PlattenkritikenPressfrisch

CEDRIC BURNSIDE – Hill Country Love

~ 2024 (Mascot) – Stil: Blues / Hill Country Blues ~


Cedric Burnside hat den Blues in die Wiege gelegt bekommen. Sein Vater Calvin Jackson ist Blues-Schlagzeuger (und war bei seiner Geburt 17). Seine Mutter ist die Tochter vom Blues-Gitarristen R. L. Burnside. Cedric war zunächst Schlagzeuger in der Band seines Großvaters und ersetzte seinen Vater. Cedrics Tochter Portrika ist Sängerin. Das soll zur Familiengeschichte reichen. Man sieht, in Cedrics Blut fließt der Blues. Und zwar ziemlich viel. Und er wurde als Schlagzeuger mit Preisen dekoriert. Auch sein letztes Album ´I Be Trying´ wurde 2022 als „Best Traditional Blues Album“ mit einem Grammy ausgezeichnet.

Wie sein Vater und sein Großvater mag Cedric vor allem den sogenannten „Hill Country Blues“, eine Spielart des Country Blues aus dem Mississippi-Delta, die besonders durch die Wiederholung von Riffs, viel Unkonventionelles und viel Groove auffällt und auch deutliche Parallelen zur westafrikanischen Musik vorweisen kann. Cedrics Album ist sehr archaisch mit wenigen Instrumenten, den groovigen Gitarrenriffs neben seinem hypnotischen Gesang im Vordergrund.

Mit ´I Know´ startet das Album mit Mundharmonika und vorwärtstreibendem Schlagzeug. Der Titelsong ´Hill Country Love´ geht Richtung „Talking Blues“ und ist ein gutes Beispiel der genannten Attribute. Cedrics Stimme kann dabei die Hörerin und den Hörer jederzeit fesseln. Die Gitarre spielt das gleiche Motiv, die Drums federn und variieren den Rhythmus immer wieder.

´Shake Em On Down´ kommt mit Slide-Gitarre und akustischer Basis und dem immer wieder packenden Gesang von Cedric sehr spartanisch und dynamisch. ´Juke Joint´ klingt wie eine Mischung aus John Lee Hooker und Muddy Waters (der gleiche Upbeat wie bei ´Got My Mojo Working´) und trotzdem irgendwie auch modern.

´Smile´ und ´Closer´ bringen noch zusätzlichen Soul-Schmelz im Gesang mit. ´Coming Real To Ya´ integriert ein wenig Rock. ´Love You Music´ zeigt, warum Cedric als Drummer so hoch angesehen ist. ´Toll On They Life´ erinnert mich dann sogar ein wenig an Jimi Hendrix, wegen des Gesangs, des federnden Schlagzeugs, des pumpenden Basses und der darüberliegenden Gitarrenlinie. Stark.

Der längste Song ´Po Black Mattie´, vom Großvater geschrieben, verabschiedet das Album wie es begonnen hat: Blues auf höchstem Niveau. Irgendwo steht geschrieben: “Recorded in an old building in Ripley, Mississippi”.

Die vierzehn Songs sind in ihrer Spontanität, Authentizität und Eindringlichkeit alle hervorragend. Schön, dass es heute noch solche Blues-Alben gibt, die ohne viel Produktionsaufwand oder unnötigen Breitwandsound auskommen und sich nur auf seinen Hauptprotagonisten verlassen. Allen Blues-Enthusiastinnen und -Enthusiasten wird dieses Album direkt ins Herz stoßen.

(8,75 Punkte)

 

https://www.facebook.com/cedric.burnside.5


(VÖ: 5.04.2024)