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CONNECT THE CIRCLE – Mother Of Evil

~ 2022 (Independent) – Stil: Metal ~


Der einzige Makel, der bislang am zweiten Studioalbum der Norweger CONNECT THE CIRCLE zu entdecken ist, scheint allein seine digitale Veröffentlichung zu sein. Wie beim Vorgänger, dem 2020er Debüt ´This Is Madness´, fehlt von ´Mother Of Evil´ bislang eine physische Veröffentlichung, um die sich Musikliebhaber schlagen würden.

Denn das Quartett hat nicht nur in den vergangenen zwei Jahren mit Akribie, unter der Mithilfe des Grammy-nominierten Keyboarders Øystein Fevang und dem Spellemann-Gewinner Peter Michelsen als Engineer, an neuen Kompositionen gefeilt, sondern schlicht einen großartigen Zweitling fertiggestellt.

Ihre hehren Absichten, zukünftig jährlich ein Studioalbum vorzulegen, lässt ihre Anhängerschaft bei dieser Qualität frohlocken.

 

 

Im Grunde genommen sind CONNECT THE CIRCLE eine moderne Hardrock-Band, die sich ebenfalls im Heavy Metal als auch Prog Metal auslebt, gar nicht unähnlich den melodischen Vertretern á la ANUBIS GATE sowie in einer dunklen Atmosphäre á la BEYOND TWILIGHT. Der loslegende Power Metal von ´The Legend Of Betty Cotton´ wird sogar vom thrashigen Vorpreschen der Rhythmusgruppe, Bassist Raymond Smith und Schlagzeuger Robert William, überrascht und lädt ansonsten Musikliebhaber von TAD MOROSE und CONECPTION ein. Der heroische Gesang von Arild Fevang setzt allerdings dem Ganzen die Krone auf. Er kann nicht nur einmal an Roy Khan oder Jørn Lande erinnern, sondern gleichsam in einer Sekunde einer anderen Komposition an Biff Byford.

Die instrumentale Ausgestaltung präsentiert sich allerdings auch sehr variabel. Die Beschreibung der ersten Reise zum Mars, ´34 Million Mile Mission´, ist melodischer und hat zwischendurch sogar einige Geigenklänge in petto. Den schönsten Refrain bietet das progressivere ´Mother Of Evil´ mit schwelgerischer Anmut auf, während es die Geschichte des Massenmörders Jack Gilbert Graham erzählt, der nicht nur seine Mutter in die Luft sprengte, um die Versicherungsprämie zu kassieren. Die Eingängigkeit eines ´Evel Knievel´ über den US-amerikanischen Motorrad-Stuntman folgt diesem musikalischen Ansinnen unmittelbar.

Bei der ´Flat Moon Army´ für die Flat Earth Society begrüßt uns das Schlagzeug flott eindreschend und der Gesang sogar zur Begrüßung mit echten King Diamond-Schreien, ehe die Komposition zum Refrain das Tempo verschleppt. Da ist es auch kein Wunder, dass das mächtig kühne ´The Shade´ sogar verwandtschaftliche Verhältnisse zu VENI DOMINE aufweist. Die Geschichte über Hernán Cortés und die Eroberung Mexikos in ´1519´ weist trotz der „Huh-Hah“-Rufe im Hintergrund keine zu ´Dschinghis Khan´ auf, betört jedoch obendrein mit einem südländischen Gitarren-Solo. Dagegen ist das finale, mit dem Klavier beginnende ´When The King Cried´ als Erinnerung an den herzzerreißenden Moment zu verstehen, als König Harald V. von Norwegen beim Gedenkgottesdienst für die Opfer des Anschlags auf der Insel Utoya in Tränen ausbrach.

Majestätisch.

(8,5 Punkte)

 

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