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TERROMANIA – Nyctophobic

~ 2023 (Ripple Music) – Stil: Modern/Groove Metal ~


Finnland hatten wir bei „Ripple Music“ noch nicht, zumindest war mir nichts untergekommen. Aber das ändert sich nun. TERROMANIA erster Versuch. Kein Heavy-/ Doom-/ Stonerrock, kein rauer Sludgemetal, stattdessen eine moderne Produktion. Gitarren sauber gebügelt und zerrig, dass man kaum das Modell herausfinden kann. Cooler, mittelhoher und kehliger Gesang. Straighte Songs mit Melodic Metal-Feeling. Einige elektronische Modern Metal Spielchen. Es spuken mir ewig gleichklingende Stromlinienpopmetalbands aus der Schmiede verschiedener Mainstream-Metal-Label im Kopf herum. Ich bin raus und will nix mehr von den Finnen wissen.

TERROMANIA Versuch Nummer 2. Erstmal ist das „Ripple Music“ und Todd Severin setzt eigentlich auf höchste Qualität. Dann geht mein Buddy Ray Dorsey darauf steil und auch der hört ungern modernen Stromlinienmetal für die Wacken Klientel. Aber er lässt sich gerne auf ausgefallene Sachen ein. Und nun? Aber das Cover ist schon so modern metallisch und unkultig. Aber Ray hat auch Recht, Gesang und Gitarrensoli sind ganz nice. Also mehr als das. Die Mischung erscheint nun mehr in Richtung PRETTY MAIDS auf dem DISTURBED Trip zu gehen, statt SABATON und POWERWOLF nachzuäffen. Trotzdem…nein, ich bin raus, muss gehen und brauche erstmal MOONBLOOD Demos auf Vinyl, mich wieder herunterzufahren.

Dritter Versuch. Irgendwann muss ich doch damit klarkommen. Oder? Dieses moderne, glatte und doch zerrige, teils elektronische Element im Klang ist mir ja immer ein Dorn im Ohr. Die Drums sind definitiv getriggert. Ich tue mich schwer. Aber langsam zeigen sich mir die Melodien bzw. ihre Substanz. Ich investiere Zeit. Ich höre und muss sagen, dass mir die Musik mit jedem Hören mehr gefällt. Aber ist sie so gut, dass ich sie kaufen mag? Diese Platte ist für mich eine harte Nuss, ein Kampf. Ich will damit sicher nicht die Leistung der Musiker trüben. Manche Songs erinnern mich an 80er Produktionen, Popmusik und poppiger Hardrock. Manche Songs und Songabschnitte an 90er Elektrometal. Ich als Traditionalist, Purist und eingeschworener Old School Typ bin kaputt. Gute Nacht, ich gehe pennen.

TERROMANIA Hörversuch Nr. 4 und was nun? Bisher hab ich ja immer kapituliert. Aber so langsam scheint entweder das Koks zu kicken oder zumindest die Musik. Für Koks hab ich auch kein Geld. Synthiepop und Melodischer 80er Metal treffen sich. Dazwischen grätscht 90er Industrial-Rock. Aber die Band ist mehr als nur das. Die Songs so schön. Sie sind einfach schön, hymnisch, eindringlich. Alte Schule, neue Schule. Wie lange hab ich da jetzt meine Zähne dran ausgebissen? TERRORAMA sind auch eine eigensinnige Truppe. Ich hänge mich an Hooks, Melodien, Keyboardläufe und den Gesang. Und schon hab ich da was im Kopp und es will sich immer tiefer reinfressen. Sie haben genau die richtigen Triggerpunkte gefunden. Insbesondere die Kompositionen, die als Ohrwürmer in der Seele bleiben. Wenige solch am alten Heavy Metal orientierte, aber höchst moderne Platten kriegen mich. TERROMANIA haben die Melodien, das ist es. Und ein starkes Popappeal.

Wo die Schweden GHOST noch mehr im 80er Stadionrock rumkrebsen, da sind die Finnen futuristischer und grasen die 90er und das Folgejahrzehnt nach Inspiration ab. Sie sind hervorragende Spieler, das hört man durch die Produktion hindurch. Sie haben auch die Nase für den Hit an sich, der dabei aber immer auf Substanz gebaut ist. Abwechslung ist immer gegeben. Und dabei ist die Band echt noch jung. Kaum über die 20 drüber. Die Songs an sich klingen sehr bewusst komponiert. Toll auch, wie die beiden Leadgitarren sich bei den Soli abwechseln und irgendwo durchaus unterschiedlich wirken.

Ab einem gewissen Punkt kann ich mich diesem Modern Heavy Metal nicht mehr entziehen. Auch wenn er immer wieder zu den Kommerzgrößen des Genres hindeuten will, auch wenn die Band auf „Wacken“ spielen könnte, haben CIRITH UNGOL auch getan und MANILLA ROAD waren auch angekündigt, leider ist der Shark ja eine Woche vorher gestorben, TERROMANIA kriegen mich und Dich und Dich da drüben auch.

9 Punkte für dieses Zusammenspiel aus 80er Metal und Symphonic Melodic Rock mit Industrialmetal und modernem Prog.

 

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