Redebedarf

BLAST FROM THE PAST FESTIVAL

Still und heimlich hat sich über die Jahre hinweg ein kleines, aber potentes Festival in Belgien etabliert: “Blast From The Past” in Kuurne bei Kortrijk. Weniger als 50 km entfernt, wo einst Heavy Metal-Geschichte geschrieben wurde mit dem „Heavy Sound Festival“ in Poperinge, in den Jahren 1984 und 85. Vielleicht ein gutes Omen, denn das einst kleine Festival wuchs stetig und liefert im Jahre 2023, genauer am 2. Dezember 2023, seine zehnte Ausgabe mit einem ausgewogenen, starken Lineup. Namen wie ANGEL WITCH, EXUMER, ONSLAUGHT, EXISTANCE, HITTEN oder WITCHFYNDE sind da selbstredend. Um mehr über das Festival, seine Entstehung und Hintergrundinfos zu erfahren, traten wir mit Festival Organisator Kenny Geerts in Kontakt.

Kenny, es wäre schön, wenn du dich vorstellen und etwas über dich sagen könntest!?

„Hallo! Danke für die Einladung. Ich bin Kenny, 30 Jahre alt und habe bereits zu meinem 5. Geburtstag angefangen, Musik zu hören und Konzerte zu besuchen. Ich nutzte ebenfalls die Gelegenheiten, etwas Schlagzeug zu lernen, und begann schließlich, Gitarre zu spielen. Am Ende landete ich in zwei Bands: Bei WIZZ WIZZARD als Gitarrist und bei ETERNAL BREATH als Schlagzeuger! Da ich mit Eltern aufgewachsen bin, die sich ebenfalls für Metal interessieren, hat es mir geholfen, viel zu lernen und mich recht schnell dem Old-School-Rock- und Metal-Genre zu widmen. Meine Wurzeln werden immer beim alten Heavy Metal liegen. Ich spreche von Bands wie JUDAS PRIEST, etc.! Außerdem liebe ich Thrash Metal, bin aber auch großer Fan von Bands wie HELLOWEEN, ANNIHILATOR oder AMORPHIS. Neben der Musik liebe ich es zu reisen und all das Fremde und die Wunder des Reisens in mich aufzusaugen.“

Wann kam dir die Idee, ein Festival zu veranstalten? Gab es einen Triggerpunkt, der dies ausgelöst hat?

„Die Idee, ein Festival zu veranstalten, entstand eigentlich eher als Überraschung für meine Eltern. Wir wollten ihr 25-jähriges Jubiläum mit einem besonderen Event mit all ihren Lieblingsbands feiern. Die Headliner waren OSTROGOTH und die NWoBHM-Band HOLOCAUST. Das Ganze wurde ein großer Erfolg und wir, also meine Eltern und ich, beschlossen zwei Jahre später mit einer weiteren Veranstaltung dies fortzusetzen. Wir buchten QUARTZ und DIAMOND HEAD als Headliner. So begann alles und wir mussten schnell in einen größeren Veranstaltungsort umziehen. Mit dem Wachstum stieg auch der Stress und die Komplexität, was dazu führte, dass meine Eltern sich vom Organisieren zurückzogen. Sie helfen aber immer noch als Crew. Meine Verlobte Nina und ich sind heutzutage der Motor hinter „Blast From The Past“. Den Festivalnamen hatten wir recht schnell zur Hand, weil ja klar war, wofür das Festival musikalisch stehen soll.“

Im Jahr 2023 steht das zehnjährige Jubiläum des Festivals bevor. Hast du jemals gedacht, dass es so viele Ausgaben geben würde?

„Ich hätte nie gedacht, dass ich die Energie haben würde dieses Ding weiterzuführen. Wir waren immer ein kleines Organisationsteam mit zwei bis drei Leuten. Aber mit der besten Crew überhaupt, war es möglich über die Jahre hinweg weiterzumachen. Jeder weiß, was zu tun ist, wir sind wie eine geölte Maschine! Und die Stimmung ist echt!“

Welche Ausgabe des Festivals war bisher das erfolgreichste?

„Ob du es glaubst oder nicht, aber die Corona-Ausgabe am 9. April 2022 war das Beste aller Zeiten. In diesem Jahr veranstalteten wir ja zwei Festivals. Einmal im April und einmal im Dezember. Im April mußten wir zwar einige Corona-bedingte Absagen mit anschließendem Geldverlust hinnehmen, aber wir hatten die Chance, das Festival zwei Jahre lang zu promoten. Die Tickets waren sehr begrenzt und nach dem langen Lockdown wollte jeder raus.“

Welches der bisherigen Festivals war für dich persönlich das Beste?

