Livehaftig

HEATHEN, TOXIK

~ 09.06.2022, 7er Club, Mannheim ~


Aufgrund des Ukraine Krieges werden jetzt sogar die Drummer bei Liveshows knapp. Die drastischen Sparmaßnahmen beginnen zu wirken…. Sarkasmus. Dazu aber später mehr.

Auf der Außenbühne des 7er Clubs hätten HEATHEN und TOXIK eigentlich spielen sollen, aber der angekündigte Regen macht dem Veranstalter einen Strich durch die Rechnung und man verlegt die Show wieder in den Club-Innenraum. Gut so, denn in einem Club ist einfach eine bessere Atmosphäre.

Pünktlich um 20 Uhr hämmern TOXIK die ersten Töne durch die Verstärker. Ein harter, transparenter Sound krallt sich umgehend in die Gehörgänge. Mit ´Spontaneous´ vom zweiten Album ´Think This´ legt man los. Mittelpunkt ist ganz klar Sänger Ron Iglesias (ex-XENOPHILE), den ich schon einmal live erleben durfte, mit TOXIK beim „True Thrash Fest“ in Hamburg 2019. Der Typ ackerte im wahrsten Sinne des Wortes auf der Bühne und brillierte mit seinem hohen Gesang. Einen besseren hätte Gitarrist und Bandleader Josh Christian nicht in die Band holen können. So muss ein Frontmann live agieren!

Generell ist die Band aber auch sehr bewegungsstark, trotz des hohen spielerischen Niveaus. Allen voran Josh mit einer unfassbaren Gitarrenarbeit. Seine Riffs und Soli peitschen mit einer Wucht heraus, dass einem fast der Atem wegbleibt. Die teils hektischen Songs sind sicher nicht jedermanns Sache, aber bei den Anwesenden kommt das super an. Neben einem brandneuen Song namens ´Dis Morta´, welcher zugleich der Titeltrack des kommenden Albums ist, hauen sie mit ´Think This´, ´False Prophets´ und ´Greed´ exzellente Nummern raus, die mit einer Wucht dargeboten werden, dass die Ohren im wahrsten Sinne des Wortes glühen. Aber das große Finale ist der Höhepunkt des TOXIK Auftritts.

Mit ´World Circus´ und  einer unfassbaren Version von ´Heart Attack´, laut mitgebrüllt von den verschwitzen Bangern, atomisieren sie die Clubatmosphäre. What the fuck! Drummer Jim De Maria muß mächtig Gas geben und tut das mit einem perfekten Spiel. Dass er sich hier nur warm spielt, weiß man zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht. Anyway, TOXIK sind in dieser Form eine echte Maschine, was vor allem an Sänger und Rampensau Ron Iglesias liegt. Well done.

Nach dieser Vorlage haben es HEATHEN nicht leicht. Dass ich das letzte HEATHEN Album ´Empire Of The Blind´ als absoluten Schwachpunkt in der bisherigen HEATHEN Discografie ansehe, hatte ich ja schon geschrieben. So sind meine Erwartungen folglich generell recht niedrig. Und ich soll mich auch nicht täuschen. Ohne Lee Altus stehen die Amis auf der Bühne und legen mit ´The Blight´ vom erwähnten, aktuellen Album los. Gleich gefolgt von ´In Black´ und ´Arrows Of Agony´. Gitarrentechnisch fahren sie die volle Breitseite und zeigen, auf welch hohem Level man spielt. Allerdings versaut Sänger David White-Godfrey die ersten 15 Minuten gnadenlos. Stimmlich voll daneben, klingt das eher nach Katastrophe. Und schon hier merkt man, dass ihm eigentlich Power in der Stimme fehlt. Das zieht sich während des ganzen Gigs hin, auch wenn es im weiteren Verlauf des Auftritts etwas besser wurde. Sein Stimmvolumen ist für HEATHEN einfach zu schwach und auch generell hält sich seine Performance in Grenzen.

Dass nun erneut Drummer Jim De Maria die Trommelfelle verprügelt, lässt mich zum Beginn des Livereviews zurückkommen. Ein Drummer, zwei Bands – warum, wieso, dazu lässt man die Fans im Unklaren. Erneut spielt De Maria solide, allerdings hat der bandeigene Soundmann vergessen, seine Ohren zu spülen, denn der Drumsound überlagert in weiten Teilen die Gitarren, was das Hörvergnügen eintrübt. Das scheint allerdings die wenigsten zu stören, denn man feiert HEATHEN richtiggehend ab. Die Setlist ist ok, allerdings ausbaufähig. Hat man mit ´Goblin`s Blade´, ´Control By Chaos´ und dem überragenden ´Death By Hanging´ wenigsten ein paar Klassiker am Start, arbeitet man sich ansonsten durch den Backkatalog. Hervorzuheben ist sicher Kragen Lum, der mit seinem Spiel den ganzen Auftritt etwas über das Mittelmaß hinaus rettet.

Nett, aber auch nicht mehr, kann ich von meiner Perspektive aus zum HEATHEN-Gig sagen. Keine Chance gegen die TOXIK-Walze, die eindeutig als Sieger des Abends hervorgeht. Reichlich Merch gibt es von beiden Bands, so dass sich Fans gut eindecken können.


Fotos: Jürgen Tschamler