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CELTIC LEGACY – Redux

~ 2022 (Eternal Legacy Records) – Stil: Hard Rock / Melodic Metal ~


Ja, da musste ich zugreifen mit meiner starken Affinität zu der kleinen grünen Insel mit dem großen musikalischen Erbe. CELTIC LEGACY wurden 1994 in Irland gegründet. Das erste Album erschien im Jahr 1998. Dann ging der Band das Geld aus und die Band löste sich erst einmal auf.

Im neuen Jahrtausend fanden sie wieder zusammen. Neben dem klassischen Hard Rock sind auf dem neuen Album ´Redux´ auch ein paar Metal-, Bombast- und Progressive-Einflüsse hörbar. Die eigene Handschrift ist dagegen zunächst etwas schwerer erkennbar. Nach dem Intro gibt es mit ´Long Ride Home´ Doppelgitarren und eine gewisse AirPlay-Attitüde, alles auf Basis von klassischem Hard Rock. Aber Songs wie ´Catch The Wind´ klingen nicht sehr anders wie britische oder US-amerikanische Bands in den 80er Jahren wie zum Beispiel DOKKEN. Ein „catchy“-Song wie der Titel schon suggeriert.

´Glenn Corr – The Spirit Of The Vagabond´ hat da deutlich stärkere irische Wurzeln. Klar. Ist es doch eine Hommage an Irland und natürlich an meinen Helden Philip Lynott, den THIN LIZZY-Boss (schon wieder, super, hatten doch erst GENERATION LANDSLIDE ihr Tribut gezollt). Das ist dann auch ein wirklich schöner Song musikalisch an Philip und noch mehr an Gary Moore erinnernd. Das hat trotz Hommage eine irgendwie stärkere, eigene Handschrift und trotzdem einen eingängigen Refrain. Zum Schluss hört man Philip in typischer Manier: „Till the next Show. Thank you“ (schön wäre es).

´Lost Soul´ greift dann tief in die MANOWAR-Text-Kiste. Es geht um „Valhalla“ und ist letztendlich auch stark vom irischen Sound geprägt. Na also. Die beiden Songs werten das Album deutlich auf und wären für mich die empfehlenswerte Richtung für die drei Iren, um aus dem Gros der anderen Bands herauszustechen. ´Talk To Me´ ist auch ein starker Song, irgendwo in Tradition von PRETTY MAIDS, ein ordentlicher Melodic Metal Rock-Song.

Dann gibt es das mit interessanten Breaks angereicherte, dramatische ´Celtic Legacy´. Fast 13 Minuten lang. Leider etwas zu lang. Die Aufarbeitung der irischen Geschichte haben THIN LIZZY mit ´Black Rose´ natürlich deutlich spannender in der Hälfte der Zeit geschafft. Aber da will ich nicht vergleichen, das wäre unfair. Es gibt gute, aber auch etwas langatmige Momente. Das gleiche gilt für das siebenminütige balladeske Schlussstück ´Waterfront´. Etwas kompakter wäre besser gewesen.

Die Produktion von Schlagzeug und Mix klingt zumindest im mir vorliegenden digitalen Gewand etwas unzufriedenstellend. Das Songwriting ist zu wenig konstant, mir persönlich haben die Songs mit keltischen Wurzeln – bei aller Möglichkeit, dies noch zu optimieren – deutlich besser gefallen. Wenn die Band weiter wie im zweiten Teil der Scheibe agiert, dann hat sie – auch ohne meinen grünen Iren-Bonus – eine gute Zukunft.

(7,5 Punkte)