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JOSHUA MURPHY – Lowlands

~ 2022 (aufnahme + wiedergabe) – Stil: Dark Folk ~


Joshua Murphy zog vor einigen Jahren von Australien nach Berlin und verliebte sich in die Stadt und die Szene. Doch seine große Liebe, vielleicht ist es auch schlichtweg Heimweh oder die Sehnsucht nach trostlosen Orten und endlosen Landschaften, ist immer noch das australische Outback, in dem er geboren und aufgewachsen ist. Australien, seine Einzigartigkeit und seine Schönheit, scheint für ihn allerdings momentan sehr weit weg, am Ende der Welt gelegen und der Künstler im Berlin der Gegenwart eingeschlossen.

Der Multi-Instrumentalist und Songwriter schrieb seine beklemmende Debüt-Veröffentlichung bereits in den Jahren 2019 und 2020. Dabei wählte der Künstler eine gewisse natürliche Begrenzung in der Auswahl seiner Instrumente, bei denen er sich auf Gitarre, Klavier, Synthesizer, Streicher und seine Stimme beschränkte.

 

 

Gemeinsam mit Produzent Martin J. Fiedler aufgenommen, erzählt die ´Lowlands´-EP samt ihrer vier Kompositionen düstere Geschichten. Ebenso wie sein Landsmann Nick Cave, der auch dereinst nach Berlin ging, widmet sich Joshua Murphy der dunklen Seite des Rock. Denn tatsächlich interessiert er sich seit Jahren für westliche Bestattungsmusik und sieht sie auch als wichtigen Einfluss für seine Debüt-EP. Diese drückt nämlich die Dunkelheit und Finsternis aus, die sich gleichsam in den Kompositionen eines Joshua Murphys wiederfinden lassen.

Dass der Crooner zudem Barry Adamson (MAGAZINE, VISAGE, THE BIRTHDAY PARTY) und Nick Cave (BIRTHDAY PARTY, NICK CAVE AND THE BAD SEEDS, GRINDERMAN) verehrt, ist herauszuhören, aber auch Formationen wie WOVENHAND und KJELLVANDERTONBRUKET oder Ur-Crooner wie Leonard Cohen kommen dem Hörer beim Genuss in den Sinn.

Denn grauer Nebel durchweht die finstere Grabesstimmung eines ´The Killing Floor´, in dem die Streicher an den Nerven zerren und allein das Klavier einen Ausweg aus dem Wehklagen zu kennen scheint. Am Ende klappern bereits die Skelettknochen an der modrigen Holzkiste, so dass das „Halleluja“ von ´The Fault Was Lain There Too´ nicht fern ist und von sanft wiegenden Streichern und der Akustikgitarre getragen wird. Dagegen bestimmt ein Klavier das Voranschreiten von ´Littered With Ghosts´, das von einer luftigen, allerdings nervenzerreißenden Atmosphäre erfüllt ist. Diese zur Hochspannung elektrisierte Stimmung windet sich in ´A Town With No Fear´ zu Glockenschlägen und hölzernem Klappern ein letztes Mal aus den Fängen des Todes, aus den Niederungen der Natur.

(8 Punkte)

 

https://www.facebook.com/JoshuaMurphyMusik/
https://aufnahmeundwiedergabe.bandcamp.com/album/lowlands


Pic: Steve Gullick