Redebedarf

SEPTAGON

Interview mit Markus ´Ulle´ Ullrich


SEPTAGON sind eine neue Band aus ATLANTEAN KODEX- und LANFEAR-Musikern, für deren Debüt Ihr ganz sicher in diesem Jahr noch einen Platz in Eurem Metal-Schrein finden müsst.

Also haben wir Gitarrist Markus Ullrich kontaktiert, um ein paar weitere Infos aus ihm herauszulocken.

Hallo, Ulle! 2016 wird für Dich ein ereignisreiches Jahr. Wie viele Alben werden denn dieses Jahr unter Deiner Beteiligung erscheinen?

Definitiv drei.

Die wurden aber jetzt nicht alle in den letzten paar Wochen eingespielt, oder?

Nein. Eingespielt wurden die von Mai letzten Jahres bis tatsächlich exakt zum heutigen Tag.

Mit SEPTAGON bewegst Du Dich musikalisch in eine neue Richtung. Wie lange spielst Du schon mit dem Gedanken, solche Musik selber zu spielen?

Eigentlich schon ewig, das ist halt meine Basis. Wer bei LANFEAR genauer hinhört, hat aber viele Riffs und sogar ganze Songfragmente, die in die Richtung gehen, schon von mir gehört. Aufgrund der melodischeren Vocals und weil man LANFEAR ja prinzipiell ungehört sowieso immer in die Progecke drückt, ist das wahrscheinlich nur kaum jemandem aufgefallen.

Nach Deinem Instrumental Album unter dem Banner A COSMIC TRAIL kommt der Wechsel in härtere Regionen für einen Gitarristen, der die Twenties hinter sich gelassen hat, überraschend? 

Hmmm, das kann ich selbst schwer beurteilen. Also aus meiner Sicht nicht, da das halt auch zu meinen Einflüssen zählt, für Außenstehende aber vielleicht schon.

Aus meiner Sicht habe ich aber z.B. auch die Twenties noch nicht hinter mir gelassen.

Aber A COSMIC TRAIL willst Du hoffentlich weiterhin pflegen?

Laut heutigem Stand eher nicht. Das liegt aber nicht daran, dass ich da kein Interesse oder keine Ideen habe. Den Anfang der Platte hab ich sogar schon seit Jahren auf Halde.

Das Problem ist, dass das Debüt als Eigenpressung erschien und ich natürlich selbst alles mit voller Hingabe promotet habe. Das hat sich dann überraschend gut verkauft, bzw. ist mittlerweile sogar komplett vergriffen. Beim zweiten Album hab ich dann etwas tiefer in die Tasche gelangt und richtig viel Geld ausgegeben, außerdem auch Vinyl pressen lassen. Die Kritiken waren wieder sehr gut, aber das ist halt Spartenmusik und ich hätte dann mehr Gas geben und mich nicht drauf verlassen müssen, dass sich das besser verkauft, nur weil es auf einem Label erscheint. Es gibt sicherlich ein Publikum für diese Musik, aber ich weiß eben leider nicht, wie und wo ich das finde. Letzten Endes hat mich ´II: Mistral´ also einen Haufen Geld gekostet und nur etwa die Hälfte davon eingespielt, daher wäre es momentan Wahnsinn, sich an ein neues Werk zu machen. Das ist schade, denn die Platte ist künstlerisch betrachtet für mich das Beste, was ich je gemacht habe und ich bin nach wie vor über jeden Ton glücklich.

Ist die Musik für Dich eine schöne Jugenderinnerung oder willst Du mit SEPTAGON einen neuen Trend setzen?

Diese Musik hat mich als Jugendlicher geprägt, aber dass das jetzt einen Trend auslösen wird, glaube ich ehrlich gesagt nicht wirklich. Es geht darum Spaß zu haben. Wir verstehen uns super und genießen es einfach, zusammen im Proberaum die Sau rauszulassen und ein paar Bierchen zu trinken.

Was fasziniert Dich so sehr an dieser Musik?

Es liegt mir einfach im Blut. Sowohl dieses schnellere, etwas technische Riffing, als auch die Ausrichtung und der Stil an sich. Ich mag es einfach, wenn ordentlich Gas gegeben wird, aber dennoch viel Melodie im Spiel ist. Es ist auch eine gewisse technische Herausforderung, so akzentuiert auf den Punkt zu spielen. Dieses Boxhandschuhgeriffe wie es viele Bands im Thrash haben, langweilt mich ehrlich gesagt. Das mag ja alles schön schmutzig und authentisch und böse klingen, aber was hilft das, wenn mir nach anderthalb Minuten das Gesicht einschläft, weil ich das alles schon 100 mal gehört habe und der Drummer keinen Takt halten kann?

