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JOE BONAMASSA – Blues Of Desperation

~ 2016 (Provogue/Rough Trade) – Stil: Blues Rock ~


Es gibt inzwischen nicht wenige, die JOE BONAMASSA eine inflationäre Release-Taktik nachsagen. So schnell kann sich der Hörer gar nicht durch die vielen Veröffentlichungen mit Live-Alben, Co-Operationen und vielem mehr kämpfen, wie sie der Herr auf den Markt schmeißt. Dass darunter die Qualität leidet, kann jedoch nicht behauptet werden, ganz im Gegenteil. Denn über die letzten Alben hinweg hat er seinen Stil deutlich geschärft.

Der Wiedererkennungswert ist enorm und für die breite Öffentlichkeit ist BONAMASSA der Herr der Bluesriffs bzw. derjenige, der dem Bluesrock wieder ein Gesicht verliehen und ihn wieder aus der Versenkung herausgeholt hat. Das Geschäft läuft gut für ihn. Äußerst beeindruckend ist dies auf seiner Homepage zu sehen. Was hier an Merchandise Artikeln und weiteren Utensilien angeboten wird, ist kaum noch zu überbieten.

Also was bietet `Blues Of Desperation`? Eine gelungene Melange aus Blues und Rock, technisch auf höchstem Niveau. Neues gibt es weniger zu erlauschen, eher geht BONAMASSA gezielt den Weg weiter, den er bereits auf den letzten Alben eingeschlagen hat. Die Songs klingen zugänglicher, nicht einfältiger, aber weniger sologeprägt, dafür mehr im Fluss. Gesanglich hat BONAMASSA erstaunlich aufgeholt. Seine Stimme ist zu einem prägnanten Teil des musikalischen Gesamtpaketes geworden. Das ist das große Plus dieses Albums, welches sich mit einigen erstklassigen Songs die Ehre gibt. Da wäre das sehr rockige `Mountain Climbing`, das fast schon als Hardrock-Nummer durchgeht. Das eher experimentell-akustische `Livin`Easy`, das einen umgehend in eine Südstaaten-Kneipe beamt. Eine knackig-bluesige Nummer wie `No Good Place For The Lonely`, die im ersten Moment standardmäßig klingt, aber bei weiteren Durchgängen ihre Stärken in der Gitarrenarbeit und den Details hat. Auch lässig `The Valley Runs Low` – supercoole R&B-Nummer mit markanten 70s-Verweisen.

Ob man den Herren wegen seiner Überpräsenz nicht mag, den Hype um ihn nicht gut heißt oder was auch immer. Gezwungen wird keiner, ihn zu hören und niemand muss seinen Senf dazugeben. Wer aber auf erstklassigen Rock steht, der kommt an dem Mann nicht vorbei, denn `Blues Of Desperation` ist eines der eingängigsten BONAMASSA-Alben und somit auch für jene zugänglich, die diesem Stil und Musiker kritisch gegenüberstanden.

(7,5 Punkte)