~ 2021 (FDA) – Stil: Electronic/Wave ~
Meine Frau und ich, seit mehr als zwanzig Jahren zusammen, haben vieles gemeinsam. Nur musikalisch kommen und leben wir in verschiedenen Welten. Natürlich haben wir einige Konzerte zusammen gesehen. Sie hat mich zu GOTTHARD und TRANSATLANTIC begleitet, ich war mit ihr bei DEPECHE MODE oder THE WHO. Darum ist unser CD-Schrank ziemlich zweigeteilt. Es gibt ein paar Überschneidungen, auch Überraschendes. Bei ihr findet sich etwa fast alles von MARILLION, andererseits gibt es außer den Mods um Pete Townshend kaum Rockmusik der 60s oder 70s in ihrem Schrank.
Da kommt das Wort ´Synaethesia´ recht passend. Es enthält sowohl den Begriff Synthese, als auch Ästhetik. (Nein, das war jetzt keine wissenschaftliche Äußerung – Anm. d. Verf.) Zwei unterschiedliche Sammlungen, direkt nebeneinander, die könnte man so umschreiben.
So hat sie in ihrem Schrank das frühe Werk von ANNE CLARK stehen. Abgesehen von ´Our Darkness´, ihrem Hit, der eine Weile meine Schulzeit begleitet hat, interessierte mich das eher nicht. Was Anne auch schon immer umgetrieben hat, ist die Verbindung elektronischer und akustischer Klänge. Jetzt, nach einer langen Karriere, schaut sie, mit Unterstützung verschiedener Musiker der Elektro- und DJ-Szene, ihre klassischen Tracks ins Heute zu übersetzen.
Die Namen der Beteiligten, ehrlich, sind mir völlig unbekannt. Einzig BLANK & JONES habe ich wohl schon mal irgendwo gelesen. Eine Verbindung fehlt mir da auch. Elektronische Tanzmusik in allen Formen war eher immer Auslöser von Fluchtreflexen. Da bevorzuge ich doch eher immer schon die träumerische Variante.
´Sleeper In Metropolis´, einer der Songs, die hier neu interpretiert sind, etwa ist im Vergleich zum Original noch mehr für den Dancefloor geeignet. Dafür kommt leider die Wut, die in ANNE CLARKEs Texten immer enthalten ist, kaum noch zur Wirkung. Dabei sind ihre Zeilen von 1984 auch heute noch aktuell. Oder gar noch mehr, als zur Zeit der Entstehung?
No alternative could grow
Where love cannot take root
No shadows will replace
The warmth of your contact
Love is dead in metropolis
Das ist nicht die Musik, die ich jeden Tag hören mag. Aber manchmal ist es gut, über den Gartenzaun zu lauschen. Und so tanzen meine Frau und ich in unserer Küche zu ANNE CLARKE. Dabei vergessen wir einfach auch mal die Gedanken, die uns im Moment umtreiben. Wir tanzen für einen Augenblick die Sorgen weg, ehe uns der Alltag wieder in die Finger bekommt. Das ist ein heller, ein beschwingter Moment, dann können wir weitergehen durch die Alpträume der Stadt, die Alpträume der Zeit. Zusammen.
https://www.facebook.com/anne.clark.music
(VÖ: 28.05.2021)
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