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TITANIA – The Maverick

~ 2022 (Independent) – Stil: Doom Metal ~


Das Füllen von Sammlungslücken reißt immer gerne neue Lücken auf. Habe ich neulich bei Discogs ein paar Sachen von REINO ERMITAÑO erlegt, oder zumindest der Suchliste zugefügt. Neugierig geworden mußte ich doch mal nachlesen, was Sängerin Tania Duarte noch so treibt. Selber Schuld. Denn so stolperte ich über ihr, gemeinsam mit Gitarrist Eloy Arturo, neues Projekt TITANIA. Deren Debüt erschien kürzlich im Dezember 22. Folgerichtig ist ein Besuch auf der Bandcampseite, der sich wahrhaft gelohnt hat.

Ob jetzt TITANIA deren zweites Standbein ist, oder ob REINO ERMITAÑO vorübergehend oder auch endgültig auf Eis liegen, war nicht wirklich zu erfahren. Klar ist, sie bleiben weiterhin ihrer Musik treu. Auch ihr neues Projekt ist tief im Doom verwurzelt. Doch es gibt Unterschiede, Entwicklungen. Während ich zumindest das Frühwerk der Könige als etwas lichter und heller empfinde, wirken TITANIA weit düsterer. Mag man versucht sein, an AVATARIUM zu denken, schon ob des weiblichen Gesangs, geht man in Peru etwas andere Wege. Hier agiert man weniger rockig, viel fordernder. So erinnert das Gesamtpaket ´The Maverick´ doch eher an eine psychedelische Variante von BLACK SABBATH.

Die bei REINO ERMITAÑO, zumindest auf ´Brujas Del Mar´, oft sehr präsente und prägnante Flöte kommt hier weit weniger zum Einsatz. Dafür klingt sie hier in ´Shaman´ weit wirkungsvoller. Eher gefühlvoll, besinnlich spielen TITANIA hier auch mit folkloristischen Momenten der Musik der Ureinwohner. Ansonsten wird ´The Maverick´ vom düster dräuenden Gitarrenriff beherrscht. Manchmal wird das unterstützt durch altmodische Hammond-Klänge. An einigen Stellen erinnert diese Orgel an genrefremde Musik aus dem Hause Helge Schneider. Wobei beide wohl aus ähnlichen Quellen der Inspiration genährt sein könnten.

Der wichtigste Unterschied aber zu erwähnten ´Brujas Del Mar´ liegt bei Tania selbst. Sie klingt heute weit rauer und aggressiver als damals. Wirkte sie früher mädchenhaft und jugendlich, ist sie heute gereift und in der Lage viel mehr düstere, dunkle Gefühle rüberzubringen, Ich kann mir vorstellen, musikalisch und gesanglich ist sie endlich da angekommen, wo sie immer hin wollte. Und für mich hingehört. Da sie (wie ich finde leider) jetzt statt spanisch englische Lyrics nutzt, dürfte einem Durchbruch auf weiter Strecke auch eher förderlich sein.

TITANIA, die Gattin Oberons in Shakespeares „Sommernachtstraum“ hat jetzt eine zweite Karriere begonnen. Nach Theater und Oper hat sie ihren Weg in die Rockmusik gefunden. Die aber ist weniger sommerlich träumerisch. Vielmehr deckt sie jetzt ihre dunklen Seiten auf. TITANIA schenkt dem Hörer Musik für die dunklen Stunden, für lange mondlose Winternächte. Und statt Komödie bietet sie uns jetzt Drama. Die Königin der Elfen sollte Tania und ihren Mitstreitern dankbar sein, ihre neuen Seiten zeigen zu dürfen.

(8 Punkte)

https://titania4.bandcamp.com/album/the-maverick

https://www.facebook.com/heavydoomband