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ANNIHILATOR – Suicide Society

~ 2015 (UDR Records) – Stil: Power-/Thrash-Metal ~


Die Zombies der beiden jüngsten Albumcover wurden durch einen Mechanioden-Bösewicht ersetzt, weitaus gravierender ist freilich der Sängerwechsel auf diesem 15. Studioalbum der Ottawa-Legende ANNIHILATOR. Gerade als man sich an die Stimme von Dave Padden gewöhnt hatte, verließ der tourmüde Sänger und Co-Gitarrist Ende 2014 die Band. So kam’s, dass auf ‚Suicide Society‘ nun Jeff Waters (49) sein Comeback am Mikrofon feiert. Für das Songwriting, sämtliche Gitarrenspuren, den Bass und die Produktion fühlte sich der Mastermind ohnehin zuständig, nur die Drums und ein paar Backing-Vocals überließ er dem 27-jährigen Mike Hershaw, der auch schon beim 2013er-Album ‚Feast‘ an den Kesseln wüten durfte.

Im Gegensatz zu seinem teils prügelharten Vorgänger ist ‚Suicide Society‘ eine Spur sanfter ausgefallen ohne dabei die Thrash-Klientel zu vergrätzen. Mit dem augenzwinkernden ‚Damage Inc.‘-Ripoff ‚My Revenge‘, dem Waters-typischen Karnickelriffer ‚Creepin‘ Again‘ und der düsteren Gitarrenorgie ‚Narcotic Avenue‘, die auch auf ‚Never Neverland‘ hätte (be)stehen können, gibt’s genügend filigrane Brutalitäten für die Fans der ersten Stunden. Auch das eher simpel konstruierte, an bessere MEGADETH-Abgehnummern erinnernde ‚Break, Enter‘ wird live für einige blaue Flecken sorgen.

Polarisierenden Frischwind liefert Waters in Form des beinahe poppigen ‚Snap‘. A-Capella-Gesang zum Auftakt, übergehend in einen ALICE COOPER-artigen Groover mit GHOST-würdigem Refrain. Eine Geschmackssache, die man als Scheuklappen-Verächter zumindest mal gehört haben sollte. Wesentlich oldschool-kompatibler kommt ‚The One You Serve‘ daher, eine fies lächelnd startende, zwischendurch fröhlich aufbrausende Nummer, die auch mit einem humpelnd-grimassierenden und anschließend auf seinem Knochenmikro riffenden KING DIAMOND vorstellbar wäre. Da lässt sich hintenraus problemlos auch die hymnische Halbballade ‚Every Minute‘ verkraften, die etwas zu kalkuliert im eigenen Backkatalog wildert, um wirklich überzeugen zu können.

Alles in allem ist ‚Suicide Society‘ eine unterhaltsame und durchaus abwechslungsreiche ANNIHILATOR-Scheibe geworden, mit der Fans sämtlicher Waters-Schaffensphasen warm werden sollten. Die Armee der ambitionierten Webcam-Gitarristen dürfte Monate damit beschäftigt sein, die Hyperspeed-Picking-Licks des Meisters für Youtube und Konsorten nachzuturnen…

(7,5 Punkte)