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ADON FANION – The Spiritual Suicide

~ 2021/2022 (Independent) – Stil: Prog Metal ~


Zugegeben, Streams und ihre Dienste sind etwas für Wohlstandskinder und allein für die Anteilseigner gewinnversprechend, denn am Ende bricht selbstverständlich das unabwendbare Geschrei aus; zum Ersten bei den Musikern, da sie auf ihren Abrechnungen nur zwei Pennys entdecken, und zum Zweiten nochmals im Zentrum der Wohlstandsgesellschaft, weil die komplette Musiksammlung beim nächsten Blackout vollständig verloren ist, während ich mein Notstromaggregat anwerfe und genüsslich eine Langspielplatte auf Vinyl anhöre.

Aus diesem Grunde kann ich auch gestehen, dass ich im vergangenen Jahr das Solo-Debüt von Adon Fanion zwar des Öfteren gehört habe, aber im Anschluss an den digitalen Nebenbei-Genuss nicht allzu beeindruckt war. Zahlreiche Monate später, nachdem ich ´Spiritual Suicide´ nun im Digipak in den Händen halte und über Kopfhörer weitere Male lausche, sieht die Welt plötzlich völlig anders aus.

Dem ehemaligen Sänger von GHOST SHIP OCTAVIUS und ASHES OF ARES, der auch als Entertainer, Schauspieler, Regisseur, Produzent und Musik-Coach aktiv ist, für andere Künstler Albumcover entwirft, Musikvideos dreht sowie 2021 den Horrorfilm „The Vortex Voices“ vertont und sogar die Hauptrolle gespielt hat, ist ein außergewöhnliches Album gelungen, das seine Fühler in verschiedene musikalische Richtungen ausstreckt, aber dennoch eine homogene Atmosphäre ausstrahlt.

Mittlerweile bezeichnet Adon Fanion (Gesang, Gitarre, Keyboards) auch sich und seine Mitmusiker – Zach Kasmer (Lead & Rhythm Gitarre), Alexis Hernandez (Bass) und Jonathan Kady (Drums, Percussion) – als die SPIRITUAL SUICIDE Band. Und so laden Adon Fanion und seine Mitmusiker ein, die musikalischen Grenzen und Barrieren zu überwinden.

 

 

Die zehn Kompositionen wecken beim Hörer zwar einige Assoziationen, erweisen sich allerdings als völlig authentisch, Eindrücke aus Jazz bis Heavy Metal zu verarbeiten. SPIRITUAL SUICIDE dürfte sogar dem Metal geprägten Musikliebhaber gefallen, der an einer modernen Ausrichtung von FATES WARNING und Ray Alder-Solo Gefallen findet. Dabei werden allerdings auch elektronische Elemente verarbeitet, so dass die Klanglandschaften bereits in die Nähe von einerseits CHROMA KEY und andererseits MUSE gelangen. Gleichwohl spielen die Percussions und die daraus entstehenden Rhythmen eine große Rolle.

Mit fernöstlich beeinflusster Melodieführung beginnt der Titelsong ´Spiritual Suicide´ diese atemraubende Musikvorführung. Womöglich kommen dem einen oder anderen Hörer sogar BLACK SYMPHONY in den Sinn. Elektro-Metallisch wie CHROMA KEY eröffnet jedenfalls hernach ´Love You To Death´ den nächsten hörenswürdigen Song, der sich sodann jedoch in der Tradition von MUSE in die Höhe schraubt. Im weiteren Sinne sind sogar PSYCHOTIC WALTZ mittelbar mit im Spiel. Das gotische Spiel mit dem Tod weht sogleich in skandinavischer Manier auch zu ´The Day That Love Escapes Me´ hinüber, klatscht sich allerdings in bestmöglicher Manier eines MUSE-Rockers in den Tribal-Strudel und stupst alle im Umfeld von ihren Stühlen. Wessen zwei Fingerpaare dabei nicht den Rhythmus auf der Tischplatte mitklopfen, besitzt wahrscheinlich gar keine mehr.

Dunkler und getragener beschreitet ´Four Pillars´ seinen Pfad, ohne die Glorie zu vergessen. Gitarrensaiten als auch Elektronik pendeln sich ebenso bei ´Alone I Die´ langsam in Stimmung, wobei dem Gesang abermals kurzfristig ein Gothic-Touch nicht abgesprochen werden kann, bis sie in aller Eile jedermann und jederfrau unter die Disco-Kugel zerren. Nachfolgend erzeugt ´Can’t Be Wrong´ die Atmosphäre einer Nachtbar morgens um halb drei, bei der sich das jazzige Schlagzeug und das Klavier in den Vordergrund stellen, derweil sich im Vorbeigehen ein Jørn Lande aus einem geheimen Meeting mit den späten FAITH NO MORE schleicht. Da kommt der heimliche Hit des Albums namens ´NPC´ gerade zur rechten Zeit, um die Hörerschaft mit einer sich langsam ins Körperinnere einschleichenden Nummer überraschend schnell zu begeistern. Mit Glöckchen drängt sich dagegen ´You Are Me´ in aller Seelenruhe in das Herz. Mit WALTZ’schem Flow und verzerrtem Gesang begeht ´Burn It Down´ abermals die Dunkelheit und ´Superstar Red Army´ beschließt nochmals mit dieser elektronischen Note im Sinne von MUSE dieses nicht von diesem Stern stammende Werk.

(9 Punkte)

https://www.facebook.com/AdonFanionMusic/

https://www.adonfanion.com/product/spiritual-suicide-cd/ (CD-r, limitiert auf 200 Exemplare)