Livehaftig

BRIAN DOWNEY’S ALIVE AND DANGEROUS

~ Classic Rock Night 28.07.2023 Mosbach ~


Endlich, nach mehreren Absagen, kommt „The one and only“ Brian Downey mit seiner neu besetzten Band wieder live nach Deutschland. War das Konzert 2019 in Mannheim doch einfach großartig.

Brian darf an diesem Abend als erster mit seiner Band vor der Manfred Mann’s Earthband und SAGA auf die Bühne im Dauerregen von Mosbach. So viel zum Mosbacher Sommer.

Brian hat aus der Not eine Tugend gemacht. Sprich: Er ist der Legendenanteil an seiner Band und hat sich drei junge, hungrige Musiker geholt (anders als die Bands danach, die ich hier aber nicht bewerten werde). Das kommt dem Sound zugute und hat wenig Auswirkungen auf die Authentizität. Denn die Band, die mit dem alten Namen durchs Lande zieht, konnte meistens auch nur mit Scott Gorham glänzen. Nichts gegen Darren Wharton, ein Super-Sänger, aber er kommt dort nur mit Keyboards zum Einsatz.

Auf die hat BRIAN DOWNEY’S ALIVE AND DANGEROUS zurecht verzichtet, denn bis auf zwei Songs kommt alles frisch von der besten Besetzung Lynott / Downey / Gorham / Robertson, sprich von ´Live And Dangerous´.

Mit dem klassischen Opener-Doppelpack ´Are You Ready´ und ´Jailbreak´ wird mir der Dauerregen vom nassen Kopf geblasen. Die Band ist frisch und hungrig. Und Brian Downey sorgt im Hintergrund für die gewaltigen Schlagzeugsalven. Einer der besten und leider auch am meisten unterschätzten. Außer mir steht an diesem Abend niemand im THIN LIZZY-Shirt herum. Aber dafür alles erfahrene Regen-Open-Air-Spezialisten mit der angemessenen Regenkleidung (na ja, einer halt im durchnässten T-Shirt). Mit ´Emerald´, ´Rosalie (Cowgirl’s Song)´ und ´Warrior´ geht es mit drei weiteren Klassikern weiter.

Alles blitzsauber und mit Freude gespielt. Michael Kulbaka spielt den Part von Brian „Robbo“ Robertson fließend und locker herunter. Respekt, denn Robbo war immer sehr intuitiv unterwegs. Partner Joe Merriman aus Dublin ist der kongeniale Partner. Meist nicht so spektakulär wie damals auch Scott Gorham, aber genauso wichtig.

Und es wird noch einmal klar, wie heavy THIN LIZZY 1976 mit ´Emerald´ oder ´Warrior´ unterwegs waren. Und wie viele NWoBHM-Bands, aber auch Thrash-Bands beeinflusst worden sind.

Den schwierigsten Part hat Matt Wilson aus Belfast am Bass und Gesang. Aber er hat eine angenehme Stimme und versucht erst gar nicht Philip Lynott irgendwie zu imitieren. Philip hätte er gefallen. Denn er ist charmant, sympathisch und ein intelligenter Mensch. Das hat er mit Philip gemein. Bei ´Still In Love With You´ und ´Dancing In The Moonlight (It’s Caught Me In It’s Spotlight)´ steht er im Mittelpunkt und kommt damit super zurecht. Die Gitarrensoli bei ´Still In Love With You´ sind richtig gut.

´Massacre´, ´Cowboy Song´ und ´The Boys Are Back In Town´ beenden – stark an ´Live And Dangerous´ angelegt – die Songs des besten Live-Albums und der besten LIZZY-Besetzung. Als Abschluss ´Black Rose´, die Hommage an Irland. Auch hier die Gitarrenparts von Gary Moore und Scott Gorham fehlerlos reproduziert. Und die ganze Zeit im Hintergrund ein Brian Downey, der von Anfang bis Ende so spielt, als wären die 70er Jahre noch nicht vorbei. Als Mensch immer bescheiden, aber als Musiker sehr effektiv und spektakulär. Was für eine Power und Präzision bringt der 72jährige Schlagzeuger mit. Legende.

Und dann ist die Stunde auch schon fast vorbei. Ich war von vorherigen Konzerten im Netz vorgewarnt. Zugabe ist ´Whiskey In The Jar´. Nicht, dass ich den Song (in der THIN LIZZY-Version und nur der!) nicht schätzen würde, aber das Lied hat der Band eigentlich nur geschadet. Aber egal, das altersmäßig recht hoch angesiedelte Publikum mag den Song zu schätzen und weiß auch, wer ihn so brillant gespielt hat (danke an Eric Bell).

Ein glücklicher und völlig durchnässter LIZZY-Supporter kann wieder den Schirm öffnen. Klasse Leistung von Brian und seinen drei starken Mitmusikern. Den Insta-Video-Call von Matt Wilson verpasse ich leider (hatte fleißig im Regen gepostet). Schade.

Die Setlist ist übrigens die gleiche wie beim Rock Hard Festival vor einigen Tagen, beim WDR zu bewundern. Nächste Chance auf die Band gibt es in Würzburg beim ´Keep It True Rising´ am 6.10.2023 zwischen OMEN und FLOTSAM AND JETSAM. Na denn.