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CHALICE – Trembling Crown

~ 2020 (High Roller) – Stil: Heavy Metal ~


Gute Kritiken hin und her, ´Trembling Crown´, das Debüt der Finnen CHALICE versauerte doch einige Wochen auf dem Player. Immer wieder schoben sich andere Bands in den Vordergrund. Das lag sicher nicht an der Qualität, eher wurde ich immer wieder anderweitig abgelenkt. Dabei ist schon der Opener ´Night’s Hands´ eine wunderbar epische Hymne, mit einem feinen Soloteil und gelungenen, mehrstimmigen Gesängen und überraschenden Breaks. Da darf zu Beginn auch mal an den acht Minuten gekratzt werden.

Ebenfalls ärgerlich verpasst zu haben sind die melancholischen Bridges und vor allem die abgefahrene Flamenco-Einlage im Titeltrack. Das darauf folgende Solo steigert die Spannung ins schier Unermessliche. Ein kluger Schritt, genau mit diesen instrumentalen Parts das Stück ausklingen zu lassen.

´Hunger Of The Dephts´ startet mit MANOWARscher Stimmung, die so unkitschig den Herrschaften um Joey DeMayo seit Anfang 90 nicht mehr geglückt ist. Ein paar „Ahahas“ zu viel, bevor eine epische Doompassage sich mit einem traurigen Cello verbindet, und zum Walzer mutiert. Dass man in Finnland den Hang zum Tango hat, ist mir bekannt, diese Art funeraler Walzer erscheint neu und gefällt.

´Karkanxholl´ ist ein mächtig eingängiges Instrumental, beruhend auf einem fetten Riff, dieses geduldig durchdeklinierend, Längen aber nicht duldet. Ebenfalls etwas kompakter in der Spielzeit ´Wings I’ve Known´, das etwas hektisch wirkt. Trotzdem, auch hier, immer wieder diese gewisse skandinavische Eingängigkeit in perfekter Symbiose mit tiefer Melancholie. Diese schwelgt nie in gotischen Gefilden, es bleibt immer Heavy Metal.

Eher unauffällig frisst sich ´The Key´ fest in den Hirnwindungen. Eine eingängige Nummer, hitverdächtig in HAMMERFALL-Tradition. Daneben steht zum Abschluss ´Stars´, das Magnum Opus, die längste Spielzeit, ruhiger Beginn, dann steigert sich die Nummer immer weiter, dramatische Stimmungsmusik. Abendstimmungen romantischer Maler fallen einem ein. Weite Landschaften im Dämmerlicht, schwelgen in Farben aus Technicolor. Das ist die Vereinigung von Dramatik und eleganter Opulenz.

Und immer wieder, über das Album verteilt, unterschwellig das Cello, eher zu erahnen als zu hören. Es verleiht dem Ganzen zusätzliche Tiefe. Dabei allerdings drängt es CHALICE nie in sinfonische Gefilde. Ganz ehrlich, wenn man aus dem alten Jahr solche Höhepunkte mitnimmt, dann weckt das Hoffnung auf noch viel gute Musik in 2021.

Auch wenn die Verwandtschaft eher klein ist, hier passt ein Zitat von NIGHT DEMON. „Drink from THIS CHALICE

(8 Punkte)

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