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CONEY HATCH – Postcard From Germany

~ 2023 (EX1 Records) – Stil: Hard Rock ~


Kanadas Finest CONEY HATCH hatten leider nie ein großes Standing in der deutschen Szene. Was wohl auch dazu führte, dass die Kanadier um Fronter Carl Dixon hier niemals tourten. So ist es den Veranstaltern des ehemaligen H.E.A.T. Festival noch heute verdammt hoch anzurechnen, dass sie für die 2018er Variante die Kanadier haben einfliegen lassen.

Der phänomenale Gig wurde aufgezeichnet und nun hat sich die Band endlich entschlossen, diesen Auftritt als Livealbum zu veröffentlichten. Das erste „richtige“ Live Album der Band, das international erscheint. Das limitierte, 2021 veröffentlichte Album ´Live At The El Mocambo´ ist nur in einer kleinen Auflage erschienen und gilt selbst bei der Band als „offizielles Bootleg“!

´Postcard From Germany´ zeigt eine gutgelaunte Band, die maximal Bock hat, einen geilen Auftritt hinzulegen. Und so klingen die Stücke arschtight, der Sound ist fett und man fühlt sich mittendrin.

Neben den 13 Live Songs haben die Kanadier dem Album noch zwei brandneue Studiotracks spendiert. ´It`s About A Girl´ und ´Heaven`s On The Other Side´ sind zwei klassische CONEY HATCH-Rocker mit breiter Melodielinie, sauberen Refrains und tightem Gitarrenspiel. 110 Prozent CONEY HATCH! Stark.

Über Livealben und deren Setlisten lässt sich immer und überall vortrefflich streiten. So auch hier, denn letztendlich kann man es in Sachen Songauswahl niemanden 100-prozentig recht machen. Aber aus meiner bescheidenen Sicht ist die Setlist an diesem Abend mehr als gelungen. Klaro fehlen ´Monkey Bars´ und ´Devil´s Deck´ oder ´Fantasy´ nicht. Drei ihrer bekannteren Songs. Wobei ich persönlich in der Setlist ´Hey Operator´ vermisse, der in Kanada ziemlich hoch in den Charts war.

Dafür liefern sie das krachende ´Wrong Side Of The Town´ richtig bissig und auch eher ruppige ´Stand Up´ sorgt für Goosebumps. Überragend geliefert ´Girl From Last Night`s Dream`. Den Gesang teilen sich Bandleader Carl Dixon und Bassist Andy Curran während des Auftritts, die beide stimmlich absolut auf der Höhe sind.

Das Album ist ein amtliches Live Statement der kanadischen Rocker, die im Herbst beim „Indoor Summer 2023“ zum zweiten Mal in ihrer langen Karriere in Deutschland auftreten werden. Sollte man sich nicht entgehen lassen.

(8 Punkte)

Jürgen Tschamler

 

 

Mein Gott, CONEY HATCH, die hatte ich vor fast 40 Jahren auch auf den ersten Metal-Kassetten. ´Friction´. Das war netter, unterhaltsamer Hard Rock mit Kraft und auch etwas Kommerz. Im Gegensatz zu den anderen meisten Kassetten habe ich mir das Album dann aber nicht mehr als Platte zugelegt. Warum auch immer, war doch eigentlich wirklich gut.

´It’s About A Girl´ ist auch gleich so ein netter Opener. Gut anzuhören, tut nicht weh. ´On The Other Side´ kommt da mit AC/DC-Riff schon knackiger rüber. Das ist sehr unterhaltsam.

Das war es dann aber auch an neuen Studio-Songs, denn die restlichen 13 Songs sind Live-Versionen der ersten Alben. Aufgenommen im Schwabenland. „Hey Ludwigsburg seid ihr noch da?“ Da bin ich auch als Schwabe etwas befremdet, wenn der Moderator das Publikum begrüßt. Wenn die Band dann auf Englisch vorgestellt wird, ist der Schock verdaut. ´We Got The Night´ und ´Stand Up´ sind vom gleichnamigen Debüt von 1982 (ja, ja, lange her). Aber die Band ist in guter Form und legt einfach los. Und ist laut Ansage des Sängers zum ersten Mal in Germany.

Mit ´Four´ hatten CONEY HATCH 2013 nach 28 Jahren wieder die Gitarren aus dem Keller geholt. Nach ´Live At The El Mocambo´ 2021 (wurde mehrfach im Heimatland Kanada veröffentlicht) ist das im guten alten „Lumpenburg“ („Ludwigsburg“ für Nicht-Schwaben) aufgenommene Album ein neues Lebenszeichen. Wurde allerdings schon 2018 auf dem „H.E.A.T. Festival“ in der Rockfabrik (die jetzt irgendwie abgebaut wurde – und wieder 2.0 aufgebaut werden soll) aufgenommen. Da hat sich irgendwer seinen Jugendtraum erfüllt.

Mit ´She’s Gone´, ´This Ain’t Love´ und ´Wrong Side Of Town´ (stark) gibt es dann unter Beifall des Publikums auch schnell Songs des legendären ´Friction´ (auch der mir unbekannte schwäbische Ansager hatte sich auf dieses Album bezogen, klar). Ja, das ist immer noch netter Hard Rock mit viel Mitsingappeal und trotzdem ordentlich Feuer. Sehr unterhaltsam. Das Alter hört man den Original-Mitgliedern Carl Dixon (Lead-Gesang / Gitarre) und Andy Curran (Bass / Gesang) nicht an. ´Girl From Last Night’s Dream´ ist pubertierender Hard Rock der ordentlichen Sorte. Bis zu den letzten Songs, dem harten ´Devil’s Deck´ und dem schleppenden ´Monkey Bars´ (der erste und letzte Song des Debüts) wird das gute Niveau durchgehalten.

Für Nostalgikerinnen und Nostalgiker.

(Ohne Wertung)

Harald Pfeiffer

 

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(VÖ: 11.08.2023)