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HORISONT – Odyssey

~ 2015 (Rise Above) – Stil: Siebziger-Rock/Progrock/Metal ~


Einen CAPTAIN DEEP ÖYSTER gefällig? Aber YES doch bei diesem starken HAWKWIND aus Richtung KANSAS!

Jahaha, die schwedischen HORISONT haben ihren Selbigen auf Album Numero vier deutlich erweitert. Bereits auf ‚Time Warriors‘ blitzte die Liebe der Göteborger für spacig-progigge Sounds durch, jetzt wurde aus den Ansätzen eine ganze „Space Saga“ zusammengelötet, wie Front-Hochtöner Axel Söderberg vorab in aller Bescheidenheit verkündete. Irgendwie muss man seinen Stil ja weiterentwickeln, bevor das Ende der Retrowelle erreicht ist. Und HORISONT machen ihre Sache auf der gut einstündigen ‚Odyssey‘ mehr als passabel, wenngleich nicht alles, was nach Weltraum klingt, auch nachhaltig fasziniert.

Ein Volltreffer ist in jedem Fall der knapp elfminütige Titel- und Auftaktsong, der mit seinen interstellaren Synthies, bassgetriebenen Schweineriffs, maidenesken Double-Leads und zwischen epischer Theatralik und entspannten Jon Anderson-Schaumbad-Gesangslinien bisweilen an die formidablen Amis COLOSSUS erinnert. Ganz großer Sport, die Herren! Aber ob es wirklich eine so clevere Idee war, den Höhepunkt an den Anfang zu stellen?

Das von der 2014-Single bekannte ‚Break The Limit‘ steht mit seinem AOR-Refrain jedenfalls klar im Schatten des Eingangsfelsens, auch ´Blind Leder Blind´, das als Classic-Rocker startet und sich zur Halbzeit in eine Art Country/Folk-Ballade wandelt, ist nicht viel mehr als solide. Der zweite Hammer der Scheibe, ´Bad News´ dürfte aufmerksamen Fans bereits durch das Video in grobkörniger VHS-Optik bekannt sein. Ein Upbeat-Heavyrocker mit Hooklines, die sich borkenkäfergleich in die Hirnrinde fressen und nach dem verspielten Mittelteil mit einer Vehemenz Richtung Stamm vordringen, dass jeder Widerstand zwecklos ist.

Der Rest der Scheibe kann dieses Niveau bei aller Gutklassigkeit zwar nicht halten, mit der Alt-UFO-Verbeugung ‚Light My Way‘, dem von Flamenco-Gitarren getriebenen ‚Flying‘ und dem auf Schwedisch gesungenen Breitbein-Riffer ‚Städer Brinner‘ gibt es trotzdem Songs mit Haft-Qualitäten. Das tiefenentspannte ‚Timmarna‘ lässt den geneigten (oder bereits flachgelegten) Hörer zum Abschluss in die Perry-Rhodan-artigen Welten des Cover-Artworks entschweben. Die Vorfreude auf die HORISONTale Europa-Tour im November/Dezember mit KADAVAR und THE SHRINE könnte größer kaum sein.

(8 Punkte)