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SPIRIT ADRIFT – Ghost At The Gallows

~ 2023 (Century Media) – Stil: Heavy Metal/Doom/Stoner Rock ~


Nate Garrett kennt sich bestens mit der Gitarre aus. Die Virtuosität seiner Arbeit und die Art und Weise, wie er sie bedient, zeugt jedenfalls unbestreitbar von einer besonderen Begabung. Bis vor wenigen Jahren wurde noch ein Großteil dieser Wildheit darauf verwendet, sein anderes Projekt, GATECREEPER, zu stärken, aber SPIRIT ADRIFT zeigt sicherlich seine wirkliche Liebe zur Musik, bei der er nicht nur sein Gitarrenspiel, sondern auch seinen Gesang glänzen lassen kann.

Inzwischen in Texas ansässig, ist SPIRIT ADRIFT seine Vollzeitband geworden, und wenn man sich die bisherige Diskographie des Quartetts anschaut, war das eine vortreffliche Wahl, bei der er sich ganz auf sein eigenes Handwerk konzentrieren kann, mit ´Divided By Darkness´ von 2019 als immer noch klarem Highlight.

 

 

´Ghost At The Gallows´ ist nun das fünfte Studioalbum der Band, und wieder verströmt es vor allem klassische Heavy Metal-Vibes im Stil von IRON MAIDEN aus den 80ern und der Frühphase von OZZY OSBOURNE, garniert mit schwerem Doom und sogar einigen Anleihen von Stoner Rock. Satte Gitarren-Power wechselt sich dabei mit harmonischen Passagen ab, der Gesang ist manchmal auch mehrstimmig, wie etwa beim exzellenten Opener ´Give Her To The River´, der erst mit einem sanften Intro loslegt und sich zu einem Paradebeispiel für die glorreichen Zeiten des Metal entwickelt.

Insbesondere die immer wieder einsetzende cleane Gitarre weckt deutlich Erinnerungen an die 80er, aber SPIRIT ADRIFT vergessen bei alledem zum Glück auch nie ihren Doom-Background und die Bedeutung von ruhigeren Parts. Midtempo oder gemäßigtes Uptempo geben jedenfalls überwiegend den Takt auf dem Album an, und ´Hanged Mans Revenge´ beispielsweise klingt stellenweise sogar wie ´Rapid Fire´ von JUDAS PRIEST, mit tollem, virtuosem Gitarrenoutro.

´These Two Hands´ ist hingegen die einzige Ballade, und steigert sich zunehmend, wobei sie einiges von METALLICAs ´Orion´ in sich trägt, während das Finale mit dem epischen Titelsong mit zum Besten gehört, das Narrett jemals veröffentlicht hat. Auch hier finden sich immer wieder Michael Schenker-Gitarren im UFO-Style, eingebettet in einem sich perfekt entwickelnden Midtempo-Stampfer.

SPIRIT ADRIFT klingen auch auf ihrem neuesten Werk modern und altmodisch zugleich, mit einem angemessenen Maß an Härte, aber auch der Fähigkeit, Emotionen auf eindringliche Weise zu transportieren – und das alles handwerklich wieder einmal auf einem enorm hohen Niveau.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/SpiritAdrift


(VÖ: 18.8.2023)