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HIGHEST PRIMZAHL ON MARS – Escape From Moronia

~ 2023 (Sunhair Music) – Stil: Progressive Rock / Space Rock / Kraut Rock ~


Am Anfang komme ich mir vor wie in einer Mischung von ´The Waiting Room´ vom genialen GENESIS-Album ´The Lamb Lies Down On Broadway´ (okay, habe ich gerade oft gehört) und dem Space Rock der jungen UFO. Dann geht es aber richtig los und es erklingt ein harter, progressiver Sound. 18 Minuten geht der erste Song und Titelsong der deutschen Band HIGHEST PRIMZAHL ON MARS (interessanter Bandname, darüber habe ich mir noch nie so richtig Gedanken gemacht, sollte ich aber vielleicht).

Irgendwie kommen dann Assoziationen an Kraut Rock-Pioniere auf. Nur der durchgehend harte Grundrhythmus klingt eher nach dem Hier und Jetzt oder erinnert an die in die Moderne Transferierten wie die späten KING CRIMSON. Fünf Songs, darunter nur ein „kurzer“ mit sechs Minuten, der Rest im zweistelligen Minuten-Bereich. Spacig ist es, aber die Besetzung ist zweimal Gitarre, Bass und Drums. Dazu spielte Gitarrist Dietrich Skrock aber auch das „Theremin“ ein. Das Instrument „Theremin“ oder „Ätherinstrument“ inspirierte unter anderem einen jungen Robert Moog. Dieser baute in seiner Jugend Theremine und nutzte die dort gewonnenen Erfahrungen zur Entwicklung seiner Synthesizer (danke Wiki). Das gibt einen besonderen Sound. Allerdings wurde gerade der „Theremin“-verantwortliche Musiker bei HIGHEST PRIMZAHL ON MARS Dietrich Skrock inzwischen schon ersetzt. Das „Theremin“ kam auch bei Songs von THE BEACH BOYS und LED ZEPPELIN bis zu PORTISHEAD oder MASTODON zum Einsatz. Interessant. 18 Minuten setzt der Titelsong auf das fast gleiche Grundthema. Das ist eine, wenn auch sehr spannende, Tour de Force. Zum Schluss wird es wieder neurotisch spacig wie zu Beginn.

 

 

´Hung Up On A Game´ kommt auch spacig, aber auch gewaltig. Ehe man sich hörtechnisch eingefunden hat, sind die sechs Minuten schon vorbei. ´Dwarfs On A Hill´ darf wieder doppelt so lange zelebriert werden und ist stärker rhythmisch, aber auch elektronischer angelegt. Wieder ein durchgehender Rhythmus und viel Spaciges. ´Herff’s Cosmic Comet Ride´ ist etwas ruhiger, aber das nicht sehr lange. Mit ´Foreground Radiation´ endet die Platte wie sie begonnen hat. Spacig und kraftvoll und auch immer ein wenig beängstigend.

Insgesamt äußerst interessant, aber auch ein wenig anstrengend. Sind das die „Krauts“ der Neuzeit? Ja, doch. Etwas härter und desillusionierter als ihre 60er- und 70erjahre Ahnen. Macht trotzdem wie die Space Rocker früher den Kopf ordentlich frei von Trivialem und Nebensächlichem. Braucht sicher noch ein paar Durchgänge. Spannendes Debüt.

(7,75 Punkte)

 

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