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WHITE DOG – Double Dog Dare

~ 2024 (Rise Above Records/Soulfood+ Cargo) – Stil: Retro / Hard Rock ~


Ab geht es in die Zeitmaschine und zurück zu den Aufbruchsjahren des Rock Anfang der 70er als Rock noch die Welt verändern wollte, allerdings die großen Illusionen der 60er Jahre schon vorbei waren. Aus Austin, Texas, kommen WHITE DOG und sie haben 2021 ihr erstes Album veröffentlicht. Nachdem man den Frontmann austauschte und Keyboards integrierte, liegt jetzt mit ´Double Dog Dare´ das zweite Album der Band vor. Und ja, es ist richtiger Retro Rock. Die Keyboards klingen auf dem Opener ´Holy Smoke´ wie bei STEPPENWOLF, die Gitarren nehmen Southern Rock-Traditionen auf. Neusänger Jake LaTouf hat eine Stimme, wie man sie für diesen traditionellen Sound braucht, kräftig und trotzdem mit Schmelz. Die weiblichen Backgroundstimmen unterstützen beim Opener den vollen Sound.

Bei ´Double Dog Dare´, dem Titelsong, singt Jake auf einem musikalischen Teppich aus vorwärtsdringender Gitarre und dem Orgelsound vom zweiten Neuzugang Oscar Favian. Ein überraschendes Break führt in eine etwas komplexere Fusionsrock-Spielweise, endet dann aber auch schnell. ´F.D.I.C.´ setzt einmal mehr auf die Verbindung von Gitarre und Orgel, ist ein schöner Rocksong mit mehr Melodie als Bizeps und LYNYRD SKYNYRD-Reminiszenz. Wird auch wieder ziemlich abrupt ausgeblendet. ´Glenn’s Tune´ setzt beim ähnlichen Sound an, nimmt aber noch ein wenig Country und CCR-Touch auf.

Nach einer kleinen, unnötigen Witzeinlage folgt das schöne ´Frozen Shadows´, eine Power-Halb-Ballade mit über sieben Minuten Spielzeit, erinnert zu Beginn etwas an MOODY BLUES und andere Soft-Prog-Größen. Hymnenhaft, mit gedoppelten Vocals, wird mit zunehmender Spielzeit wieder straighter und zum „Rocker“. Das anschließende ´Lady Of Mars´ ist dann aber recht höhepunktarm. Nach einer kurzen Einleitung kommt das zu Beginn mit Slide-Gitarre aufgeheizte ´The Last Dam Song´ etwas schleppend mit ausufernden Instrumentalpassagen und dann ist nach 35 Minuten auch schon Schluss.

Der Tontechniker Andrew McCalla ist wohl auch mit der Zeitmaschine eingeflogen worden. Berichten nach hat man das Album in acht Tagen aufgenommen. Das ist gut möglich, denn bei aller Komplexität im Zusammenspiel klingt der Sound sehr fließend und spontan. Ob das Skorpion-fressende Eidechsencover eine Reminiszenz an den „Lizard King“ ist, ist nunmehr reine Spekulation von mir und würde musikalisch eigentlich auch nicht passen. Einen Hund erkenne ich nicht, aber der Albumtitel übersetzt hat ja auch nix mit dem Vierbeiner, sondern mit Kampf und Mut zu tun. Das passt dann wieder zum Cover. Und irgendwie sicher auch zur musikalischen Retrokonsequenz.

(7,5 Punkte)

 

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