil: Hardcore Punk/Crossover/Thrash Metal ~


„Southern Lord“ haben mittlerweile eine äußerst umfangreiche Auswahl an klassischen Hardcore-Veröffentlichungen in ihrem Katalog, von NEON CHRIST und THE OFFENDERS, bis hin zu UNIFORM CHOICE. Irgendwo tief in den Annalen der HC-Historie vergraben sind außerdem THE CATATONICS aus Syracuse im US-Bundesstaat New York, und obwohl so gut wie niemandem bekannt, gelten sie für viele Kenner als überaus einflussreich und sehr beliebt.

Ihre ´Hunted Down´ EP von 1984 sehen viele als eine der ersten Crossover-/Thrash-Veröffentlichungen überhaupt, und sie ist nun bereits seit Jahrzehnten so etwas wie ein verstecktes Juwel. Kopien des Originals sind sehr begehrt, und natürlich auch vorhersehbar teuer, aber diejenigen unter uns, die sich weniger um Erstpressungen kümmern, können jetzt dieses Stück Hardcore-Geschichte zumindest in Form einer „Record Store Day“-Vinyl-Neuauflage genießen.

Die Band bestand aus Bassist/Sänger Jeff Jacques, Schlagzeuger/Sänger Belvy K, Gitarrist Farmer Brown und Gitarrist/Sänger Joseph D. Miller, und trennte sich damals schon recht früh aufgrund musikalischer Differenzen, bevor sie überhaupt dazu kamen, ein Debüt in voller Länge aufzunehmen.

Der Rerelease wurde von Brad Boatright geremastered und erhält gegenüber dem Original großzügige 13 Bonustracks, die meisten davon Live-Mitschnitte und Demo-Songs sowie ´Descending In E´, ein Stück, das ursprünglich auf der zweiten Compilation-LP des „Flipside“ Musikmagazins enthalten war.

 

 

Die fünf Tracks der EP strotzen dann auch nur so vor roher Intensität, und es fällt einem schwer, über die Geschwindigkeit des Ganzen nicht zu staunen, besonders wie Schlagzeuger Belvy K das haarsträubende Tempo beibehält. Natürlich gibt es hier einen metallischen Touch, nicht zuletzt im scharfen, thrashigen Riffing, und man sollte sich vor allem daran erinnern, dass es zur Blütezeit von THE CATATONICS Ketzerei gewesen war, die Grenzen zwischen Metal und Hardcore derart zu verwischen. Viele der Songs erinnern an die chaotische, tödliche Präzision von JERRY`S KIDS, die rotzige Rock’n’Roll-Attitüde von MOTÖRHEAD und phasenweise auch an D.R.I..

Die Zusammenstellung umfasst auch einige Demo-Songs, die mit ´I Can’t Take You Anywhere´ beginnen, das liebevoll an METALLICAs Charme der ´Kill ‘Em All´-Phase erinnert, und ´Don’t Call Me Honey´ erhöht das Tempo sogar noch und könnte sich locker auf dem Debütalbum der SUICIDAL TENDENCIES finden, während ´Drink More Brew´ mit seinen nur 46 Sekunden reinen jugendlichen Spaß bietet, der GANG GREENs Besessenheit von dem alten Bernsteinnektar teilt.

Als Werk seiner Zeit betrachtet, ist ´Hunted Down´ sicherlich enorm wertvoll gewesen, und für alle, die da noch die Lücken ihrer Hardcore-Enzyklopädie schließen möchten, ist diese Wiederveröffentlichung zweifellos ein Glücksfall.

(8 Punkte)