Euer Album klingt dagegen sehr abwechslungsreich, kein Song gleicht dem anderen. Eine bewusste Entscheidung?

In gewisser Hinsicht schon, irgendwie auch wieder nicht. Wir wollten schon, dass eben nicht alles gleich klingt, aber irgendwann entwickelt das eben auch ein Eigenleben und manche Stücke schlagen eine ganz andere Richtung ein, als geplant war. Wenn man eben nicht nur drei Bands hört, sondern 3.000, ist das aber auch irgendwo natürlich. Man hat einfach andere Ideen, wenn man mit offenen Augen durch’s Leben geht.

Es war auch schwierig für uns, beispielsweise einen Vorabsong auszuwählen, weil wir wussten, dass die Leute dann sofort Vergleiche ziehen. Wir wussten schon, dass ´Unwanted Company´ als eingängige Speednummer eine ganz gute Wahl wäre, es war aber auch klar, dass dann sofort Geschichten wie „das ist jetzt aber eher Speed und kein Thrash, das klingt teilweise europäisch und gar nicht so amerikanisch…“ usw. usf. kommen würden. War dann auch so, aber im Endeffekt zeigt das halt wieder, dass man mittlerweile von einem Song oft auf alle Songs schließen kann. Dem ist bei uns absolut nicht so. Wird man merken, wenn man sich das Album dann zum ersten Mal am Stück durchhört.

Sind die Songs alle in einem kurzen Zeitraum entstanden?

Ja. Rein musikalisch entstanden die Songs innerhalb von drei bis vier Monaten und auch der Gesang kam eigentlich Schlag auf Schlag. Vielleicht ist die Platte auch so abwechslungsreich, weil über einen kurzen Zeitraum alles an Einflüssen gebündelt wurde.

Dürfen die Hörer in den Texten mit Gesellschaftskritik rechnen oder gar Splatter-Geschichten erwarten?

Für die Texte ist der Markus zuständig. Splatter ist definitiv nicht enthalten, also sage ich jetzt einfach mal die Hälfte ist sozialkritisch, die andere Hälfte fiktiv und auch da kann ja theoretisch Gesellschaftskritik mitschwingen … smile

Stellt das Album-Cover die Umsetzung eines Songs dar?

Nein. Die Coveridee stammt von unserem Drummer Gen und der Markus Vesper hat das nach seinen Angaben super umgesetzt. Man kann sicherlich was zu den Texten interpretieren, aber es ist nicht auf einen bestimmten Song bezogen. Lustigerweise hat unser Sänger vor einigen Tagen bereits den Titel für das zweite Album plus die dazugehörige Coveridee auf den Tisch geknallt – so darf das gerne weiter laufen.

Findest Du die eigentlich persönlich die Musik von SEPTAGON progressiver als die von LANFEAR – und wo beginnt für Dich die Progressivität in der Musik?

Progressivität bedeutet ja Fortschritt, was jedoch z.B. an Bands fortschrittlich sein soll, die seit 20-30 Jahren schlechtere Versionen diverser GENESIS-, YES-, MARILLION-, DREAM THEATER- oder SYMPHONY X-Alben produzieren, hat sich mir nie erschlossen.

Es ist also schlicht und einfach so, dass zumindest im Metal, technischere Musik prinzipiell als progressiv bezeichnet wird.

Rein technisch betrachtet, ist SEPTAGON definitiv härterer Tobak als LANFEAR. Von den Einflüssen ist SEPTAGON aber oldschooliger, während bei LANFEAR schon immer alles erlaubt war. Also ist im technischen Sinn SEPTAGON progressiver, und im progressiven Sinn LANFEAR? Such es dir aus .. smile

Dann mach doch mal Tabula rasa und sage uns welche Bands immer fälschlicherweise als progressiv bezeichnet wurden und welche es tatsächlich sind?

DREAM THEATER waren auf den ersten beiden Alben für mich progressiv. FATES WARNING waren damals progressiv. MESHUGGAH waren später progressiv, weil sie einen komplett eigenen Stil auf die Beine gestellt haben. PERIPHERY haben diesen technischen Stil adaptiert und mit poppigen Melodien versehen, das war für mich progressiv und wurde dann plötzlich „Djent“ genannt. Plötzlich stehen 1.000 andere Bands da und machen genau den gleichen Scheiß, die sind dann für mich auch nicht mehr progressiv. PANZERBALLETT sind progressiv und technisch. Die kombinieren Jazz und Metal und obwohl auch das nicht neu ist, ist der Ansatz frisch und anders. DEATH waren damals progressiv, BATHORY mit „Hammerheart“ aber z.B. auch. RAGE AGAINST THE MACHINE waren in den frühen 90ern sicherlich auch progressiv, auch wenn das jetzt nicht heißt, dass ich das gut fand.

