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IRON GRIFFIN – Storm Of Magic

~ 2022 (Self-Release, Cassette only) – Stil: Progressive Rock/Folk Rock ~


Ich habe ja zuallererst die vorliegende neue IRON GRIFFIN Cassette als „YouTube“ zu Gehör bekommen, mir dann umgehend das Debütalbum als zwölfzöllige Langspielplatte besorgt und warte noch auf die Bestellung aus Finnland mit der Cassette. Dieses Wort nutze ich gerade in fast schon inflationärer Weise, weil die verrückten Finnen tatsächlich ihr Zweitwerk bislang nur in Tapeform unters gierige Volk bringen. Alles andere kann man sich nicht leisten oder man ist zu stolz, eine CD zu machen.

Auch eine Logik, die sich mir nur bedingt erschließen will, gerade, wo IRON GRIFFIN mit dem 2019er LP Debüt und der 12″ EP von 2017 beim „Gates Of Hell“ Unterlabel von „Cruz Del Sur“ aus Italien (Enrico rulez!!!) großartig in die Musikwelt gestartet sind. Aber vielleicht ist da schon ein Lichtstreif am Horizont zu sehen, denn durch einen umtriebigen Fan, Heavy Metal-Helden und Schreiberling vermittelt, gibt es bereits Gespräche.

Aber nun kommen wir mal zur Musik. Das erste Album klang einfach uralt, als wären die 70er schon, aber auch noch eine Weile ingange und man mit modernem, epischen Hardrock am Puls der Zeit. Das neue Album klingt noch kompletter aus der Zeit gefallen und ich könnte schwören, hier ist eine Band von 1970 zugange. Wenn da nur nicht 2022 auf der Packung stünde. Ein Album, welches sachte mit feierlich brummelnder Hammond-Orgel und Vogelzwitschern beginnt, als befände man sich gerade im Mittelteil einer epischen URIAH HEEP-Ballade und zugleich irgendwo im Hyde Park zu London auf der Wiese chillend, kann nicht jünger als 50 sein. Die verträumte Stimmung des Openers lässt gar keine anderen Gedanken zu. So wunderschön und friedvoll ist diese britfolkige Melodiefolge, die selbst in Momenten mit jaulender zerriger Bassgitarre als Begleitung ihre traumwandlerische Art beibehält. Etwas kräftiger, intensiver wird nach einer Weile schon gerockt, aber die entspannt dahinschwingende Musik kann weder brandneu noch finnisch sein. Ist sie aber.

Die Wacken „Metaller“ können zwar alle gut Rain or Shine ab, bei IRON GRIFFIN kapitulieren sie jedoch reihenweise oder sterben gleich an Ohrenkrebs und Hirnsausen. Halleluja, kein einfaches Gerät, dieses Tape. Für oberflächliche Klangkonsumenten. Alter versponnener 70er Prog / Mystic Rock mit Elfenfolk und Baumkuschlermelodien versetzt ist halt hinhörpflichtig. Und das Album ist von vorne bis hinten solch eine musikalische Traumreise, ein Märchen, wie es ergreifender nie erzählt werden könnte. Ich weiss nicht, was Oskari und seine Sängerin da erreichen wollten, aber sie sind komplett aus der Zeit gefallen, bei höchster Spiel- und Klangkultur. Wenn Tolkien eine Lieblingsrockmusik gehabt hätte, IRON GRIFFIN gehörten zu den Verfechtern. Es ist heuer nicht mehr neu, aber mindestens so selten, wie schon vor 50 Jahren. Wenige Folkrockbands waren dermaßen intensiv in der Atmosphäre, bei den Progbands eher noch weniger, da andere, weniger mystische Melodieführung. Ich selbst hätte nie geglaubt, jemals wieder eine neue Band solche Tonfolgen spielen zu hören.

Hoffen wir also, dass sich die Verhandlungen ob eines Labelreleases in einen solchen ummünzen lassen und supporten derweil die Band direkt mit dem Kauf einer Cassette.

https://irongriffin.bandcamp.com/album/curse-of-the-sky

(12 von 10 Punkten)