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MAJESTIC RYTE – Majestic Ryte

~ 2023 (Sonic Age Records) – Stil: US Metal ~


Es war einmal… vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis – da überlegte sich ein findiger Überlebenskünstler, wie er denn zukünftig seine Mahlzeiten sichern könne ohne hart dafür zu arbeiten. Also am Besten irgendeine verschwörerische Geheimorganisation.

Für den Obsidianischen Orden war er jedoch nicht grausam, für die Tal Shiar nicht rücksichtslos genug. Also landete er bei der Sektion 31 und verpisste sich sogleich zeitreisenderweise unter fadenscheinigen Ausreden ins Erdenjahr 1988, wo er sich in kleinen Clubs versteckte, seine Vorliebe für „American Metal“ – wie ein Bekannter von ihm namens LIZZY BORDEN es nannte – etablierte und zufällig eine Combo namens MAJESTIC RYTE und ihr selbstbenanntes, vielversprechendes 5-Song-Demo für sich entdeckte.

Äusserst gelungen fand er deren Werk, doch er musste satte 35 (!) Jahre warten, bis seine neuen Helden ihr Debüt gleichen Namens wie Band und EP (!!) in gleicher Bandbesetzung (!!!) veröffentlichten. Doch es war das Warten, die drei Scheidungen als auch der Kinder siebenköpfger Schar wert. Aber dies ist eine andere Geschichte.

 

 

So Leute, jetzt werde ich wirklich mal ernst, denn Bassist John Funk hat die Veröffentlichung nicht mehr erleben dürfen, da er letztes Jahr im Februar leider bereits viel zu früh verstarb. Ein weiterer, wenn auch sehr trauriger Grund, sich diese ansonsten rekordverdächtige Scheibe in die Sammlung einzuverleiben.

Nach dem Demo ’88 trennten sich MAJESTIC RYTE damals bereits zwei Jahre später, kamen 2008 erneut ohne Ergebnis zusammen und starteten immer noch in der Urbesetzung seit 2017 endgültig neu. 2019 konnten sie bereits auf dem legendären UP THE HAMMERS antreten und spätestens nach diesem Album dürften sie der heisseste Kandidat für das KEEP IT TRUE sein, gerade weil sich so viele darüber aufregen, dass es fast nur noch „Coverbands“ mit maximal einem Urmitglied gibt. Die Zukunft nach all den Jahren schien grenzenlos. But life’s a bitch. Farewell, John – your music is here to stay.

Schon beim ersten Riff aus der linken Box, dem ersten Gesangseinsatz dieser kräftigen, klaren Stimme zum vertrackten Rhythmus wird klar: Unser Zeitreisender hat sein Ziel erreicht. Abwechslungsreicher US Metal, wie er herrlicher nicht sein könnte. Wenn danach schon episch ´Guardian´ im Refrain intoniert wird und die Gitarren shredden, was das Zeug hält, greift alles zwischen FATES WARNING und VICIOUS RUMOURS zur neuen Unterhose oder macht stofflos verzückt vor Freude springend gleich splitternackt weiter.

Man steht ja noch im Saft und es könnte ja noch ein Ohrgasmus folgen. Ein fettes Ultraheavyriff läutet ´Strawman Cometh´ ein und ich stelle begeistert fest, daß mich hier eine leichte Progressivität erwischt, die jedoch weit entfernt von jeglichem Egogefrickel stets in nachvollziehbaren US Metal mündet. Genau die richtige Mischung zwischen anspruchsvoll und doch mitreissend ohne zu überfordern. Praktisch der Hybrid für Traditionalisten als auch Progmetaller.

 

 

Genau da dürfte für einige der Knackpunkt liegen: Alle Songs bewegen sich auf diesem überdurchschnittlichen Level, es gibt weder Abstürze, noch Warp 7 – Überflieger, die demnächst zum Bier auf Metalabenden gereicht werden. Doch für Liebhaber und Zuhörer ist alles dabei, was den US Metal so schön macht bis hin zu wunderbaren Akustikparts in ´Breaking Dawn´, was ich Powerballade nenne, aber Otto Normalverbraucher sieht man schon mit erhobenen Händen das Weite suchen. So muss das.

Wir haben hier eine typische Platte für Feinschmecker dieser Musikrichtung, die diese Scheibe lieben werden, weil sie zuhören. Keine platten, plakativen Refraine, die man faustreckend mitgrölen kann (ich selbst werde dennoch den ´Guardian´ in sämtliche Playlists reinbuttern), keine repetetiven Thrash- und Moshattacken, bei denen man mal abschalten und 5 Minuten nur eindimensional bangen kann.

MAJESTIC RYTE werden Zeitgenossen lieben, die HELSTAR ebenso mögen wie KINETIC DISSENT oder WATCHTOWER. Für Freaks, die HADES auflegen, nachdem sie OMEN gehört haben und sich schon auf TIMELESS HAUNT freuen.

Momentan mein Favorit des klassischen „Second Wave“ US Metal zur Sternzeit 2023.

 

facebook.com/DARKSTALKER2018


den Glauben an wahren US Metal bewahrten für euch:

John Funk (R.I.P. 2022) – Bass
Tom Sauer – Schlagzeug
Nick Trotti – Gitarren
Greg Tsaknakis – Stimme