Das soll jetzt nämlich überhaupt nicht bedeuten, dass ich den Begriff „progressiv“ als Qualitätsmerkmal sehe, ich habe jetzt einfach mal nur frei von der Leber weg analysiert. Letzten Endes finde ich Musik entweder geil oder nicht geil. Ob es sich um 80er Pop, Doom Metal, Jazz, Thrash oder Grindcore handelt, ist mir dabei völlig schnuppe.

Dass der General jetzt an den Drums sitzt überrascht nicht unbedingt, aber wie bekam Markus Becker den Sängerposten?

Ich kenne ihn seit mehreren Jahren, habe ihn auf dem ´Keep It True´ getroffen, hatte ein paar Bier im Kopf und wusste, dass er früher mit „Seldom Refuse“ bereits Thrash gemacht hat und auf dieses Genre abfährt. Also kam mir der spontane Gedanke, ihn zu fragen, ob er Lust auf so etwas hätte. Zu dem Zeitpunkt gab es ja noch keine Band, noch keinerlei Ambitionen eine zu gründen, gar nix. Er sagte ja und ein paar Wochen später habe ich mich hingesetzt und angefangen Ideen zu sammeln. Man könnte also sagen, wir haben uns auf dem KIT 2013 gegründet. Wenn wir nicht mal die trueste Band auf diesem Planeten sind.

Die restlichen Bandmitglieder sind dennoch eher unbekannt, oder?

Alex am Bass ist sicherlich nicht ganz unbekannt und hat in mehreren Bands gespielt. Er war früher auch mal bei LANFEAR und ist auch bei A COSMIC TRAIL mit von der Partie.

Stef kannte ich von früher. Er spielte in der Anfangszeit von LANFEAR in einer Band namens TEMPTATION, die auch zwei Demos veröffentlicht hat und hier im Umkreis aktiv war. Inzwischen ist er weggezogen, im Hard Rock angelangt und spielt momentan bei DAYS OF THUNDER. Er hatte aber Bock und sich den ganzen Kram motiviert draufgeschafft – es könnte daher nicht besser laufen.

Dürfen wir eigentlich den Release auf CD, Vinyl und Tape bewundern oder welche Varianten wird es geben?

Keine hunderte von Auflagen in 50 Farben. Eine CD-Version am 05. Februar und ein paar Wochen später kommt das Vinyl. Auch das muss man übrigens nur einmal umdrehen und nicht zwischendurch noch wechseln … smile

Zu welchen Fetischisten gehörst Du – Vinyl oder Tape?

Wer mit Tapes aufgewachsen ist, wird diese immer nur als damals notwendiges Übel betrachten. Natürlich denke ich auch gerne an die eigenen Mixkassetten zurück und das war ja auch Kult, aber ich hab mir schon damals kein Album auf Tape gekauft. Den Gedanken daran fand ich lächerlich und heute ist es das noch viel mehr. An alle nach 1990 geborenen Fans: Es war damals nicht alles so, wie ihr euch das heute gerne ausmalt.

Warum Vinyl – Geruch, Gefühl, Einbildung oder pure Nostalgie?

Ähm, ja, von allem exakt 25%!

Schauen wir in die Zukunft. Gibt es einen Fünfjahresplan oder blickt Ihr nicht so weit voraus?

Wir freuen uns auf die ersten Gigs, hoffen, dass noch einige dazukommen und machen uns Gedanken über neue Songs. Alles Weitere wird kommen oder auch nicht.

Kannst Du uns zumindest noch einen Überblick geben, wie der Stand der Dinge aktuell bei LANFEAR aussieht?

Ich bin gerade dabei, die ganzen Spuren vom neuen Album für den Endmix vorzubereiten und zu exportieren. Die neue Platte ist also definitiv im Kasten, wird ab Ende des Monats gemischt und sollte daher irgendwann im Frühjahr erscheinen. Das Teil nennt sich ´Code Inherited´, enthält acht Songs auf etwa 45 Minuten verteilt und es ist natürlich wie immer das beste Album, das wir je gemacht haben. So wie eben jedes neue Album jeder Band das Beste seit der Erfindung des Rades ist. Solange bis das Nächste kommt zumindest …

Danke dafür, dass die letzte Frage nicht „Was möchtest du unseren Lesern noch mitteilen?“ ist. Das ist so nervig, wollte ich schon immer mal sagen.

Gern geschehen, und was möchtest Du … 

 

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