PlattenkritikenPressfrisch

220 VOLT – Power Games

~ 1984/2022 (Music On Vinyl) – Stil: Melodic Heavy Metal ~


Die wechselhafte Geschichte der Schweden 220 VOLT wird seit 1979 von Gitarrist Mats Karlsson und weithin auch von seinem Partner an der Gitarre Thomas Drevin begleitet. Dabei begann das Abenteuer dieser Heavy Metal- und Hardrock-Band vier Jahre nach Bandgründung mit der Unterzeichnung eines Plattenvertrages bei der Firma „CBS“ und der anschließenden Debüt-Veröffentlichung ´220 Volt´ recht spektakulär. Gemeinsam mit Sänger Jocke Lundholm, Bassist Mike Krusenberg und Schlagzeuger Peter Hermansson veröffentlichten sie noch in trauter Geschlossenheit den 1984er Nachfolger ´Power Games´.

 

 

Auch in der „Clear Crystal & White Marbled“-Vinyl-Wiederveröffentlichung muss dieser frühe schwedische Heavy Metal ordentlich laut gehört werden, damit dieser raue und rohe Stil der frühen Achtzigerjahre immer noch die Boxen kurz und klein haut.

Die einen sahen die Musik auf ´Power Games´ als unspektakulären Hardrock an, während die Achtzigerjahre-Headbanger gerade auf diese schweren und einprägsamen Riffs abgefahren sind und auch Gruppen wie EUROPE, TORCH oder OVERDRIVE aus jenen Tagen vergötterten. Die acht Songs von ´Power Games´ brachten somit Nachschub für den Bewunderer dieser schwedischen Metal-Welle, die jeder nach mehrmaligem Genuss nahezu abgöttisch liebte.

Als erstes haut dich auch noch heute der Opener ´Firefall´ aus den Schlangenlederstiefeln. Aus dem Hintergrund rufen die Jungs den Refrain bis ins Stadion hinein, während diese stilsicheren Doppelgitarren-Leads über die kommenden 35 Minuten einen echten Nervenkitzel auslösen.

Im mächtigen ´Airborne Fighter´ schaut noch etwas der Hardrock herein, nimmt dich jedoch schon wieder auf eine weitere Reise durch die Lüfte mit. Über allen anderen Songs thront allerdings, wie sein Name bereits ankündigt, ´Over The Top´, in seiner ganzen Strahlkraft, und auch hier rufen verzerrte Stimmen vom Bühnenbild her den Titel.

Die Riffs, diese Riffs, auch zum Abschluss der A-Seite, im ausführlichen ´Night Without End´ lassen dich nunmehr erbärmlich zappeln und gerade noch am Leben.

Der manische Hardrocker oder gar frühe zynische Metaller ´Child Or Beast´ besitzt hingegen in seinen finsteren Schwingungen einen Hauch orientalischer Würze. Ohne Zurückhaltung brennen sich die ´Mistreated Eyes´ bei dir ein, kraftvoll und hemmungslos. ´Don’t Go´ rufen immer wieder die Stimmen aus dem Off, wenn die 220 VOLT beständig ihr Fortkommen finden.

Diese Traurigkeit, dieser raue Schmerz, zum Abschluss der B-Seite, im zögernden ´Carry On´ lassen dich nunmehr in den Melodien winden und gerade noch am Leben, solange bis die Boxen zu Kleinholz verarbeitet sind.

Denn 220 VOLT muss elektrisch laut gehört werden.

(9 Punkte)

 

 

Nach einem weiteren legendären Studio-Album, ´Mind Over Muscle´ (1985), das auch endlich den nachgereichten Titelsong ´Power Games´ enthielt, mussten bis auf den schon älteren Peter Hermansson alle Bandmitglieder von 220 VOLT, samt neuem Zweitgitarristen Peter Olander, ihren Dienst beim schwedischen Militär ableisten, sonst wären sie im Gefängnis gelandet. Immerhin wurden die Bandmitglieder am selben Standort stationiert.

Im Anschluss an elendige über 200 Tage sendete das schwedische Fernsehen sogar eine Dokumentation und die deutsche „Bravo“ brachte eine Story mit der Überschrift „The Military Could Not Stop Them“.

 

https://www.facebook.com/220VoltOfficial