„2019 ohne Zweifel. Die mächtigen GRAVE DIGGER waren Headliner und unsere Freunde von EXCITER waren Co-Headliner. Das war eine fette Party. CAGE waren ebenfalls im Line-up sowie meine eigene Band ETERNAL BREATH. Wir waren ja ein Teil deren Tour und so lag es nahe, dass beide Bands damals auf dem Festival spielten. Meine Band eröffnete das Festival! Super war auch 2017, denn das war eine 100 Prozent NWoBHM Ausgabe mit Bands wie GIRLSCHOOL, TSYSONDOG, DEMON, SPARTAN WARRIOR, TYTAN, DIAMOND HEAD etc.!“

Arbeitet ihr auch mit Sponsoren zusammen oder ist das Festival völlig unabhängig?

„Auf jeden Fall, unser Festival arbeitet mit vier Hauptsponsoren zusammen. Ihre Unterstützung ist wichtig, um das Veranstaltungserlebnis für unsere Teilnehmer zu verbessern. Obwohl Sponsoren sehr wichtig sind, ist die Wahrung der Authentizität des Festivals von größter Bedeutung und wir arbeiten nur mit Sponsoren zusammen, die mit unserer Vision und unseren Werten übereinstimmen.“

Wie sind eure Auswahlkriterien für die Bands, die auf dem Festival spielen sollen?

„Unser Hauptkriterium bei der Auswahl von Bands für das Festival besteht darin, sicherzustellen, dass sie mit der Old-School-Atmosphäre übereinstimmen, die wir beibehalten möchten. Wir konzentrieren uns auf Headliner mit starker Präsenz aus den 70er, 80er und 90er Jahren und bewahren so die nostalgische Essenz der Veranstaltung. Allerdings ist es ebenso wichtig, die sogenannten „neueren Bands“ wie HITTEN und TOLEDO STEEL nicht zu übergehen. Eine Kombination dieser Bands ergibt die perfekte Besetzung.“

Es ist nicht zu übersehen, dass Bands aus Übersee nur sehr selten auftreten. Ich denke, das liegt an den hohen Kosten?

„Leider ja. Früher war es einfacher, aber der Hauptgrund ist, dass „Blast From The Past“ außerhalb der Toursaison stattfindet. Da das Festival ziemlich am Ende des Jahres stattfindet, ist es nicht der perfekte Zeitpunkt für Bands auf Tour zu gehen. Daher müssten wir Bands aus Übersee einfliegen, was enorme Kosten verursacht. Nur manchmal können wir uns darauf verlassen, dass ihre Agentur aus Kostengründen eher eine kleine Tour daraus macht und somit unsere Kosten etwas niedriger sind.“

In den letzten Jahren hat sich in Belgien eine ziemlich gute Live-Szene entwickelt und etliche Festivals konnten sich etablieren. Gibt es in Belgien einen Rückstand aufzuholen oder wie kommt es, dass hier in Sachen Live-Musik so viel passiert?

„Ich denke, dass das unterstützende Netzwerk innerhalb der belgischen Musikgemeinschaft dabei eine wichtige Rolle spielt. Die Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Veranstaltern und Enthusiasten hat zur Schaffung vieler kleiner Veranstaltungen geführt. Live Musik war schon immer ein wichtiger Bestandteil der belgischen Kultur und hatte bzw. hat einen hohen Stellenwert. Gerade in der belgischen Hard Rock- und Metal-Szene ist dabei ein geselliges Beisammensein bei den Konzerten entstanden. Früher wurde dieser Aktivismus außerhalb des Landes vielleicht nicht so wahrgenommen wie heute.“

Die aktuelle Wirtschaftslage in vielen europäischen Ländern hat auch Auswirkungen auf die Metal-Szene. Viele Shows haben deutlich weniger Besucher. Kleinere Festivals geben auf. Ist das auch ein Problem in Belgien?

„Das Problem liegt darin, dass die Lebenshaltungskosten von Tag zu Tag steigen. Menschen neigen dazu, ihre Tickets nur eine Woche im Voraus zu kaufen, was für Festivals ohne Ersparnisse oder zusätzliche Einnahmequellen eine finanzielle Herausforderung darstellt. Solche Ereignisse erfordern immer noch erhebliche Vorauszahlungen, was sie zu einem erheblichen finanziellen Risiko machen. Die Situation, kombiniert mit strengeren Gesetzen und minimaler bis gar keiner Unterstützung unserer Regierung für Kulturorganisationen, macht die Organisation von Festivals schwieriger und kostspieliger. Aufgrund der Auswirkungen von COVID-19 besteht weiterhin die Befürchtung, bei einem zu frühen Ticketkauf sagt eventuell die Band ab und es findet keine Rückerstattung des Geldes statt, etc.! Das verstärkt zudem die Unsicherheit. Trotz dieser Herausforderungen sind wir positiv geblieben und organisieren weiterhin mit Leidenschaft unser Festival.“

Möchtest du abschließend noch was loswerden?

„Um die Szene am Leben zu halten, besorgt euch die Tickets im Voraus, unterstützt eure Lieblingsbands durch den Kauf ihrer Merchandise-Artikel und – was am wichtigsten ist – genießt jeden Moment des Liveerlebnisses.“

 

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