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KLAUS MICHEL – Stromboli

~ 2024 (Rockwerk Records) – Stil: Songwriter/Rock ~


Klaus Michel nimmt den Hörer auf seiner neuesten musikalischen Reise korrespondierend zu seinem vorletzten Werk ´Primavera´ abermals nach Italien mit. Das Ziel dieser Exkursion ist eine italienische Insel mit einem aktiven Vulkan gleichen Namens. Die Mittelmeer-Insel ist nördlich von Sizilien gelegen und heißt Stromboli. Diese kleine Vulkaninsel bietet sich geradezu als Allegorie auf die Gegenwart an.

Die Menschheit ist die Insel, die von Liebe und einer Sehnsucht nach innerem und allgemeinem Frieden erfüllt ist, während der Vulkan droht, infernalisch auszubrechen, und stellvertretend für die bösen, nach Krieg dürstenden Mächte steht. Denn diese Themen haben den Hunsrücker Klaus Michel in den vergangenen Monaten unzweifelhaft beschäftigt, als er sein neuestes Studioalbum ´Stromboli´ mit der Unterstützung von über einem Dutzend Mitmusiker zusammenbastelte.

Nicht nur die Songs ´War (Again)´ und ´Tunnels And Fences (Gaza)´ sprechen brandaktuell die Sprache der Sorge über das katastrophale Weltgeschehen. Auch der unprätentiös wirkende Titelsong ´Stromboli´ rennt hoffnungsvoll den Vulkan hinauf, in der Annahme, statt dem Tod die Freiheit zu finden. Dabei umweht die Rock-Songs von Klaus Michel gewöhnlicherweise eine gewisse Melancholie, ein Hauch von Indie und Alternative Rock sowie hier insbesondere der von SCUMBUCKET und U2.

Noch eindringlicher verbreitet Klaus Michel diese schwebende und fieberhafte Stimmung in ´Here With You´ mit Gesangsunterstützung von Ina Behm und Susan Zerfas zum Höhepunkt. Zu Hammond B3 und Mellotron von Thomas Jung, Gitarre von Holger Buhr und Fender Rhodes von Tim Greiner spielt Klaus Michel die Akustikgitarre und suhlt sich in der FLOYD’schen-Atmosphäre von ´Don’t Be Cruel To A Fool´. Chris Schmitt holt derweil zum ersten, Peter Dümmer zum zweiten Gitarrensolo aus.

Bei verzerrtem Gesang in ´Fading Away´ landet der Hörer sogar fast im Stoner Rock, ehe ihn die Akustikgitarre von ´As A Friend´ samt Dennis Kesslers Grand Piano in die Songwriter-Stimmung zurückholt und das anklagende ´War (Again)´ ihn zu PLACEBO’schen Anwandlungen hinüberträgt. Da überrascht ´Lost Again´ mit energischem Alternative Rock und ´This Is How´ mit der bekannten britischen Melancholie zum Sommerende in beinahe psychedelischen Sphären, bei Diane Kings Mitwirken aus dem Hintergrund. Noch eher lässt sich der Hörer allerdings zur Slide Gitarre von Martin Huch in ´Alright´ durch seine Träume treiben.

Zum Songwriter-Folk von ´Going Down´ samt Mundharmonika und Geige von Ruben Mesado Estrada sollte hingegen umgehend zu einem neckischen Tanz aufgespielt werden, denn den Abgesang bläst bereits Daniela Lawsky auf der Trompete im letzten traurigen als auch Herz verlorenen Song ´In Fall´. Schließlich verlassen wir im Herbst die im Tyrrhenischen Meer gelegene Mittelmeer-Insel mit ihrem Strato- oder Schichtvulkan längst wieder Richtung Norden, Richtung Heimat. Doch als Silberling haben wir zum ´Stromboli´ erfreulicherweise immer und allezeit Zugang.

(8,5 Punkte)

 

https://klaus-michel-music.com/


(VÖ: 19.04.2024)