Livehaftig

SACRED REICH

~ 02.06.2022, 7er Club, Mannheim ~


Zum Auftakt ihres Europatrips spielen SACRED REICH im 7er Club. Die Show war ursprünglich schon vor über zwei Jahren geplant, aber dann kam diese Corona-Scheiße und hat uns alle Lebensjahre gestohlen. Umso mehr freut sich jetzt die Band und die Fans, dass es nun doch noch klappt.

SACRED REICH fackeln auch nicht lange. Ohne Aufwärmprogramm springen die Herren aus Phoenix ins kalte Wasser. Und bereits im Rückblick gesprochen kann man nur zu einem Schluss kommen: das Quartett rast wie ein ICE frontal gegen die Mauer und hinterlässt nur Trümmer.

Gutgelaunt, mit einem spitzbübigen Grinsen im Gesicht taucht Bandleader Phil Rind auf der Bühne auf und die Thrash Metal-Groove-Maschine läuft umgehend auf hochtouren. 14 Songs lang stellen die Amis klar, dass man mit den Großen der Thrash Metal-Szene locker mithalten kann und zudem einen unverwechselbaren Stil kreiert hat.

Die Riffs sind feuerfest und massiv, Rinds Bass pumpt die satten Grooves raus und dahinter prügelt ex-MACHINE HEAD-, ex-S.A.SLAYER-Drummer Dave McClain sein Drumkit in Grund und Boden. Unfassbar welch eine Power der hagere Ami an den Tag legt, aber durch sein Spiel bekommt der Sound von SACRED REICH einen deutlichen Drive.

Während Wiley Arnett mit einer cool gestalteten Gitarre Klassiker wie neue Songs messerscharf runterzockt, gibt sich Neuzugang Joey Radziwill dem soliden abbangen hin. Rind, immer noch bei großartiger Stimme, rundet mit seiner unverkennbaren Stimme den Sound perfekt ab. Seine Ansagen, wie immer auch äußerst politisch und philosophisch geprägt, ernten viel Beifall. Selbst ein nörgelnder, selbsternannter „Nobody“ wird umgestimmt.

Neues Material vom letzten Album ´Awakening´, welches auch schon wieder zwei Jahre auf dem Buckel hat, harmoniert perfekt mit den alten Klassikern. Gerade ´Manifest Reality´ und ´Killing Machine´ sind hervorzuheben. An Klassikern gibt es einiges, allerdings blieb auch viel auf der Strecke, leider. Dafür haut man eine gigantische Version von ´Death Squad´ raus, liefert im fettesten Groove ´American Way´ und ´Who´s To Blame´ und beendet den Gig mit dem wohl populärsten SACRED REICH Track überhaupt: ´Surf Nicaragua´. Überraschenderweise kein ´War Pigs´ und dafür leider auch nichts vom klasse ´Heal´-Album, wenn ich mich recht erinnere.

Die Band verfährt nach dem Motto „in der Kürze liegt die Würze“, denn knapp 70 Minuten später ist der Gig leider schon zu Ende. Rinds Aussage, dass die Setlist auf allen Shows gespielt werden würde, und sie keine Songs austauschen, ließ einen zumindest ruhig schlafen.

Geiler Abend mit einer hyperaktiven Band, die den 7er Club komplett zerlegte. Dumm nur, dass kein Merch, bis auf ein paar Platten (und ein einzelnes Becken mit Autogrammen), am Start ist, weil der deutsche Zoll (oder auch der britische) sich mal wieder überkorrekt benimmt. Danke auch an den lokalen Veranstalter, „Rockline Promotion UG“, die über zwei Jahre an dem Gig festhielten und nicht aufgaben.

 


Fotos: Jürgen Tschamler