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Thomas Vaucher – Der General

2019 (Stämpfli Verlag)


Die Geschichte der Schweiz ist hierzulande eher nicht bekannt, abgesehen vielleicht von Wilhelm Tell und Zwingli. Das kann sich ändern, zum Beispiel mit der Lektüre dieses Romans.

Tausendsassa Thomas Vaucher, Keyboarder der Schweizer Melodic Metaller EMERALD, legt hier seinen siebenten Roman vor. Aus seiner Feder kommen Thriller, Fantastik und auch Sachbücher. Ein weiteres Thema seiner literarischen Arbeit sind Historische Romane mit Schweizer Bezug.

´Der General´erzählt die Geschichte des Johann Gobet, einem Bauern aus der Region Freiburg, der 1792 bei der Schweizer Garde in Paris dient und den Sturm auf die Tuilerien überlebt.

Neun Jahre später, die Schweiz ist als Helvetische Republik ein Vasallenstaat Frankreichs. Dieses sucht in der Schweiz Rekruten zwangsweise auszuheben. Das führt zu Widerstand und Rebellion. Johann Gobet wird zum General der aufständischen Bauern gewählt.

„Die Geschichte um General Gobet und den Aufstand der Freiburger ist leider selbst im Sensebezirk, wo ich geboren wurde und lebe, relativ unbekannt. In der Schule wurde dieses Thema nie behandelt, und ich stiess erst vor vielen Jahren bei der Recherche für ein Drehbuch darauf. Mich als Sensler hat diese Geschichte sofort gepackt, und mir war vom ersten Moment an klar, dass ich sie dereinst in Buchform bearbeiten und herausgeben möchte,“ schreibt Thomas Vaucher in seinem Nachwort.

 

Wie in einem Roman üblich, sind tatsächliche Begebenheiten und fiktive Ausschmückungen miteinander verwoben. Tatsächlich ist für reichlich Spannung gesorgt. Besonders beeindruckend ist im ersten Teil, wie Leben und Tod, Geburt, Kampf und Sterben szenisch verzahnt werden. Das hat Kinoformat.

Spannung wird vor allem damit erzeugt, wie die handelnden Personen auf beiden Seiten ohne Blick auf Konsequenzen und ohne Skrupel ihren Weg gehen. Viele Ereignisse des Aufstandes und dessen Niederschlagung sind mittels Dokumenten belegt. Diese werden, ohne den Lesefluß im Geringsten zu stören, in der Geschichte zitiert. Zudem zeigt eine Nebenhandlung die Geschichte einer Reliquie, die ihrem Träger Stärke und Sieg verspricht.

Wie im Historischen Roman fast üblich, findet sich auch eine fiktive Liebesgeschichte im Roman. Allerdings kommt sie ohne Kitsch aus und dient eher der Charakterisierung des Helden.

Am Ende des Buches steht ein umfangreicher Anhang. Dieser enthält Erklärungen, um Fakt und Fiktion zu trennen. Karten und Bilder dokumentieren handelnde Personen und Schauplätze. Ergänzend finden sich ein umfangreiches Personenregister und ein Glossar. Wer dann noch weiterlesen möchte, kann das Literaturverzeichnis erforschen. Alles in einem ein Buch, das in meinem Regal neben anderen Büchern schreibender Musiker und/oder Schauspieler wie Bruce Dickinson oder Manfred Krug einen Ehrenplatz erhält.

Während der Lektüre des Romans kann passenderweise auch das aktuelle Album von EMERALD ´Restless Souls´ aufgelegt werden. Der Power Metal paßt hervorragend stimmig zum Buch.

In Luzern findet sich ein Denkmal für die Opfer der Schweizer Garden des 10. August 1792. Der sterbende Löwe wurde nach einem Entwurf des dänischen Bildhauers Barthel Thorvaldsen aus Sandstein geschlagen. Die Enthüllung fand am 10. August 1821 statt. Damit wurden die 760 gefallenen und 350 überlebenden Soldaten geehrt.

 

Der General
Thomas Vaucher
180 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-7272-6044-5
bereits erschienen
Preis: 30 €