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PESTILENCE – Spheres

~ 1993/2023 (Agonia Records) – Stil: Death Metal ~


Reviews für eigentlich altbekannte Platten zu machen, bei denen zur Musik seit Jahrzehnten alles gesagt ist, sind relativ leicht. Denkt man. Ich meine, was kann ich zum vierten Album der waghalsigen Todesprogger PESTILENCE noch erzählen?

Die verqueren und abseitigen Songs haben durch das Remastering wohl einen volleren Klang bekommen. Es gibt eine Vinylauflage in vier bunten Farben. Angenommen hat sich dem ganzen Spass die Plattenfirma „Agonia Records“ aus Polen. Und Sammlerfreaks werden ihren Spass haben.

Als Neuling, was dieses Album angeht, muss ich mir wohl kaum lange überlegen, das gute Stück in die Männerhöhle daheim zu holen und meine Nachbarn zu terrorisieren.

Deathmetal kennen sie, PESTILENCE auch, zumindest die drei stets progressiver werdenden Vorgänger. Hier kommen nun zu den immer verwirrenderen Songstrukturen noch geniale spacige Synthies hinzu, welche die Songs klanglich auffüllen, ihnen mehr Atmosphäre und Tiefe geben. Die bezaubernden Melodien des Vorgängers ´Testimony Of The Ancients´ allerdings sucht der geneigte Hörer vergebens. Patrizio Mameli, der wahnsinnige Schöpfer dieses Werks, hatte anscheinend wie dereinst Erich Zann ganze Armaden von Dämonen aus den tiefsten Schlünden der Hölle von sich fern zu halten.

´Spheres´ ist gewagter Technodeathmetal, wie es damals genannt wurde. „Techno“ wegen des Höchstlevels an Spieltechnik und verwegener, aber durchgestylter Songstrukturen.

Für Musikfreunde, die beim Deathmetal gerade seine Schlichtheit und eingängige Brutalität schätzen, ist ´Spheres´ auch mit nachgebessertem Klang nix. Ich habe die Platte damals in Verkennung ihrer Genialität und meiner Lust auf simple, aber eindringliche Melodien von mir gewiesen. Ein Fehler, wie ich feststellen muss. Neben CYNIC und ihrem irren ´Focus´ Album ist dies die genialste Deathmetalperversion 1993.

 

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