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DARK QUARTERER – Ithaca

~ 2015 (Metal On Metal Records) – Stil: Epic Metal ~


Bereits vor einigen Monden veröffentlichte die Legende DARK QUARTERER ihr sechstes Album. Auch wenn die Band um die beiden verbliebenen Urmitglieder Sänger/Bassist Gianni Nepi und Drummer Paolo Ninci zumeist aufgrund ihrer ersten beiden Klassiker ´Dark Quarterer´ (1987) und insbesondere ´The Etruscan Prophecy´ (1988) verehrt wird, so haben die Italiener im Laufe der Jahre weit mehr als nur diese beiden großartigen Werke herausgebracht. Während Urgitarrist Fulberto Serena heutzutage bei den mindestens gleichwertigen ETRUSGRAVE seine musikalischen Visionen auslebt, sind Gitarrist Francesco Sozzi und Keyboarder Francesco Longhi inzwischen fast zwei Dekaden bei DARK QUARTERER involviert und wohl kaum mehr als Neulinge zu bezeichnen.

Das nunmehr sechste Album ´Ithaca´ verarbeitet seine Inspirationen aus dem gleichnamigen Gedicht von Constantine P. Cavafy, einem über das 19. Jahrhundert hinaus in Alexandria lebenden griechischen Dichter. Es schildert die Rückkehr Odysseus in seine Heimat, als Analogie für das gesamte Leben, da die Reiseerlebnisse bei seiner Rückkehr nur noch Erinnerungen bleiben werden, egal wie großartig sie waren.

When you depart for Ithaca,
wish for the road to be long,
full of adventure, full of knowledge.
Don’t fear the Laistrygonians and the Cyclops,
the angry Poseidon.

Nicht nur mit Songs wie dem überragenden ´The Path Of Life´ generieren sich DARK QUARTERER als wahre musikalische Brüder im Geiste ihrer Landsmänner von ADRAMELCH. So klingt Prog Rock, wenn er in den Metal transferiert wird und natürlich aus der Toskana stammt. Auch ´Night Song´ verbreitet diese schwelgerisch, vollkommen epische Stimmung, bei der im Mondschein Grillen freudig erregt über die gerade gewetzte Klinge des Kriegers hüpfen. Einfach nur überragend. Zuweilen sogar vom Teufel geküsst, vom Doom gepeinigt, entstehen dann wunderbare Schwingungen, die dunklen sowie schrillen Gesang in ´Mind Torture´ erlauben, geradezu eine DEVIL DOLLS-Atmosphäre entstehen lassen, von den herrlichen Abgeh-Parts in ´Escape´ ganz zu schweigen. Obwohl der überschwängliche Gebrauch der schwarz-weißen Tasten in ´Escape´ und ´Last Flight´ der Musik kurzfristig einen leicht rockigen Touch verpasst, flirren die Gitarren entspannt in `Rage Of Gods´ fast soundtrackartig gen Horizont.

Natürlich kann die überirdische Brillanz letztlich nicht von der ersten bis zur letzten Sekunde des Werkes aufrechterhalten werden, gerade die zweite Hälfte fällt gegenüber der ersten etwas ab, doch der Rausch ist am Ende längst nicht verflogen, wenn die letzten Zeilen des Gedichts von Constantine P. Cavafy erschallen:

And if you find her poor, Ithaca has not deceived you.
Wise as you have become, with so much experience,
you must already have understood what Ithacas mean.

(8,5 Punkte)