MeilensteineVergessene Juwelen

EXCALIBUR – The First Album

~ 1972/1995 (Reprise Records/Germanofon) – Stil: Hardrock ~


Aus Mönchengladbach stammt das mir gerade zum Tanze aufspielende Trio und schon ein Blick auf das Bandfoto lässt einen leicht schmunzeln. Zehn, zwölf Jahre vor der FAITHFUL BREATH Wikingerphase und 30 Jahre, bevor das Mittelalterliche Spectaculum auch noch phantastisch wurde, sage und schreibe auch 45 Jahre vor uns mit FORGOTTEN NORTH haben die drei Typen eine ulkige Wikingeroptik gefahren, die an Klischees nichts ausließ. Wobei es auch ein Foto in normaler 1972er Schlaghosenoptik gibt, das die Musik besser beschreibt.

Und so ist ihr Album für 1972 aber Frischling und knackt uns eine Mischung aus Hardrock, Progressive Rock, Blues – und Boogierock und damals angesagtem Powerpop, sprich große Melodien, immer wieder mit herrlicher Zerrgitarre untermalt, auf die Mütze.

Der Leadgesang ist mittelhoch, angeraut und für Hard – und Bluesrock durchaus wie geschaffen. Die Melodien eher cool, einige mit diesem typischen Südstaaten Rock-Flair. So wirkt das Album eher lichtdurchflutet, freundlich, klingt nach Party und Spass, denn nach epischer Mystik, wie es der Bandname suggerieren könnte.

Das gemütliche ´Hollywood Dreams´ ist dann der vollendete Wechsel zum Popboogie und Boogiepop, aber könnte durchaus auch bei den von mir sehr geliebten Bruchpiloten aus Jacksonville / Florida zwischendrin als coole Nummer auf einer frühen Platte stehen. Die „Schananana“-Gesangsparts sind hier die einzigen Momente, wo die Band eine Grenze zur Banalität beschreitet. Das wäre quasi der Einstieg in die ehemalige B-Seite. Mir selbst liegt eine CD vor, 1995 erschienen und irgendwie nicht ganz offiziell.

Nach den gescheiterten Hollywood Träumen, vielleicht hätten sie dafür ins benachbarte Düsseldorf umziehen sollen, kommt der spannende progressive Hardrock wieder mehr zum Tragen. Waren die ersten vier Songs geiler, erdiger bis hymnischer Kraftrock mit einem leicht angeproggten Instrumental dazwischen, sind die letzten 15 Minuten ein tolldreistes Rockinferno. Die Orgel ömmelt als Verstärkung der selig jaulenden Powergitarre im bestem englischen Style und übernimmt gerne mal die Schichtleitung. Die Gitarre knarzt aggressiver als auf der A Seite, entschlossener, mit mehr Leidenschaft gedonnert in die Herzen der nach langen Arbeitstagen in Stahl- und Bergwerken ihrer Lust auf Zerstreuung nachgehenden Arbeiter. Man sieht förmlich dunkle Kaschemmen, in denen sich die eigentlich bodenständigen Typen mit schwarzen und braunen Lederjacken und beigen Cordhosen tummeln, um zur feurig verruchten Rockmusik, die daheim bei der Angetrauten nie auf den Plattenteller käme, ekstatisch mit den anwesenden wilden Mädchen zu tanzen. Mal flotter, mal entspannt.

So wie das die Platte beschließende ´Feelin’s´ es ausdrückt. Heißer Groove, Leadgitarrenekstase, getragen tanzbarer Mittelteil mit eher nachdenklich dunkler Stimmung.
Warum nach dem durchaus ordentlichen Einstieg und dem Bruch zum Boogiepop hin solch ein Hardrockinferno losgelassen wurde, kann ich nicht sagen. Aber viele Alben damals waren weniger kohärente Nischenprodukte, sondern loteten die beschreitbare Bandbreite der eigenen musikalischen Identität aus.

Alben wie dieses hier gab es 1972 viele und das in aller Welt. EXCALIBUR haben ein gutes Händchen, die Songs allesamt schmissig und einprägsam zu gestalten, dass der geneigte Fan (grammatikalisches Geschlecht, also natürlich beiderlei Geschlechts und Hermaphroditen) sich auch nach längerer Zeit im Schrank wieder gerne an das Album erinnert und es mit Vorfreude auflegt.