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HIGH ON FIRE – Cometh The Storm

~ 2024 (MNRK Heavy) – Stil: Stoner Rock/Doom/Sludge Metal ~


Um es vorwegzunehmen: ´Cometh The Storm´ gehört zu den besten Stoner Rock-Alben, die ich je gehört habe, und Mastermind Matt Pike hat in den sechs Jahren seit dem Vorgängerwerk ganz offensichtlich all seine Kraft, Inspiration und Kreativität gebündelt, um elf perfekte Songs zu schreiben, von denen jeder für sich wie eine High-End-Version aus der bisherigen Sound-Palette der drei Kalifornier steht.

HIGH ON FIRE waren für mich schon von jeher MOTÖRHEAD + DISCHARGE auf die Spitze getrieben, wegen der rohen Geschwindigkeit, der rauen Kehle, ihrer angeberischen Haltung, aber vor allem: aufgrund ihrer Konstanz! Fast ein Jahrzehnt lang sprangen sie dabei von Produzent zu Produzent und landeten unter anderem bei namhaften Vertretern wie Jack Endino (´Death Is This Communion´), Steve Albini (´Blessed Black Wings´), Greg Fidelman (´Snakes For The Divine´), bis dann Kurt Ballou (CONVERGE) ab 2012 übernahm und seither ausnahmslos alle Longplayer durch den Dreck schneidet und ihnen den extremsten Klang verleiht, ohne damit die Dynamik zu beeinträchtigen.

Zur aktuellen Besetzung gehören neben Pike außerdem Stamm-Bassist Jeff Matz und Schlagzeuger Coady Willis, der auf dem mittlerweile neunten Studiowerk der Band erstmals die Stöcke schwingt und in den rund 60 Minuten Albumlänge eine mehr als beeindruckende Leistung zeigt.

 

 

Ein fulminant schweres Riff und ein harter Beat eröffnen dann auch gleich den Sturm mit ´Lambsbread´, und der Song besticht einmal mehr vor allem durch die messerscharfen Riffs und das perfekte Solo-Timing, wobei die Band im sich drehenden und schlängelnden Mittelteil erstmals auch orientalische Klänge einsetzt.

Die erste Singleauskopplung ´Burning Down´ verbreitet dann noch viel intensiver echtes Stoner Rock-Feeling, und die Beats und das treibende Riff tragen signifikante Metal-Soli, während Willis und Matz den kraftvollen Groove bilden.

Auf ´Trismegistus´ regnet das akustische Bombardement von Anfang an, Pike kreischt leidenschaftlich und wie entfesselt, wobei die Gitarre und die pumpenden Beats in ihrer Darbietung geradezu seismisch erscheinen.

Wiederum Gänsehaut erzeugend ist der folgende Titelsong, ein bombastischer Doom-Stampfer im BLACK SABBATH-Style, und die Riffs ähneln hier eingesperrten Raubkatzen, die sich sträuben aus ihren Käfigen zu kommen, während das Tempo von Matz verlangsamt wird, indem er seine Basssaiten fortdauernd beugt und schlägt.

´Karanlık Yol´ hingegen ist ein orientalisches Instrumentalstück, das einen erstaunlichen Kontrast zu den vorherigen Titeln darstellt, aus dem Türkischen übersetzt so viel wie „Dunkler Weg“ bedeutet, und bei dem Matz die Techniken der Volksmusik des Nahen Ostens und des Zupfinstruments Bağlama (oder Saz) einsetzt – eine wirklich grandiose Interpretation traditioneller türkischer Musik, die das enorme Talent der Band auch über die Grenzen ihres Kernsounds hinaus aufzeigt.

Mit ´Sol’s Golden Curse´ kehrt der Stoner-Sound wie mit einem marschierenden Schlachtruf zurück, ein einziges Todesrollen das sich dreht und dreht und dreht.

´The Beating´ ist dann eine rund zweinhalbminütige Explosion an rumpelnden und donnernden Punk Rock-Beats und ´Tough Guy´ hammerharter Sludge Metal mit fiesem, tief schneidenden Riffing.

´Lightning Beard´ beginnt mit elektrisch wirkenden Gitarrensounds und wütet durchweg unerbittlich, während die Texte wie mit Feuer ausgespuckt werden, wohingegen auf ´Hunting Shadows´ zu einem ausgezeichneten Midtempo Lemmy-Song hin gedrosselt wird.

Das finale zehnminütige Epos ´Darker Fleece´ ist dann eines der grandiosesten Stoner Rock-/Doom Metal-Stücke, das ich jemals gehört habe! Der Track beginnt ganz im HELLHAMMER-Style, schräge, ultraverzerrte Gitarren sägen sich durch, bis dann Willis mit einer bombastischen Salve an Drum Beats einschreitet und eine markerschütternde Bedrohung an HEAVY Rhythmen auslöst. Eine kriechende Klangwand mit messerscharfem Drama-Riffing setzt sich fort, das sind jedenfalls Momente für die Ewigkeit, die Pike hier mit seinen meisterlichen Tüfteleien festhält.

´Cometh The Storm´ ist eine neue Maßstäbe setzende Darbietung, voller Kraft und kompromissloser Haltung und setzt der Jahrzehnte langen, unermüdlichen Kreativität Matt Pikes die Krone auf. Die „Zehn“ hat er sich nach all den Jahren redlich verdient. PLAY IT LOUD! PURE GENIUS!

(10 Punkte)

 

https://www.facebook.com/highonfire


(VÖ: 19.04.2024)
Pic: James Rexroad